Der Pfad Der Steine by Carter Robert

Autor:Carter, Robert [Carter, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453520752
Google: qh0aAAAACAAJ
Amazon: 3453520750
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2004-01-01T23:00:00+00:00

»Tot!«, frohlockte Edward.

»Mausetot!«, bekräftigte Sir John.

Will sah den Sand und stellte sich vor, sein eigenes Herzblut würde aus einer solchen Wunde strömen. Bei dem Gedanken wurde sein Mund trocken.

Sir John nahm sie mit zu einem Baumstumpf und gab eine Vorstellung mit seinem Bidenhänder. Die Klinge war so scharf, dass man mit ihr Obst hätte schälen können. Er zeigte ihnen, wie ein geschickter Schwertkämpfer mit einem einzigen Hieb einen Eberkopf in zwei Hälften spalten konnte. Bei der Vorführung fiel Will nicht in Ohnmacht, doch Edward ließ ihn nicht aus den Augen, weil er mit einem Schwächeanfall rechnete. Den Rest des Tages musste er sich zusammenreißen, um Edward nicht zu verraten, dass ihm beim Anblick von Blut schlecht wurde. Denn hätte er sich diese Blöße gegeben, hätte Edward seine Schwäche rücksichtslos ausgenutzt.

In der Nacht quälte Will ein schrecklicher Albtraum. Er begann ganz harmlos; Hand in Hand spazierte er mit Willow durch den Forst von Wychwoode. Doch dann tauchte ein riesiger Mann in Ritterrüstung auf, der viel größer war als Will. Sein Gegner war mit einem Falchion bewaffnet, wie Sir John eines benutzt hatte, und der Arm, der die Klinge hielt, schien unglaublich stark zu sein. Als der Krieger sein Falchion gegen einen Baum schlug, spaltete sich der Stamm, und eingebettet im Kernholz sah Will sein eigenes Skelett. Willow rannte schreiend davon; neben dem Baum standen Eldmar und Breona und weinten, doch da waren auch seine leiblichen Eltern und lachten ihn an - die Herzogin und Gevatter Tod.

Als er aufwachte, war er in Schweiß gebadet. Er schlug die Decke zurück und stand auf, um sich etwas Wasser zu holen, doch sowie seine Füße den eisigen, nassen Steinboden berührten, hielt er wie erstarrt inne. Die Wassertonne leckte. Wasser benetzte seine Füße, sammelte sich auf dem Boden und ver-332

sickerte in den Ritzen zwischen den Steinen. Doch er glaubte, er hätte draußen ein Geräusch gehört, und plötzlich fiel ihm der Drachenstein ein.

Den Stein hatte man in irgendeinem feuchten Keller vergraben, für welchen Kräutermeister Gort zuständig war; doch der hatte noch kein einziges Wort über die Angelegenheit verloren. Aber nun hörte Will den Stein flüstern -

er rief ihn. Es bestand nicht der geringste Zweifel, dass der Drachenstein versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen, und deshalb war er keineswegs überrascht, als er nach draußen blickte und das Gespenst sah, das im inneren Burghof spukte.

Er kannte seinen Namen.

Es war der Tod, der im kalten Mondlicht umherwandelte. Der Tod, der nach Friedhofserde stank, eine faulige Ausdünstung verströmte wie ein im nächtlichen Nebel verrottender Kadaver. Es war der Tod, ohne jeden Zweifel. Will duckte sich, weil eine grauenhafte Angst ihn beschlich, und weil sein Instinkt ihm sagte, dass die Erscheinung aus einem ganz bestimmten Grund durch die Gemäuer pirschte. Der Tod suchte etwas ... er war auf der Suche nach seinem verlorenen Sohn.

Als Will am nächsten Morgen erwachte, wartete draußen ein regnerischer, windiger Frühlingstag auf ihn. Er traf Gort dabei an, wie er über die Motte stromerte und im Boden herumstocherte. In der Burg waren Angehörige der Blicklosen zu Besuch, und mit ihnen wollte Gort nichts zu tun haben.

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