Der letzte Werwolf by Duncan Glen
Autor:Duncan, Glen [Duncan, Glen]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 978-3-10-401747-1
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2012-02-16T05:00:00+00:00
31.
Ich hatte keine große Freude daran, aus der Villa zu verschwinden. Erst musste ich mir noch zwei weitere Glassplitter entfernen, einen in der linken Wade, der andere – ziemlich schmerzhaft, als ich die ersten Schritte tat – im rechten Knie. Ein paar Minuten lang lag ich einfach auf einem der riesigen Sofas, blutete und tat mir selbst leid. Es war recht angenehm, mit halbwegs erträglichen Schmerzen zusammengerollt dazuliegen und dem Regen zu lauschen. Das waren die ersten paar friedlichen Minuten, die ich seit einer verdammten Ewigkeit hatte, dachte ich und schniefte verärgert.
Aber so konnte es offenkundig nicht bleiben. Ich humpelte zu den Trümmern der Bar hinüber, nahm einen stärkenden Schluck Kauffman Vodka, fischte die Luger aus dem Schutt und bahnte mir vorsichtig einen Weg hinaus auf die Terrasse.
Abgesehen vom Regen, durch den ein angenehm frischer Duft feuchter Erde durch den Qualm aufstieg, war es auf dem Delon’schen Anwesen still. Die beiden Wachen im Garten lagen blutig, tot, in der Nähe, einer von ihnen hielt noch immer Cloquets Fernglas in der Hand. Kein Geräusch auf dem Dach. Grainer hatte den Ausguck dort oben mit seinem Zielfernrohr aus über fünfzig Metern erledigt. Die herbeigerufenen Verstärkungen waren nirgendwo zu sehen, hatten sich sicherlich gegenseitig angeschaut und mit ehrlicher Feigheit wortlos zugenickt: Scheiß auf Verstärkung.
Was hieß, dass ich sie umgehen musste, falls sie jetzt mit blank liegenden Nerven und entsicherten Waffen umherschlichen.
Ich brauchte dringend ein Transportmittel. Gehen kam nicht in Frage, nicht mit den blutenden Wunden und der eingedrückten Rippe (Rippen wahrscheinlich, Plural; für eine einzelne waren die Schmerzen zu groß). Gut möglich, dass Cloquet mit dem Wagen hierhergekommen war, aber vielleicht war er auch mit dem Fallschirm abgesprungen, hatte ein Kamel geritten oder einen Hüpfball benutzt. Und außerdem, wer wusste schon, wie weit es bis zum ›Südtor‹ war? Nein, ich brauchte ein motorbetriebenes Transportmittel. Was hieß, dass ich mich zu den Garagen vorarbeiten und dort irgendetwas kurzschließen musste, was sich da fand; eines der vielen Dinge, die ich in meinen zweihundert Jahren noch nicht gelernt habe, ist, einen Hubschrauber zu fliegen (Jacquelines Schiffsverbindung stand abflugbereit auf dem asphaltierten Landeplatz).
Wie ich so humpelte und kroch, leise fluchte und mich im Kreis drehte, wie ich befürchtete, dauerte es ermüdend und merkwürdig unbestimmt lang, die Garage zu finden. Ich glaube, ich habe mich in einem der Flure womöglich für ein paar Minuten hingesetzt und bin eingeschlafen. Andernorts musste ich mich an einer Wand übergeben, beobachtet von dem riesigen Pseudo-Bosch-Gemälde einer Schwarzen Messe. Der Regen wurde stärker, so als wollte er durch sein Rauschen verheißen, dass die Zeit zu nichts zerrann. Ich kam an einem großen dunklen Raum vorbei, wo auf einem an der Wand befestigten Flatscreen-Monitor ein übergewichtiger Rapper seine Handbewegungen machte, die wohl maskuline Coolness vermitteln sollten, ohne Ton aber nur wie eine sinnlos gewalttätige Form von Gebärdensprache wirkten. Das Babyface von der Hecate lag in einer Blutlache auf dem Boden, tot, Augen auf, ein Bein unter sich angewinkelt. Ich ging mehr Treppen hinunter, als es hätte geben dürfen.
Schließlich stieß ich mit pochenden Wunden, wispernder
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