Der Fluch der Rose by Iny Lorentz

Der Fluch der Rose by Iny Lorentz

Autor:Iny Lorentz
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783426438008
Herausgeber: Knaur e-books


9.

Abt Friedrichs Hoffnungen erfüllten sich, denn es wurde eine mächtige Wallfahrt. Zudem war Pater Cyprian gerade noch rechtzeitig aus Bamberg zurückgekehrt, um ihm bei der Leitung des Unternehmens beistehen zu können. Außer den Mönchen, die mit ihm kommen würden, versammelten sich mehr als zweihundert Frauen, Männer und Kinder am Fuß des Klosterhügels, um nach Pirkendorf zu wallfahren. Angesichts des weiten Weges hatten sie derbe Kleidung angelegt und trugen Mantelsäcke oder Beutel mit Vorräten bei sich. Auch wenn man unterwegs immer wieder auf Dörfer traf, würden die dortigen Bewohner kaum in der Lage sein, eine so große Zahl an Pilgern zu verköstigen.

Selbst Klara Häring und Helena Zeller trugen schlichtere Kleidung. Im Gegensatz zu vielen anderen besaßen sie gutes Schuhwerk, und sie mussten ihre Vorräte auch nicht selbst tragen, weil Klara Neža und Helena ein anderes windisches Mädchen mitgenommen hatte. Die beiden sollten sie unterwegs bedienen und ihnen Zofendienste leisten.

Zunächst blieben Maria und Ella in ihrer Nähe, doch als der Wallfahrtszug nach einer vom Abt gehaltenen Messe aufbrach, stellte sich bald heraus, dass Ella nicht mithalten konnte. Obwohl Maria sie stützte, wurden sie von immer mehr Wallfahrern überholt und fanden sich bald am Ende der Kolonne wieder.

Wegen ihrer Sorge um Ella hatte Maria ihrer Umgebung bislang wenig Beachtung geschenkt. Nun aber bemerkte sie einen alten Mönch, der sich beim Gehen noch schwerer tat als Ella. Bei ihm war der junge Priester, dessen Anblick und dessen Predigt sie verzaubert hatten. Um ihn wiederzusehen, war sie an den letzten beiden Sonntagen nach Arnoldstein in die Kirche gegangen. Doch zu ihrem Leidwesen hatte dort jeweils ein anderer Priester die Messe gehalten. Daher freute sie sich, dem jungen Pater zu begegnen, und lächelte ihm zu.

»Es ist sehr freundlich von Euch, dass Ihr Eurem Mitbruder so liebevoll helft.«

Der Klang ihrer Stimme glich dem Gesang einer Nachtigall, fand Johannes und erwiderte ihr Lächeln.

»Bruder Vincentius ist mein Freund, und ich habe ihm vieles zu verdanken. Es wäre übel von mir, ihm nicht beizustehen. Doch welchen Grund habt Ihr, Euch mit einer Magd zu belasten?«

Ella schnaubte bei dem Wort Magd ein wenig, sah sie sich doch als etwas Besseres an. Maria lachte leise.

»Diese Frau hat mich aufgezogen und ist immer für mich da gewesen. Sollte ich ihr dies etwa mit Undank lohnen?«

»Gewiss nicht!«, antwortete Johannes rasch. »Dennoch ehrt es Euch, wie Ihr Euch dieser Frau annehmt.«

»So wie es Euch ehrt, dem frommen Bruder Vincentius zu helfen.«

Maria lächelte noch lieblicher und brachte Johannes’ Gefühle in Aufruhr. Er war Priester und hatte Keuschheit gelobt, sagte er sich immer wieder. Zwar hatte er gehört, dass andere kirchliche Würdenträger dieses Versprechen nicht ernst nahmen und der Fleischeslust frönten, aber wenn diese Männer eine so schlimme Sünde auf ihr Haupt luden, durfte er nicht das Gleiche tun.

Wenigstens bis jetzt nicht, sagte ein kleines Teufelchen in seinem Innern. Die Maid ist wunderschön, und warum soll dir versagt bleiben, was selbst Päpste und Bischöfe als ihr Recht ansehen?

Nur mit Mühe gelang es Johannes, solch rebellische Gedanken niederzukämpfen. Er war froh, dass es nun bergan ging und Bruder Vincentius sich schwer auf ihn stützte.



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