Der Fluch der Pharaonen by Philipp Vandenberg

Der Fluch der Pharaonen by Philipp Vandenberg

Autor:Philipp Vandenberg [Vandenberg, Philipp]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-01T16:00:00+00:00


Wenn Nerven verrückt spielen

Professor Man behauptet nun, daß die A-Fasern das Rückenmark beeinflussen, so daß es für Schmerzmeldungen der C-Fasern weniger empfindlich wird. Die A-Fasern sind es also, die blitzschnell melden: »Alles in Ordnung.« Fehlen diese Impulse — bei einem amputierten Bein zum Beispiel —, dann erleidet der Patient sogar einen Phantomschmerz. Mit Hilfe der Akupunkturnadeln werden die schmerzdämpfenden Impulse der A-Fasern vermehrt, was bis zur völligen Blockierung der C-Fasern führen kann.

Wir sehen: Was man vor Jahrhunderten und Jahrtausenden gutgläubig als Nadelattacke gegen böse Geister betrachtete, war, ohne daß man sich dessen bewußt wurde, eine wissenschaftliche Entdeckung allerersten Ranges. Es ist darum nur allzu wahrscheinlich, daß die alten Ägypter mit ihrer hochentwickelten Wissenschaft über Abwehrmethoden gegen Grabräuber verfügten, deren Wirkung ihnen zwar bekannt war, nicht aber ihre medizinische oder physikalische Ursache.

Das gilt sicher nur für die Gräber der reich bestatteten Pharaonen, denn der gemeine Mann wurde so armselig begraben, wie er gelebt hatte, und dementsprechend waren auch seine Grabbeigaben. Trotz der immensen Flächenausdehnung Ägyptens war das Land nahe daran, an seinen Toten zu ersticken, denn die Leichen wurden ja nur auf den schmalen kultivierten Landstreifen westlich des Nils und im Nildelta bestattet. Daß man die Toten stets im Westen zur letzten Ruhe bettete, hatte seinen Grund, denn im Westen, wo allabendlich die Sonne hinter den Kalksteinplateaus oder im Wüstensand versank, vermutete man den Eingang zur Unterwelt.

Die ursprüngliche Bestattungsart hatte wenig gemeinsam mit den aufwendigen Einbalsamierungsriten. Diese pompöse Konservierung für die Ewigkeit blieb immer nur den Vornehmen und Pharaonen vorbehalten. Der einfache Ägypter wurde auch am Ende des Neuen Reiches beinahe genauso bestattet wie seine Ahnen 3000 Jahre zuvor. Man findet noch heute Gräber im heißen Wüstensand, in denen die Toten mit angezogenen Oberschenkeln, auf der linken Seite liegend und zugedeckt mit einer Bastmatte, dank der niedrigen Luftfeuchtigkeit die Jahrtausende ohne Mumifizierung überdauert haben. Der Totenkult war jedoch der gleiche: Auch der ärmste Fellache hatte Tongefäße mit Speise und Trank bei sich, einfache Waffen und Toilettengegenstände wie zum Beispiel die in Ägypten so geschätzte Augenschminke.

Verfolgen wie die Entwicklung der frühen ägyptischen Gräber weiter, so macht man sie mit der Zeit immer tiefer, um den bei Nacht umherschweifenden Schakalen keine Beutechance mehr zu bieten. Die primitiv ausgehobenen Gruben werden später zu rechteckigen Schächten, zu Kammern, die für die Aufbewahrung der Beigaben weitere Nebenkammern erhalten. Schließlich soll das Grab auch von außen sichtbar sein: Es wird mit einer Umfassungsmauer versehen und mit Baumaterial ausgefüllt, so daß ein »Grabmal« in Form eines länglichen Quaders entsteht. Diese Quader sind — je nach Bedeutung und Reichtum des Verstorbenen — verschieden groß. Man nennt sie »Mastaba«, was arabisch »Bank« bedeutet.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.