Der Exorzist by Blatty William Peter

Der Exorzist by Blatty William Peter

Autor:Blatty, William Peter [Blatty, William Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783838748337
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2013-06-15T22:00:00+00:00


Dritter Teil

Der Abgrund

Sie entgegneten ihm: »Welches Zeichen tust du, damit wir es sehen und dir glauben?«

– Johannes 6,30

»Aber ich habe euch gesagt: Ihr habt mich gesehen und doch glaubt ihr nicht.«

– Johannes 6,36

1.

Sie stand auf dem Fußgängerweg der Key Bridge, die Arme auf das Geländer gelegt, voller Unruhe. Hinter ihr ratterte der Verkehr, waren Menschen auf dem Heimweg, normale Menschen mit alltäglichen Sorgen, die auf die Hupe drückten und es gleichgültig hinnahmen, dass andere ihnen die Stoßstange zerkratzten.

Sie hatte Mary Jo erreicht. Und ihr einen Haufen Lügen erzählt.

»Regan geht es gut. Übrigens habe ich daran gedacht, wieder eine Dinnerparty zu geben. Wie war doch gleich der Name dieses Jesuitenpsychiaters? Ich könnte ihn doch auch auf die Gästeliste …«

Lachen drang zu ihr herauf. Ein junges Pärchen in Bluejeans in einem gemieteten Kanu. Mit einer raschen, nervösen Bewegung streifte Chris die Asche ihrer Zigarette ab, der letzten in der Schachtel, und blickte den Fußgängerweg entlang in Richtung Georgetown. Jemand näherte sich mit raschen Schritten: ein Mann in Khakihosen und Pullover. Aber es war kein Priester, er konnte es also nicht sein. Wieder schaute sie hinunter auf den Fluss, auf ihre Hilflosigkeit, die im Kielwasser des leuchtend roten Kanus schäumte. Chris konnte den Namen erkennen: Caprice.

Schritte. Der Mann in Chinos und Pullover war näher gekommen, hatte sie nun fast erreicht. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er einen Unterarm auf das Geländer legte, und schaute rasch zur anderen Seite, nach Virginia. Noch ein Autogrammjäger? Oder Schlimmeres?

»Chris MacNeil?«

Sie schnippte den Zigarettenstummel ins Wasser und warnte mit kalter Stimme: »Hauen Sie ab, sonst rufe ich die Polizei!«

»Miss MacNeil? Ich bin Father Karras.«

Chris zuckte zusammen, errötete und wandte sich dem kantigen, zerklüfteten Gesicht zu. »Oh, entschuldigen Sie bitte.« Nervös machte sie Anstalten, die Sonnenbrille abzunehmen, ließ sie jedoch an Ort und Stelle, als sie seine traurigen dunklen Augen sah, die aufmerksam in ihr Gesicht schauten.

»Ich hätte Ihnen vorher sagen sollen, dass ich nicht in Soutane komme.« Seine Stimme war beruhigend, nahm ihr eine Last von den Schultern. Er hatte die Hände auf dem Geländer gefaltet. Sie waren fein geädert wie auf einem Gemälde Michelangelos, sensibel und groß. »Aber ich hielt es für weniger auffallend, in Zivil zu kommen«, fuhr er fort. »Es schien Ihnen ja wichtig zu sein, dass dieses Gespräch unter uns bleibt.«

»Tut mir leid, dass ich mich zum Narren gemacht habe«, entgegnete Chris. »Aber ich hielt Sie für einen …«

»Menschen?«, fiel Karras ihr mit sanftem Lächeln ins Wort.

Chris nickte und erwiderte sein Lächeln. »Ja. Das wusste ich bereits, als ich Sie das erste Mal gesehen habe.«

»Wann war das?«

»Auf dem Campus an einem meiner Drehtage. Hätten Sie eine Zigarette für mich, Father?«

Karras griff in die Hosentasche.

»Darf es auch eine lilterlose sein?«

»Im Augenblick würde ich sogar Hanfseile rauchen.«

»Bei meiner Vergütung tue ich das häufig.«

Chris lächelte angespannt und nickte. »Ja, stimmt«, murmelte sie. »Das Armutsgelübde.« Sie nahm eine Zigarette aus der Schachtel, die der Priester ihr hinhielt. Karras griff in die andere Hosentasche und zog Streichhölzer heraus.

»Ein Armutsgelübde hat auch seine Vorteile«, meinte er.

»Und welche?«

»Hanfseile schmecken besser damit.



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