Der andere Anti-Demenz-Ratgeber by Josef Kessler & Pia Linden & Ann-Kristin Folkerts

Der andere Anti-Demenz-Ratgeber by Josef Kessler & Pia Linden & Ann-Kristin Folkerts

Autor:Josef Kessler & Pia Linden & Ann-Kristin Folkerts
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783662606063
Herausgeber: Springer Berlin Heidelberg


Anders Platon, der die „Vita contemplativa“, die Beschaulichkeit, die Muße als edelste Daseinsform beschrieb und den Körper das Grab der Seele nannte. Die „Vita activa“ wurde von den Sklaven und Bauern ausgeübt. Jemand muss ja arbeiten, die Häuser bauen, den Acker bestellen und das Vieh züchten.

Viel später schreibt Karl Marx in „Die deutsche Ideologie“ heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie man gerade Lust habe. Das ist sein Ideal von Kommunismus, also eine Kombination von „Vita contemplativa“ und „Vita activa“.

Sexualität ist auch Bewegung. Sie ist gleichzusetzen mit einer leichten bis moderaten körperlichen Aktivität und entspricht etwa 3–5 MET (Metabolische Äquivalente), was als Maß für den Energieverbrauch gilt. Ein MET beschreibt den Stoffwechselumsatz bezogen auf den Ruheumsatz im Verhältnis zu seinem Körpergewicht. Ein MET entspricht dem Energieverbrauch von einer Kilokalorie je Kilogramm Körpergewicht pro Stunde. Anstrengend sind etwa 6 MET.

Der Kalorienverbrauch bei heterosexuellen Pärchen (im Mittel: 22,6 Jahre) beträgt bei Männern durchschnittlich 101 kcal pro Geschlechtsverkehr (oder 4,2 kcal pro Minute) und durchschnittlich 69,1 kcal pro „sexual intercourse“ bei Frauen (oder 3,1 kcal pro Minute). Beide Geschlechter gemeinsam haben im Durchschnitt einen Verbrauch von 85 kcal bei moderater Intensität (Frappier et al. 2013). Das ist viel zu wenig bekannt.

Sexualität ist natürlich nicht nur körperliche Bewegung, sie ist schwierig zu definieren und fast nicht zu messen. Mögliche physiologische Korrelate, wie Testosteronumsatz oder die Oxytocinmenge (das Kuschelhormon), mögen das Gehirn beeinflussen. Vielleicht ist auch der Dopamingehalt relevant. Vielleicht sind auch endokrine Faktoren wirksam, die die adulte Neurogenese stimulieren können. Jedenfalls ist bei älteren Ratten nachgewiesen, dass die sexuelle Aktivität die hippocampale Neurogenese ankurbelt (Allen 2018).

Sexualität macht auch etwas mit unserer Kognition, sexuell aktive Männer und Frauen im höheren Alter können schneller Zahlen verarbeiten und haben ein besseres Gedächtnis. Sie sind gebildeter, körperlich aktiver, weniger einsam und haben eine höhere Lebensqualität (Wright und Jenks 2016). Eine systematische Literatursuche zeigte, dass ältere Menschen, die nicht dement sind und weiterhin sexuell aktiv sind, bessere kognitive Leistungen zeigen (Hartmans et al. 2014). Kognitiver Abbau und ein demenzielles Geschehen scheinen mit einer herabgesetzten sexuellen Aktivität einherzugehen. Sexualität (in welchem Alter, mit welcher Frequenz und mit welcher Wucht?) scheint also ein möglicher Prädiktor, wenn auch ein schwacher, für kognitiven Abbau im Alter zu sein.

Nach all dieser Weitschweifigkeit nun endlich zum Thema:

Wir gehen alle davon aus, dass Sport der Königsweg zur Gesundheit ist, Sport soll vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen, Muskeln aufbauen und glücklich machen. Verhindert oder verzögert er aber auch den Beginn von Demenzen? Und was ist, wenn wir nichts tun?

Eine unlängst veröffentlichte Metaanalyse von Kivimäki et al. (2019), bei der die Resultate von 404.840 Menschen ausgewertet wurden, kam zu dem Ergebnis, dass der Status von Bewegungsarmut als Risikofaktor zur Demenzentstehung noch nicht geklärt ist. Ob Inaktivität das Demenzrisiko erhöht oder senkt, ist nicht klar. Augenscheinlich ist, dass sie das Risiko erhöht, an Diabetes oder Herzerkrankungen zu leiden, und ebenso das eines Schlaganfalls.

Was weiß man sonst noch:

Ist man schon an einer Demenz erkrankt, so helfen multimodal durchgeführte Übungen für ungefähr 60 min am Tag etwa zwei-/dreimal die Woche, um körperlich fitter zu werden.



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