Dein fuer immer by Jasinda Wilder

Autor:Jasinda Wilder [Wilder, Jasinda]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
veröffentlicht: 2014-09-20T22:00:00+00:00

10. KAPITEL

Zerkratzte Arme und verschlossene Türen

Becca

November

Nell saß mir gegenüber und hatte ihre Hände in die Ärmel ihrer Jacke gezogen. Sie sah mir nicht in die Augen, genau wie die letzten Male, die ich sie seit Kyles Beerdigung gesehen hatte.

Sie war mitten im Gespräch davongerannt, und als ich sie auf der Beerdigung wieder traf, war sie mit Kyles älterem Bruder zusammen. Zumindest glaube ich, dass er das war. Ich war mir nicht sicher, da ich ihn nicht gesehen hatte, seit ich zehn oder elf war. Er war, glaube ich, ungefähr fünf Jahre älter als wir und so sah er auch aus. Er wirkte hart und roh, sogar in einem Anzug, trotzdem musste ich zugeben, dass er umwerfend aussah. Er hatte dunkle, lange, etwas strähnige Haare, die ihm auf den Hemdkragen fielen, stechende blaue Augen, denen man eine gewisse Reife ansah und dunkle Schatten, die mir schienen, als rührten sie von irgendetwas tief Verborgenem.

Ich habe Kyle nur ein paar Mal von ihm reden gehört, als wir aufwuchsen. Er lebte sehr zurückgezogen. Den größten Teil seiner Zeit verbrachte er in seinem Zimmer oder in dem alten Schuppen, der als Garage diente. Außerdem hatte er in der Schule oft Schwierigkeiten, daran erinnerte ich mich, beziehungsweise ich hatte Gerüchte darüber gehört. Er hatte Michigan am selben Tag verlassen, an dem er seinen Abschluss gemacht hatte und alles zurückgelassen. Ich weiß noch, wie Kyle das erzählt hat und wie verletzt und durcheinander er geklungen hatte, auch wenn er damals erst elf war. Sein Bruder war einfach gegangen, und das war es.

Und dann war er auf der Beerdigung aufgetaucht und Nell war aus seinem riesigen Pick-up ausgestiegen. Was machte sie mit ihm? Ich stand mit Jasons Hand in meiner unter der überdachten Grabstätte und konnte mir keinen Reim darauf machen. Warum war er überhaupt zurückgekommen? Er hatte seine Familie verlassen, seinen kleinen Bruder allein gelassen, und, soweit ich wusste, noch nicht einmal angerufen. Und nun hing Nell mit ihm rum, am Tag der Beerdigung ihres Freundes? Ich versuchte, mir nicht betrogen vorzukommen. Sie sah mich nicht an, sah niemanden an. Sie stand nur da vor dem Kirschholzsarg mit den bronzenen Griffen und dem Teppich aus falschen Grassoden, der auf der nassen Erde um die Grube herum lag. Sie sah aus, als wäre sie kurz davor in das tiefe, dunkle Loch zu springen, um dort bei Kyle zu bleiben.

Als Nell auf das Gras stolperte, stützte Colton sie mit der Hand. Ich wollte nicht, dass er sie anfasste. Sie gehörte zu Kyle. Ich fühlte die Wut, die von Jason ausging, der neben mir stand und ich wusste, dass er in einem ähnlich verwirrendem Konflikt war.

Nell setzte sich auf einen Stuhl und starrte lustlos vor sich hin, während der Pfarrer leere Worte sprach. Ich weinte leise, genau wie Kyles Mutter, wie Mrs Hawthorne, wie so viele andere Menschen ... außer Nell. Nell weinte nicht und ich hatte sie bisher auch noch nicht weinen sehen.

Als die Worte gesagt waren, warf sie eine Blume in den Sarg, drehte sich dann um und

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