Das Schattentor by El-Bahay Akram

Das Schattentor by El-Bahay Akram

Autor:El-Bahay, Akram [El-Bahay, Akram]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


DER MINISTER

J ack starrte das Tor wortlos an. Vielleicht irrte er sich. Vielleicht ließ es sich öffnen. Er zerrte noch einmal mit aller Kraft an den gewaltigen Flügeln. Doch sie bewegten sich nicht, und irgendwann gab Jack es auf. Schwer atmend stand er vor dem Marble Arch und lehnte sich gegen das Eisen. »Verdammt, Oz«, keuchte er. Der Zauberer war auf der anderen Seite. Alleine mit diesen Wesen. Er …

»Ja?«

Jack fuhr herum. Die Stimme. Sie gehörte dem Archivar. Jack starrte über den Innenhof. Nur Ramses hockte vor ihm und sah ihn aus seinen unergründlichen Augen an. »Oh, ich werde wahnsinnig«, sagte er zu dem Kater. Was war wohl schlimmer? Wahnvorstellungen zu haben oder mit einer Katze zu sprechen?

»Das liegt vermutlich an den vielen Übergängen. Oder an der Zeit in der Zwischenwelt. Das menschliche Gehirn ist nicht darauf ausgelegt.«

Jacks Beine gaben nach. Er verlor ganz einfach die Kontrolle über sie und sackte in sich zusammen wie eine Marionette, der man die Fäden zerschnitten hatte. »Oz?« Er sah Ramses an.

Und der Kater nickte.

»Das … das …«, stammelte Jack. Er fühlte eine Mitschuld an Oz’ Tod. Und nun überkam ihn eine ungeheure Erleichterung. Irgendwie lebte er doch noch.

»… ist eine interessante Erfahrung«, beendete der Kater den Satz.

»Aber wieso bist du hier? Und wieso bist du in dieser Katze?« Jack konnte nicht anders. Er musste Ramses, nein Oz, verbesserte er sich, streicheln.

»Hey«, rief der Kater empört und wich unsicher einen Schritt vor Jack zurück. »Es wäre in Ordnung, wenn du eine hübsche Frau wärst.«

»Aber wieso?«

»Das kann ich selbst nicht genau sagen«, erwiderte Oz in der Gestalt des Katers. Er drehte sich einmal recht wacklig um die eigene Achse. »Ich weiß nur, dass ich vor dem Tor stand, als mich diese Dinger angegriffen haben. Und dann ist Ramses durch mich hindurchgesprungen. Und er hat mich irgendwie … mitgenommen.«

»Mitgenommen?« Jack schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein.«

»Na, ich bin doch hier, oder?« Oz sprach mit ihm, als müsste er einem sehr begriffsstutzigen Kind eine äußerst schwere Lektion erteilen. »Und der Kater ist es auch. Er hält sich nur etwas zurück. Er scheint ein wenig zu dösen.«

»Für Geister gibt es keine Rückkehr.« Es war einer der Leitsätze der Soulmen und wurde jedem Neuling an dessen erstem Tag eingebläut. Nur für den Fall, dass man einmal in die Verlegenheit kam, in der Zwischenwelt auf einen geliebten Menschen zu treffen und sich zu dem Versuch hinreißen ließ, ihn heimlich wieder ins Diesseits zu bringen.

»Es gibt etwas Dringenderes, um das wir uns kümmern müssen.«

»Worum?«, fragte Jack atemlos. Er dachte sofort an Naima.

»Ich kann kaum laufen. Diese vielen Beine machen mich ganz verrückt. Wie kommt der Kater nur damit klar?«

Jack konnte nicht anders. Er musste lachen. Sie waren um Haaresbreite mit dem Leben davongekommen. In Oz’ Fall hatten sie sogar an Leben dazugewonnen. Die ganze Anspannung der vergangenen Zeit löste sich. Sie hatten eine Spur zu Naima gefunden. Jack fühlte die Angst um die Prinzessin in sich. Und die Zuversicht, dass er sie noch einmal finden würde. Irgendwie. Er wusste selbst nicht, woher die Überzeugung kam.



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