Das Salz im See 3: Das Alhambra-Komplott (German Edition) by Götz Justus

Das Salz im See 3: Das Alhambra-Komplott (German Edition) by Götz Justus

Autor:Götz Justus [Justus, Götz]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-02-12T23:00:00+00:00


24. September, 15:35 Uhr Ortszeit; Autobahn 44 Aachen – Düsseldorf, Autobahnkreuz Jackerath

Wieder schüttelte eine Sturmbö den Helikopter. Der erste Herbststurm schien demonstrieren zu wollen, wer hier der Stärkere sei. Es war ein eklig trüber Tag, die tief dahinfliegende Wolkendecke verdüsterte die Szene, schien den Einbruch der Abenddämmerung vorweg nehmen zu wollen. Eigentlich dämmerte es schon den ganzen Tag. Zum Glück hatte es zu regnen aufgehört. Das eintönige Grün unter ihnen, nach Nordosten vom Braunkohletagebau schroff unterbrochen, glich eher einer Seenlandschaft als landwirtschaftlich genutzter Fläche. In der Ferne kündete hundertfach flackerndes Blaulicht vom Ort des Grauens.

Hellenkämper beugte sich nach vorn. Er tippte dem Piloten auf die Schulter und bedeutete ihm, über dem Unfallort eine Runde zu fliegen. Er hatte in der Anspannung vergessen, sich in die Bordsprechanlage einzuklinken. Der Pilot nickte, brachte den Hubschrauber abrupt in Schräglage. Hellenkämper schmiegte sich an die Bordwand, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Sechzig Meter unter ihnen glitt die Landschaft hindurch, vielleicht vierhundert Meter voraus kennzeichneten zahlreiche Polizei-, Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge den Unfallort. Allerorten aufblitzendes Blaulicht vermittelte eine Vorahnung der Schwere des Unfalls.

Nun schwebten sie unmittelbar neben der Unfallstelle. Eine Spur der Verwüstung zog sich geradlinig von der Stelle, an der Hagedorns Wagen unmittelbar hinter der Unterführung die Leitplanke durchbrochen hatte, rund fünfzig Meter weit in das offene Gelände, bis sie unvermittelt an den Kontergewichten eines Montagekrans endete. Dort fand sich der vordere Teil des bis zur Unkenntlichkeit deformierten Fahrzeugs. Das ausgebrannte Heck lag, noch immer schwelend, vielleicht zwanzig Meter entfernt in der Nähe eines hoch aufragenden Stahlpfeilers, der offensichtlich kurz zuvor von dem Montagekran gesetzt worden war. Auf der Wiese ablegte Zinksärge verdeutlichten mit hässlicher Symbolhaftigkeit die Dramatik der Situation. Offensichtlich war Hagedorn nicht alleiniges Opfer dieses verheerenden Unfalls.

Hellenkämper signalisierte dem Piloten, in der Nähe des Krans eine geeignete Landestelle zu suchen. Er beugte sich nach links, berührte seinen Nachbarn, der sichtlich gestresst in die Tiefe starrte. Der zuckte zusammen, nahm, als er bemerkte, dass Hellenkämper ihm etwas sagen wollte, den Kopfhörer ab. „Wir gehen in der Nähe des Vorderwagens runter. Wenn’s überhaupt noch etwas zu finden gibt, dann dort. Machen Sie sich auf einen unschönen Anblick gefasst! Glauben Sie, dass Sie das hinbekommen? Haben Sie schon mal einen zerfetzten Körper gesehen?“

Der Angesprochene schüttelte entsetzt den Kopf. Er war Elektroniker! Schaltpläne, Platinen und Speichermedien jedweder Provenienz waren sein Metier, nicht aber Puzzles aus menschlichen Überresten! Er hatte sich gleich nicht wohl gefühlt, als Hellenkämper ihn anforderte, ihm bei dieser Gelegenheit den Grund erklärte. Man sei kurz vor dem Ziel, hatte er ihm gesagt, es bedürfe nur noch eines Beweises. Und diesen Beweis vermutete er offensichtlich dort unten, irgendwo in diesem chaotischen Trümmerfeld versteckt.

Minuten später standen sie atemlos rund zehn Meter vor dem Fahrzeugwrack, besser gesagt, vor dem zur Bedeutungslosigkeit deformierten Rest des Vorderwagens, um den sich zahllose Hilfskräfte versammelt hatten. „Wer hat hier das Sagen?“

Hellenkämpers laut in die Runde geworfene Frage ließ keinen Zweifel daran, dass er in diesem Moment das Kommando übernahm. Ein mittelgroßer Polizist näherte sich, machte eine eher widerwillige Andeutung militärischen Grüßens.



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