Das Haus am Mississippi River by Laura Lane McNeal

Das Haus am Mississippi River by Laura Lane McNeal

Autor:Laura Lane McNeal
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2014-06-12T00:00:00+00:00


24. Kapitel

Als Emile Rainold gegangen war, kam Fannie zurück ins Esszimmer und ergriff Ibbys Hand.

»Komm«, sagte sie, »wir fahren spazieren.«

Als sie ins Auto stiegen, band sich Fannie ein Tuch um den Kopf und fuhr so rasant die Auffahrt hinunter, dass der Kies in sämtliche Richtungen flog. Sie bog auf die St. Charles Avneue ab und zog heftig an ihrer Zigarette. Ibby schaute hinüber zu ihrer Großmutter und fragte sich, warum sie es so eilig hatte.

Seit dem Tag, an dem sie an Ibbys zwölftem Geburtstag bei Antoine’s essen gegangen waren, färbte Fannie ihr Haar wieder in einem sanften Kastanienbraun und war stets um ihr Erscheinungsbild bemüht. Sie trug elegant geschnittene Kleider, die Doll für sie nähte. Heute hatte sie Rouge und Lippenstift aufgelegt. Ibby sah ihr an, dass sie über etwas nachdachte.

Erst an der Flussbiegung, an der die St. Charles Avenue auf die Carrollton Avenue stößt, fing Fannie endlich an zu reden. »Du bist wahrscheinlich etwas durcheinander, weil deine Mutter vielleicht wieder in der Stadt ist.«

Die Wahrheit war, dass Ibby sich ihrer Gefühle ihrer Mutter gegenüber überhaupt nicht im Klaren war. Doch sie wollte Fannie nicht aufregen, indem sie etwas Falsches sagte. »Ich weiß nicht.«

»Lebst du gern bei mir?«

Fannies Frage machte Ibby stutzig. »Natürlich, aber … muss ich nicht mit meiner Mutter mitgehen, wenn sie das will?«

Fannie schnippte ihre Zigarette auf die Straße. Nach einer Weile gab sie Ibby einen Brief. »Hier. Der ist heute für dich angekommen.«

Ibby bemerkte, dass er geöffnet war.

»Ich weiß, ich hatte kein Recht, ihn zu öffnen, aber nachdem, was Mr. Rainold mir heute Morgen erzählte hatte, befürchtete ich, er könnte von deiner Mutter sein. Ist er aber nicht.«

Ibby nahm die Karte aus dem Umschlag und bewunderte das blaue Leinenpapier, auf das ein weißer Schriftzug geprägt war. »Oh. Das ist Winnie Waguespacks Einladung zu ihrem sechzehnten Geburtstag. Sie hat mir heute schon davon erzählt, auf der Fahrt von der Schule nach Hause.«

»Dein Geburtstag steht ja auch demnächst an. Als ich die Einladung sah, ist mir eine Idee gekommen. Ich werde eine Party zu deinem sechzehnten Geburtstag geben.«

»Eine Party? Für mich?«

»Ja, mein Liebes. Ich habe schon mit T-Bone besprochen, dass er das Haus streichen soll.«

T-Bone war erst vor wenigen Wochen aus Vietnam zurückgekehrt und auf der Suche nach Arbeit. Ibby hatte ihn seit dem Tag damals in der True Love Baptist Church nicht mehr gesehen. Sie fragte sich, wie er inzwischen wohl aussah.

»Ibby, mein Schatz, hast du gehört, was ich gerade gesagt habe? Wir müssen eine Liste machen«, fuhr Fannie fort. »Ich werde natürlich deine Klassenkameradinnen einladen. Und Schwester Gertrude.«

Ibbys Kopf schnellte herum. »Schwester Gertrude? War­um um alles in der Welt sollten wir Schwester Gertrude einladen? Sie wird die ganze Party verderben. Außerdem wird niemand kommen, wenn sie eingeladen ist.«

»Sei nicht albern!«, sagte Fannie.

»Aber es stimmt, Fannie. Alle hassen Schwester Gertrude.« Ibby verschränkte die Arme und schnaubte missbil­ligend.

»Mein Liebes, Schwester Gertrude gehört zu den ersten Menschen, die ich kennengelernt habe, als ich nach New Orleans gekommen bin. Sie hat sich besonders um mich bemüht und war sehr freundlich zu mir, als ich niemanden sonst kannte.



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