Das Gewicht von Schnee by Christian Guay-poliquin

Das Gewicht von Schnee by Christian Guay-poliquin

Autor:Christian Guay-poliquin [Guay-Poliquin, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783455009699
Herausgeber: HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH


Einhunderteinundfünfzig

Als wir vor der Veranda halten, bin ich völlig durchgefroren. Ich kann nicht mal mehr aufstehen. Joseph hebt mich von dem Schneemobil und trägt mich nach drinnen. Im Schaukelstuhl neben dem Ofen fühle ich mich plötzlich sehr schwach. Als hätte sich die Kälte an mir festgebissen. Hoffentlich habe ich mich nicht erkältet.

Matthias sortiert immer noch Lebensmittel. Er summt vor sich hin.

Ich dachte, die Rationen seien kleiner geworden, sagt er. Und du bringst uns Rindfleisch in der Dose, eine ganze Ente, Ahornsirup, Pastete und getrocknete Pilze. So viele Sachen. Sogar Kaffee.

Ich freue mich, wenn ihr euch freut, antwortet Joseph, während er den Abstand zwischen Fußboden und Deckenbalken schätzt.

Matthias macht ein überraschtes Gesicht, als er zwei Flaschen Wein aus einer Tasche zieht.

Warum das alles? Und warum gerade jetzt?

In der Wärme fließt nach und nach wieder mehr Blut durch meinen Körper. Das Kribbeln ist unerträglich. Ich kann kaum dem Gespräch folgen.

Weil nicht nur Jude geheime Vorräte hat, erklärt Joseph. Und weil ich will, dass es euch gut geht. Einfach so. Aber erzählt niemandem davon, das zieht sonst Kreise. Neulich hat Jude zum Beispiel Jacques für zwei Tage einsperren lassen.

Was ist passiert?

Ich war nicht dabei. Einige sagen, Jacques habe jemanden, der ihm Benzin schuldete, mit dem Gewehr bedroht. Andere glauben an eine Verschwörung. Jacques wurde wieder freigelassen, aber ich fürchte, das endet noch übel.

Matthias bedankt sich bei Joseph, versichert ihm, niemand werde etwas von der Lieferung erfahren, und versucht, noch etwas mehr über Jacques herauszufinden.

Sein ganzes Waffenlager wurde beschlagnahmt. Jude hält es für zu gefährlich, wenn so viele Waffen in Umlauf sind. Dass es zu Ausschreitungen kommt.

Die Fahrt mit dem Schneemobil hat mich völlig erschöpft. Der Kopf sinkt mir auf die Brust, und ich verpasse einen Großteil des Gesprächs. Als ich wieder aufschaue, setzt Joseph gerade den letzten Pfeiler aus Lebensbaumholz.

Die Stützen machen die Deckenbalken zwar auch nicht wieder gerade, sagt er bedauernd, während er sie mit langen Nägeln fixiert, aber so biegen sie sich wenigstens nicht noch weiter durch. Jetzt können sich alle Wolken der Welt über eurem Dach entleeren, das hält.

Während ich mit der Schläfrigkeit kämpfe, sammelt Joseph seine Sachen ein, geht zu Matthias und drückt ihm einen Schlüsselbund mit einem kleinen Plastikelch in die Hand.

Was ist das?, fragt Matthias.

Ein Geschenk. Solltest du, wenn der Schnee geschmolzen ist, immer noch hier sein, hast du ein Auto. Es ist das dritte Haus links vor dem Ende des Dorfs. Du weißt schon, gleich neben der Eishalle. Das dritte Haus links, wiederholt Joseph. In der Garage.

Und was ist mit der Expedition?

Ich glaube, dass Jude und die anderen viel daran herumplanen, aber so richtig weiß ich es nicht, antwortet er und fügt halblaut hinzu, ihr werdet wahrscheinlich vor mir davon erfahren.

Als Joseph mir zur Verabschiedung die Hand auf die Schulter legt, schrecke ich hoch wie aus einem Traum gerissen.

Ich muss los. Ruh dich aus. Ruh dich aus und iss gut. Gib nicht auf. Du bist schon viel stärker. Ich wette, bei meinem nächsten Besuch läufst du.

Ja, klar, sage ich, als würde er sich über mich lustig machen.



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