Das feuchte Nachtgespenst by M. K. Bloemberg
Autor:M. K. Bloemberg
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Belletristik (st), Historisch (st), Adult (st), Erotik (st)
Herausgeber: ok
veröffentlicht: 2013-01-25T23:00:00+00:00
Es dauert eine Weile, bis Friedrich von Ranestein das Gästezimmer bezogen und eine kleine, stärkende Mahlzeit zu sich genommen hatte, doch am späten Abend betrat er schließlich mit seiner Gastgeberin Pierrette de St. Courchose den Kerker. Ein unscheinbares, schmiedeeisernes Gitter führte über äußerst steile und staubige Treppen in eine kühle und dunkle Tiefe. Erst am Ende der langen Treppe sahen sie Fackellicht und einen Vorraum, in dem sie von dem Kerkermeister erwartet wurden. Dieser entsprach ganz Friedrich von Ranesteins Erwartungen. Er musterte einen massigen Körper, der wenig Zivilisation verriet und blickte in Augen, die noch weniger Intelligenz verhiessen. Ein wenig enttäuscht blickte er sich um. An den Wänden waren selbst außerhalb der Zellen schwarze Eisenringe eingelassen, vermutlich für den Fall, dass eine außerordentliche Anzahl an Gefangenen untergebracht werden musste. Die Wände waren roh und bestanden aus groben Felsquadern, doch es herrschte eine Sauberkeit, die den Deutschen überraschte. Man schien hier ein Bedürfnis nach Ordnung zu besitzen, was darauf hindeutete, dass die Strafrechtskultur hier zivilisatorischen Prinzipien folgte und nicht wie so oft ein verdrängtes Übel war.
Eine offene Holztür führte links zu einem Raum, der das Wachzimmer zu sein schien. Ein Mann ohne Perücke, in sauberem Justaucorps, schrieb emsig bei Kerzenlicht etwas in das Wachbuch, vermutlich den Zeitpunkt ihres Besuchs. Geradeaus führte ein Korridor an offenen Zellen entlang.
Pierrette wechselte einige Worte mit dem speckigen Kerkermeister, der katzbuckelnd bemüht war, die Gräfin bei Laune zu halten und ihr schließlich den Schlüsselbund übergab. Pierrette deutete auf den Korridor, raffte ihr schwarzes Kleid und forderte Friedrich auf, ihr zu folgen. Die vorderen Gefängnisse seien lediglich für Kurzaufhalte gedacht und verfügten nicht über besondere Sicherheitsmaßnahmen. Ein weiblicher Schrei ertönte voraus und kündete von Entsetzen.
Pierrette nahm wohlwollend zur Kenntnis, dass ihr deutscher Gast nicht zusammengezuckt war. Er schien über einige Erfahrungen in diesem Metier zu verfügen.
»Das hörte sich ganz nach Aimée an«, lächelte die Gräfin und Friedrich nickte. Der Korridor endete in einem weiteren Raum, von dem vier, mit einer Holztür verschlossene Räume abzweigten. Die Gräfin erklärte, dass die linke Tür zu einem weiteren Zellentrakt führte, der für Langzeitgefangene vorgesehen war, in dem sich derzeit jedoch nur zwei Personen aufhielten. Die rechte Tür führe hingegen in weitere Bereiche des Kerkers, die dem Personal vorbehalten waren sowie zu den ausgedehnten Lagerräumen. Die beiden Türen direkt vor Ihnen seien der Eingang zu den beiden Folterkerkern, wo die Verhöre durchgeführt wurden.
Friedrich von Ranestein vernahm ebenso wie die Gräfin das Wimmern, und der Deutsche horchte derart angestrengt in die Richtung der Stöhnlaute hinter der Tür, dass Pierrette seine Antwort voraussah, als sie vorschlug, zunächst dem Verhör von Aimée beizuwohnen, das offensichtlich bereits begonnen hatte. In der Tat nickte Friedrich mit einer Begeisterung, die sie ihm gar nicht zugetraut hatte. Lächelnd durchsuchte sie den Schlüsselbund und steckte zielsicher einen bestimmten Schlüssel in das Schloss der linken der beiden Folterkerkertüren. Gut geölte Scharniere taten ihren Dienst und die Gräfin und ihr Gast traten ein.
Der Folterraum war angenehm warm, bedingt durch einen offenen Kamin an der Rückwand. Das Feuer prasselte ruhig und dass der
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