Dark Red - Crandall, S: Dark Red by Crandall Susan

Dark Red - Crandall, S: Dark Red by Crandall Susan

Autor:Crandall, Susan
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Egmont vgs Verlagsgesell.
veröffentlicht: 2011-10-14T16:00:00+00:00


18

Ellis starrte Nate entgeistert an. Wie konnte Laura nicht zufällig Opfer geworden sein? Alexander war ein 21-jähriger Spanner gewesen, der in einem heruntergekommenen Viertel von Charleston gelebt hatte. Was für eine Verbindung hätte zwischen ihm und Laura bestehen sollen?

Ihr stockte der Atem. Sollte Onkel Greg recht gehabt haben? Hatte Nate den Mann irgendwie zu Laura geführt?

Sosehr sie die Antwort auch fürchtete – sie musste sie hören. »Erklär mir das.«

Nate nahm sie sanft beim Arm und führte sie zum Sofa.

In ihr brannte noch immer alles von seinem Kuss. Seine Hand an ihrem Arm zu spüren fachte die Glut wieder an, die sie doch gerade auszulöschen versuchte. Sie kuschelte sich ganz tief in eine Ecke des Sofas.

»Du warst jung«, begann er. »Du konntest die Dinge nicht einordnen. Und alle anderen … tja, alle anderen haben nur gesehen, was sie sehen wollten. Oder vielleicht haben sie gesehen, was Laura ihnen vorgespielt hat.« Er schwieg, als müsse er erst die richtigen Worte suchen. »Sie hat so hart daran gearbeitet, die perfekte Tochter zu sein, damit alle sie mochten. Aber sie war wie ein leckgeschlagenes Schiff, und egal, wie viel Liebe und Bewunderung man hineingeschüttet hat, es war nie genug.«

»Das ist doch absurd«, fuhr Ellis ihn an. »Laura war immer glücklich. Sie war hübsch und beliebt. Jeder hat sie gemocht.«

»Das ist das, was du gesehen hast – weil sie dafür gesorgt hat.«

Kopfschüttelnd verschränkte Ellis die Arme. »Nein. Wir sind zusammen aufgewachsen. Ich hätte es mitbekommen, wenn etwas nicht gestimmt hätte.«

»Du warst dreizehn, Ellis«, erwiderte er geduldig. »Überleg doch mal, wie viel die Kinder mitkriegen, die du unterrichtest.«

Ellis wusste, dass man erst mit etwa zwanzig Gefühle richtig einordnen und vernünftige Entscheidungen treffen konnte. Genau deshalb machten Teenager ja auch so viel Blödsinn und trafen nicht nachvollziehbare Entscheidungen. Aber sich selbst hatte sie so niemals eingeschätzt. Doch mit dreizehn – auch wenn sie für ihr Alter ziemlich reif gewesen war – war sie vermutlich das gleiche hormongesteuerte Chaos gewesen wie alle anderen dreizehnjährigen Mädchen auch. Und Laura war wirklich ihr Idol gewesen.

Ellis versuchte, Laura mit Nates Augen zu sehen, und nickte, um ihn zum Weiterreden zu ermuntern.

»Ich weiß, dass du – wie übrigens auch alle anderen – geglaubt hast, Laura und ich gingen miteinander. Aber meine Beziehung zu ihr war um einiges komplizierter. Laura war um einiges komplizierter.«

»Aber ihr habt euch doch geliebt.« Ellis fiel auf, dass sie wie ein Kind klang, das sich nicht den Glauben an den Weihnachtsmann nehmen lassen wollte.

»Ich habe sie geliebt«, erwiderte er ernst. »Aber Laura hat meine Liebe nicht erwidert, jedenfalls nicht so, wie du dir das vorstellst. Sie hat mich in gewisser Weise gebraucht. Manchmal hat sie mich – glaube ich – sogar gehasst. Aber inzwischen ist mir klar geworden, dass sie sich wohl vor allem selbst gehasst hat.«

Ellis zog die Stirn kraus und schüttelte den Kopf. »Wir haben uns nahegestanden. Ich hätte das mitbekommen. Sie war glücklich.«

Er seufzte. Offensichtlich überlegte er, wie er fortfahren sollte. Schließlich sagte er: »Sie wirkte nur glücklich. Sie war wie ein Chamäleon: Sie hat jedem genau das gezeigt, was er sehen wollte – und das hat sie bei lebendigem Leib aufgefressen.



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