Cymbeline by William Shakespeare

Cymbeline by William Shakespeare

Autor:William Shakespeare
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Sigbert Mohn Verlag, Gütersloh


Fünfte Szene

Ein Zimmer in Cymbelines Palast

Es treten auf Cymbeline, die Königin, Cloten, Lucius , Lords und Gefolge.

Cymbeline

So weit; und nun lebt wohl!

Lucius

Dank, großer König!

Mein Kaiser schrieb, und ich muß eilig fort

Und bin betrübt, daß ich Euch melden muß

Als meines Herren Feind.

Cymbeline

Es will mein Volk

Sein Joch nicht länger tragen, und ich selbst

Erschiene, zeigt ich weniger Herrscherstolz,

Unköniglich.

Lucius

Herr, so vergönnt mir denn

Geleit nach Milford-Hafen durch das Land. –

Königin, Euch wünsch ich alles Heil, und Euch!

Cymbeline

Mylords, Ihr seid zu diesem Dienst erlesen;

Versäumt der Ehre Pflicht in keinem Punkt. –

Lebt, edler Lucius, wohl!

Lucius

Prinz, Eure Hand!

Cloten

Empfangt sie freundschaftlich; doch von jetzt an

Gebrauch ich sie als Feind.

Lucius

Der Ausgang, Prinz,

Nennt erst des Siegers Namen. Lebt denn wohl!

Cymbeline

Laßt nicht den würdigen Lucius, edle Herrn,

Bis er jenseits des Severn. – Glück mit Euch!

Lucius und die Lords gehen ab [geht ab mit Gefolge].

Königin

Er geht mit finstrer Stirn; doch ehrt es uns,

Daß wir ihm Ursach gaben.

Cloten

Um so besser;

Der tapfern Briten Wunsch wird nun erfüllt.

Cymbeline

Lucius hat seinem Kaiser schon geschrieben,

Wie es hier steht. Drum ists die höchste Zeit,

Daß unsre Ross’ und Wagen wir bereiten.

Die Truppen, die er schon in Gallien hat,

Sind schnell versammelt; von dort kommt sein Kriegsheer

Nach unserm Land.

Königin

Jetzt ist nicht Schlafenszeit;

Mit Kraft und Schnelle müssen wir uns rüsten.

Cymbeline

Erwartung, daß dies kommen werde, trieb uns

Zu rüsten schon. – Doch, liebe Königin,

Wo ist denn unsre Tochter? Vor dem Römer

Erschien sie nicht, versagt auch uns die Pflicht

Des Morgengrußes, ein Geschöpf, mich dünkt,

Aus Bosheit mehr geschaffen als Gehorsam.

Wir haben das bemerkt. – Ruft sie; wir waren

Zu lässig im Erdulden.

Ein Diener geht ab.

Königin

Herr und König,

Seit Posthumus’ Verbannung führte sie

Ein einsam Leben; solcher Wunden Arzt

Ist nur die Zeit. Geruh Eur Majestät,

Nicht hart mit ihr zu reden; rief empfindet

Verweise sie, so daß ihr Worte Streiche

Und Streiche Tod sind.

Der Diener kommt zurück.

Cymbeline

Nun, wo bleibt sie? Was

Entschuldigt ihren Starrsinn?

Diener

Herr, vergebt,

Ihr Zimmer ist verschlossen, und es folgt

Auf unser lautstes Klopfen keine Antwort.

Königin

Sie bat mich, da ich sie zuletzt besuchte,

Bei Euch ihr einsam Leben zu entschuldgen;

Ihr Kränkeln, sprach sie, zwinge sie dazu,

So unerfüllt zu lassen ihre Pflichten,

Die sie Euch täglich schuldig sei. Sie bat mich,

Euch dies zu sagen; doch des Hofes Unruh

Macht mein Gedächtnis tadelnswert.

Cymbeline

Verschlossen

Die Tür? Sie unsichtbar? Der Himmel gebe,

Daß meine Ahnung falsch.

Er geht ab.

Königin

Sohn, folg dem König.

Cloten

Den alten Knecht, Pisanio, ihren Diener,

Sah ich zwei Tage nicht.

Geht ab.

Königin zum Diener.

Geh, forsche nach [! –]

[Cloten geht ab.]

Pisanio, du, des Posthumus Vertrauter! –

Er hat Arznei von mir; käm sein Verschwinden

Daher, daß er sie trank? Er glaubt, es sei

Ein kostbar Mittel. Doch, wo ist nur sie?

Vielleicht, daß sie Verzweiflung hat ergriffen,

Vielleicht, beschwingt von Liebessehnsucht, floh sie

Zu ihrem teuren Posthumus. Fort ist sie,

In Tod, in Schmach gestürzt, und meinem Zweck

Kann beides dienen. Sie nicht mehr am Leben,

Hab ich die Britenkrone zu vergeben.

Cloten kommt zurück.

Wie stehts, mein Sohn?

Cloten

‘s ist sicher: sie entfloh.

Geht, sprecht dem König zu, er wütet; keiner

Wagt ihm zu nahn.

Königin für sich.

So besser: daß der Schlag

Ihn schon entseelte vor dem nächsten Tag!

Die Königin geht ab.

Cloten

Ich lieb und hasse sie: Schön ist sie, fürstlich;

Gewählter hat sie alle Zier des Hofes

Als irgendeine Dame oder Frau;

Von jeder hat sie ‘s beste: so zusammen-

Gesetzt aus allen, sticht sie alle aus:

Drum lieb ich sie.



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