Contract 02 - Dunkles Verlangen by Hall Vivian

Contract 02 - Dunkles Verlangen by Hall Vivian

Autor:Hall, Vivian [Hall, Vivian]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-07T05:00:00+00:00


Kapitel 5

„Bist du immer noch nervös?“

Ich sah flüchtig zu April, die neben mir auf dem Beifahrersitz kauerte und den Lederriemen ihrer Handtasche so heftig knetete, dass er bis zu unserer Ankunft im Sanatorium vermutlich reißen würde.

„Sieht man das so deutlich?“

Ihre goldenen Whiskey-Augen konnten nicht verbergen, was in ihr vorging. Sie kam mir vor wie ein scheues Reh, das zum ersten Mal einer lauernden Gefahr gegenüberstand und dem jeder Fluchtweg versperrt wurde. Ich lächelte sie beschwichtigend an. „Du sprichst kein Wort, du zupft andauernd an deinen Haaren herum und zappelst mit den Füßen“, zählte ich auf. „Ja, man könnte sagen, man sieht es.“

Sie seufzte und ließ den Kopf gegen die Nackenstütze sinken.

„Sorry, aber ich wäre am liebsten woanders.“

„Du weißt, niemand zwingt dich, ihn zu besuchen“, erwiderte ich sanft.

Dass April sich jedes Mal aufs Neue dazu durchrang, nötigte mir den höchsten Respekt ab. Der Mann, der ihr seit Jahren nichts als Kälte und Gleichgültigkeit entgegengebracht hatte, verdiente diese Unterstützung eigentlich gar nicht, und doch verhielt sie sich weiterhin loyal, begleitete mich, sooft es ihr Studium und die Arbeit in John Brennans Bar erlaubten, und akzeptierte klaglos, dass es ihr danach nicht gut ging.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, sie in Zukunft da rauszuhalten. Greg so apathisch in seinem Rollstuhl rumsitzen zu sehen, ging ihr zu sehr an die Nieren, um ihr das dauerhaft zuzumuten. Aber die Fahrt bis zur Klinik erschien mir als perfekte Möglichkeit, um ungestört mit ihr zu reden. Ich wartete die ganze Zeit darauf, dass sie mir endlich von Logan erzählte, und musste ein wenig enttäuscht feststellen, dass sie ihn mit keinem Ton erwähnte. Sie gab sich auch sonst ziemlich einsilbig und sprach nur das Nötigste, dabei hatten wir höchstens noch eine halbe Stunde, ehe wir das Sanatorium erreichten. Nicht mehr viel Zeit, also sprach ich sie direkt auf die Affäre an.

„Sag mal, kann es sein, dass du mir vielleicht noch etwas erzählen willst?“, fragte ich lauernd und ihr Kopf bewegte sich langsam in meine Richtung. Ihre Augen schauten anklagend.

„Du weißt es!“, rief sie fast schon eine Spur beleidigt.

So nicht, mein Fräulein, dachte ich nur und hob eigensinnig das Kinn.

„Was weiß ich denn deiner Meinung nach?“

Nun packte sie doch das schlechte Gewissen. Ihre Wangenknochen wurden von zartem Rot überzogen.

„Du bist sauer“, stellte sie fest und wirkte irgendwie verloren in diesem Augenblick. Sofort meldete sich mein schlechtes Gewissen.

„Süße, ich bin nicht sauer, sondern entsetzt, weil ich mich in letzter Zeit nur mit mir selbst beschäftigt habe. Wäre ich aufmerksamer gewesen, hätte ich mich öfter bei dir gemeldet …“

Sie hob die Hand. „Stopp! Du hast gar nichts verkehrt gemacht. Nia, ich bin froh, dass du dich um dich selbst kümmerst, du hast dein Leben viel zu lang nach mir ausgerichtet und es wurde Zeit, dass das endlich aufhört. Der Grund warum ich dir nichts von Logan erzählt habe, ist …“ Sie machte eine Pause, das Gesicht zu einer hilflosen Grimasse verzogen. „Naja, der wahre Grund ist, dass ich selbst nicht weiß, was das zwischen uns ist.“

Das klang nicht gerade beruhigend. „Wie muss ich das verstehen?“

Ehrlich, ich bemühte mich nach Kräften, ruhig und gelassen zu klingen.



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