Caroline West - Deeper by Ruthie Knox

Autor:Ruthie Knox
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Egmont INK
veröffentlicht: 2015-02-11T16:00:00+00:00

WINTERFERIEN

West

Meine Mom steht auf den Zauberer von Oz. Als ich ein Kind war, fand sie bei Fred Meyer blau-weiß karierte Vorhänge und hängte sie im Wohnwagen auf, wo sie alles ärmlich aussehen ließen. Das war nur ein paar Monate, nachdem Dad mal wieder abgehauen war, und sie trug noch immer die billigen roten Glitzerschuhe, die er ihr geschenkt hatte. Solche Schuhe mit einem breiten Zehenriemen und einem dicken Absatz wie ein Stück Käse.

Sie liebte sie. Trug sie bei jeder Gelegenheit, obwohl sie ständig damit umknickte. An einem Abend zog sie sie an, um mit Dad was trinken zu gehen, und kam drei Tage später in neuen Klamotten zurück, mit einem Tattoo von Toto am Knöchel und einem Shotglas, auf dem Reno stand. Sie schenkte es mir als Mitbringsel.

Nachdem Dad verschwand und Mom ihren Job verlor, weil er das Auto mitgenommen hatte und sie keine andere Möglichkeit fand, pünktlich in die Stadt zu kommen, war es ihr Running Gag, die Absätze jener Schuhe aneinanderzuschlagen und zu sagen: »Am schönsten ist es zu Hause, am schönsten ist es zu Hause.«

Dann sah sie sich im Wohnwagen um und runzelte die Stirn, als wäre sie enttäuscht.

»Immer noch eine Bruchbude«, sagte sie.

Aber wenn ich in der Nähe war, lehnte sie sich an mich, Schulter an Schulter, ihr Haar an meinem. »Wenigstens haben wir einander, Westie.«

Alle ihre Scherze waren so – der Witz ging immer auf unsere Kosten, und der Lichtblick war die Tatsache, dass wir ein Team waren. Eine Familie.

Am schönsten ist es zu Hause.

Aber man kann nicht wieder nach Hause kommen – das habe ich aus der Zeit in Putnam gelernt. Das Zuhause verändert sich, während man weg ist, und man selbst verändert sich auch, ohne es zu merken. Du steigst ins Auto, siehst die Silhouetten deiner Mom und deiner Schwester im Rückspiegel kleiner werden, und du glaubst, nächstes Mal wird alles noch da sein, als würdest du nur einkaufen fahren oder am Golfplatz zwei Achtzehner-Runden hintereinander arbeiten und dann wieder auf deinen Parkplatz in Bos Einfahrt fahren, als wärst du nie weg gewesen.

Aber so läuft es nicht. Du kommst mit dem Flugzeug an. Du landest in Portland, fährst per Anhalter nach Coos Bay, läufst zur Schule, um deine Schwester zu überraschen, wenn sie Schluss hat – und als dann die Gruppe von Kindern vorbeikommt, zu der sie gehört, erkennst du sie nicht mal.

Du hast ihre Klamotten noch nie gesehen. Sie hat gepiercte Ohren. Ihr Gesicht ist anders.

Und das Schlimmste ist, sie erkennt dich auch nicht. Sie geht einfach vorbei. Du musst sie am Ärmel festhalten, ihren Namen sagen.

Ich habe mich niemals so sehr wie zwei verschiedene Menschen gefühlt wie jene Weihnachten.

Der eine wohnte in Oregon bei Frankie, Mom und Bo. Herausgerissen, besorgt, frustriert, vorsichtig – aber dort, wo ich hingehörte.

Der andere war bei Caroline.

Nach meiner letzten Prüfung schlafe ich ein und werde von lautem Klopfen an der Wohnungstür geweckt.

Caroline ist schon weg, sie sitzt jetzt mit ihrer Familie im Flieger in die Karibik, also weiß ich, dass es Ärger bedeutet.

Ich habe schon mit Ärger gerechnet, seit ich Nate zwei Abende zuvor die Treppe runtergeworfen habe.

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