Blutiges Zeitalter · Europa im Krieg 1450-1700 by Martines Lauro
Autor:Martines, Lauro [Martines, Lauro]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch-Geschichte & History
ISBN: 9783806230185
Herausgeber: Theiss Konrad Verlag
veröffentlicht: 2015-03-02T00:00:00+00:00
Wagen und Pferde
Im Jahr 1522 schiffte Heinrich VIII., König von England und Verbündeter von Kaiser Karl V., 10.000 Soldaten nach Calais ein. Sie trafen dort am 20. August ein und marschierten ins Landesinnere. Die wenigen Vorräte, die sie dabeihatten, gingen bereits zur Neige, als sie das etwa 110 Kilometer hinter Calais gelegene Doullens erreichten. In Calais und Saint-Omer gab es âbeinahe zu viel Lebensmittelâ, aber die Offiziere konnten keine mitnehmen, weil sie über viel zu wenige Pferde und Fuhrwerke verfügten. Anfang Oktober waren bereits zahlreiche Soldaten desertiert und andere krank, und Heinrichs Armee musste den schmachvollen Rückzug antreten. Am 15. Oktober waren sie wieder in Calais.
Noch bemerkenswerter ist, dass ein Jahr später beinahe genau das Gleiche wieder passierte: Wieder waren es 10.000 britische Soldaten, die Ende August in Calais landeten, um Boulogne zu belagern, und wieder nahmen sie zu wenig Lebensmittel (und nun auch Munition) mit, weil ihnen die Transportmittel fehlten. Dieses Mal trafen sie Mitte November wieder in Calais ein.
Auch bei Militäraktionen gegen die Schotten, entlang der nördlichen Grenze des Königreichs, litten die Engländer oft an einem Mangel an Wagen und Karren, und so mussten auch dort Soldaten hungern. In der Logistik, so scheint es, lernten die Verantwortlichen eher selten aus ihren Fehlern.
Die Notwendigkeit von Zugtieren, Karren und Wagen führt uns zum Kern des Themas Logistik. Transportmöglichkeiten bedeuteten Nahrung. Ohne Fahrzeuge und Lasttiere gab es auch keine Nahrung, es sei denn, sie wurde auf dem Wasser transportiert, wurde vor Ort gekauft oder gestohlen oder auf andere Weise beschafft, zusammen mit Fahrzeugen, wenn man diese benötigte. Abgesehen von Nahrungs- und Futtermitteln standen Pferde für Armeen stets ganz weit oben auf der Liste der ersehnten Beute; und wenn der Hunger groà war, belegte Nutzvieh den zweiten Listenplatz. Doch keine bedürftige Armee hätten gute Karren oder Fuhrwerke stehen gelassen â dies waren für ihren Tross wahre Schätze. 1581/82, als die deutschen Truppen in Spanien, Söldner des Königs, durch die Stadt Antequera in der Nähe von Jerez de la Frontera zogen, stahlen sie kurzerhand 350 Ochsen und fünfzig Wagen. Später gaben sie den Einwohnern 85 Ochsen zurück, aber keinen der Wagen.
Für das zahlenmäÃige Verhältnis von Karren oder Wagen pro Soldaten und Pferde scheint es flexible Regeln gegeben zu haben. In den Hugenottenkriegen gab es einen Vertrag, der ein Fuhrwerk auf vier bis sechs Pferde vorsah. Bei den Landsknechten sollte auf zehn Mann ein Wagen kommen. Anfang des 17. Jahrhundert verfügten Armeen über einen Wagen pro ungefähr fünfzehn Soldaten, mit zwei bis vier Pferden pro Wagen. Die 24.000 Mann von Moritz von Nassau begleitete auf ihrem Feldzug im Jahr 1602 ein Zug von 3000 Wagen, also ein Fuhrwerk für jeweils acht Mann. Vier Jahre später verfügte Ambrogio Spinolas Armee von 15.000 Soldaten, ebenfalls in den Niederlanden, über 2000 bis 2500 Wagen: im Durchschnitt 6 bis 7, 5 Menschen pro Wagen. Im Jahr 1629 führte eine Armee von 11.000 Spaniern und Italienern 673 Maultiere mit, also eines auf sechzehn bis siebzehn Mann. Wie viele Karren und Tiere man hatte oder brauchte, hing zum Teil davon ab, welche Mengen von Vorräten mitgeführt wurden.
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