Bittersweet Moon by Sara Belin

Bittersweet Moon by Sara Belin

Autor:Sara Belin [Belin, Sara]
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die große Überraschung

Nachdem ich Tom verabschiedet hatte, zog ich mich an und versuchte den ersten Tag ohne Robin mit dieser neuen Zuversicht, die ich durch seinen Anruf gewann, sinnvoll und konstruktiv zu verbringen. Ich verspürte einen intensiven Wunsch nach Singen, um endlich wieder auf andere Gedanken zu kommen. Als ich mich an den Flügel setzte, betrachtete ich eine Weile das große Portrait von Liszt. Dieses Bild war mein stummer, treuer Begleiter seit meiner Kindheit. Als stiller Zeuge erlebte es alle meine Entwicklungsphasen und Veränderungen, das Glück und das Leid, was ich in meinem bisherigen Leben erfuhr. Es hörte geduldig zu, wie ich durch die Musik meinen stark gefühlsbetonten und von einer nicht immer erklärbaren Sehnsucht geprägten inneren Welten eine Form gab, eine Struktur, die mir Halt und Schutz bot, wenn die erlebten Krisen und Erschütterungen zu groß waren, und die mich auffing, wenn ich an meinen heftigsten Gefühlsstürzen zu zerbrechen drohte. Ich erlebte die Musik stets als eine äußerst wirkungsvolle Heilkunst, die mich immer wieder aufs neue rettete und mich ganz und heil machte, wenn ich durch die turbulenten Geschehnisse in meinem Leben zu sehr aus meiner Mitte geriet. In gewissem Sinne war ich abhängig von der Musik und von der wunderbaren Erlösung, die ich durch sie so oft erfuhr und ich schätzte mich glücklich, dass sie mir so zuverlässig ihre Zuflucht bot. Auch als ich an diesem Tag zu singen anfing, erhoffte ich mir Erleichterung und Ablenkung von meiner Sehnsucht nach Robin. Meine monotonen, gleichmäßigen Tonübungen zum einsingen versetzten mich in einen ruhigen, konzentrierten Zustand. Mit jeder Tonleiter, die meine Stimme allmählich aufwärmte und sie geschmeidig, folgsam und klar machte, spürte ich, wie ich mich innerlich sammelte und trotz der gähnenden Leere, die nach Robins Abschied in mir aufgetreten war, wieder die alte Freude und Genuss beim Singen empfand. Mein Körper gewann seine Spannung zurück, er richtete sich auf und befreite sich von der schlaffen Müdigkeit, verursacht durch so viele Tränen in den letzten vierundzwanzig Stunden. Das erfreute mich sehr und gab mir Mut für die nächsten Wochen. Es hätte durchaus passieren können, dass mich mein Liebeskummer stimmlich blockieren würde und mir buchstäblich die Kehle zugeschnürt hätte. Dass dies nicht der Fall war, verdankte ich teilweise auch Robin, stellte ich fest. Dadurch, dass er gerade die Musik für seine neue CD schrieb, fühlte ich mich mit ihm eng verbunden, während ich selber musikalisch aktiv war. Wenn ich sang, kam ich ihm ein Stück näher und die Entfernung zwischen uns fühlte sich nicht mehr so unüberwindlich an. Das spornte mich so sehr an, dass ich mich mit meiner ganzen Kraft und Leidenschaft in mein Opernprojekt stürzte. Die Proben in den nächsten Tagen waren lang und anstrengend, aber ich begrüßte sie mit Enthusiasmus und Dankbarkeit. Mit dem ehrgeizigen und klaren Ziel vor meinen Augen fiel es mir leichter, das Fehlen von Robin zu ertragen.

Abends, wenn ich todmüde in mein Bett sank, sehnte ich mich am meisten nach ihm. Ich dachte an unsere Zärtlichkeiten, an seine Umarmungen, an jede kleinste Berührung zwischen uns.



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