Bilder meiner besten Freundin by Silvia Avallone

Bilder meiner besten Freundin by Silvia Avallone

Autor:Silvia Avallone [Avallone, Silvia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783455011951
Herausgeber: HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH


*

Papa wartete zwei Tage, dann klopfte er an meiner Tür.

»Wir müssen sie zurückholen.«

»Nein.«

»Elisa, ich habe spezielle Vereinbarungen mit ihrem Vater getroffen und habe vor, sie einzuhalten. Zieh dich an, ich warte im Wagen auf dich.«

Ich musste ihn zur Piazza Padella führen; er starrte auf die Windschutzscheibe, ohne ein Wort zu sagen, wie erfroren, ich saß gebeugt auf dem Beifahrersitz und blickte auf mein Handy. Als wir angekommen waren, umklammerte ich den Sicherheitsgurt und bestand darauf, im Wagen zu bleiben.

Papa öffnete die Wagentür: »Du kommst mit.« Er hatte sich sichtlich verfinstert, seit er die »Nachricht« erhalten hatte. Ich glaube nicht, dass er Mama oder Niccolò angerufen hatte, um mehr zu erfahren oder die Hochzeit zu verhindern. Aber Tatsache war, dass er nicht lächelte, nicht zuhörte und sich hinter einem beharrlichen Schweigen verschanzt hatte. Ich erkannte ihn nicht wieder.

Er kündigte sich durch die Sprechanlage an: »Ich bin Elisas Vater.«

Ich begleitete ihn gegen meinen Willen in den obersten Stock. Er läutete, und ich versteckte mich hinter seinem Rücken.

Gabriele öffnete, bat uns aber nicht, einzutreten. Beatrice zeigte sich ganz unverfroren in BH und Tanga. Sie würdigte mich keines Blicks. Aber sie musste Papa anhören, der sie aufforderte: »Zieh dich an. Du kannst nicht hier wohnen, du bist minderjährig. Dein Vater vertraut mir, und ich bin verantwortlich für das, was dir passiert. Nimm deine Sachen und komm mit uns.«

Weder sie noch Gabriele protestierten. Er machte sich schweigend einen Mokka, während sie eine Jeans anzog, die so eng war, dass sie jeden Augenblick zwischen den Pobacken zu platzen drohte; dann bürstete sie sorgfältig und ohne Eile ihr Haar, band es zu einem Pferdeschwanz zusammen und betrachtete sich im Spiegel. Papa und ich warteten ungeduldig im Treppenhaus auf sie. Für mich war dieser Streit unerträglich. Beatrice war nur einen Schritt von mir entfernt und ignorierte mich. Ihr ganzer Körper drückte nur allzu deutlich ihren Groll gegen mich aus. Und ich hasste sie, verabscheute sie, hätte aber alles für einen flüchtigen wohlwollenden Blick gegeben. Aber nichts.

Sie gab Gabriele einen Kuss. »Ich rufe dich nachher an.« Und hochmütig und traurig ließ sie sich herab, uns zu folgen.

Im Passat versetzte sie mir den Todesstoß.

»Paolo, fahr mich bitte in die Via dei Lecci.«

Papa bremste ab und fuhr rechts ran, ohne mit der Wimper zu zucken. Er wartete, bis er kehrtmachen konnte in Richtung Hügel.

»Meine Kleider und den Rest werde ich an einem anderen Tag abholen«, fügte Bea ruhig hinzu. »Jetzt will ich nur zurück zu meiner Familie.«

Sie legte eine besondere Betonung auf Familie. Als wäre dieses Wort die Klinge eines Messers, das sie mir nicht nur zwischen die Rippen stoßen, sondern auch wieder und wieder umdrehen wollte. Ich saß hinten, sie vorn. Ich bin sicher, dass sie mich im Rückspiegel betrachtete, während sie die letzte Silbe aussprach, und beinahe lächelte mit ihren abgrundtief grünen Augen, die ich heute auf Dutzenden Werbefotos für Lidschatten, Lippenstiften und Tagescremes ertragen muss und die in diesem Augenblick klar und deutlich sagten: »Krepier, gemeines Miststück.«

Wir hatten nie so gestritten, dass wir uns getrennt hätten. In den



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