Bestimmt by Morgan Rice

Autor:Morgan Rice [Rice, Morgan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2014-06-12T22:00:00+00:00

11. Kapitel

Kyle flog schnell durch die Nacht und steuerte ohne Umwege auf Venedig zu. Dieser Priester hatte sich als ausgesprochen zäh erwiesen – er hatte ihn härter foltern müssen, als er erwartet hatte, um die gewünschten Antworten aus ihm herauszubekommen und zu erfahren, wohin Caitlin sich gewendet hatte. Doch am Ende hatte Kyle sein Ziel erreicht, kurz bevor er den Mann getötet hatte. Bei dem Gedanken daran lächelte er selbstzufrieden.

Kyle entschied sich, in einer Hintergasse Venedigs zu landen. Er ging in einen schnellen Sinkflug über und wählte eine unbeleuchtete Gasse, die er immer benutzt hatte, wenn er dieses stinkende Loch von einer Stadt hatte besuchen müssen. Genau wie in seiner Erinnerung war das Gässchen schmutzig und stockfinster – der perfekte Ort für eine unauffällige Landung bei Nacht.

Es war so dunkel, dass Kyle nicht genau erkennen konnte, wohin er flog. Daher war er noch ein wenig zu schnell und landete versehentlich auf irgendetwas. Zuerst war er überrascht, wie weich der Boden war, doch als er ein ungehaltenes Grummeln hörte, wurde ihm klar, dass er auf einen schlafenden Penner gestürzt war.

Der Penner sprang auf und knurrte Kyle wütend an: »Was glaubst du eigentlich, was du da tust?«

Kyle war verärgert und gab ihm keine Chance auszureden, sondern versetzte ihm einen heftigen Fußtritt. Daraufhin flog der Mann quer durch die Gasse, prallte gegen eine Mauer und brach bewusstlos zusammen. Jetzt fühlte Kyle sich ein kleines bisschen besser.

Zufrieden stellte Kyle fest, dass außer dem Obdachlosen niemand seine Landung bemerkt hatte. Als er die kleine Straße entlangging, zuckte er unwillkürlich wegen des furchtbaren Gestanks in dieser Stadt zusammen. Er empfand beinahe so etwas wie Sehnsucht nach dem einundzwanzigsten Jahrhundert.

Bevor er auf einen Platz hinaustrat, brachte er noch seine Kleidung in Ordnung. Dann tauchte er direkt in das Gewühl Venedigs ein. Um ihn herum tanzten und sangen überall blöde Menschen. Das reizte ihn schrecklich, er konnte nicht nachvollziehen, warum sie so fröhlich waren. Schließlich waren sie doch nur ein Haufen Normalsterblicher ohne einen Lebenszweck – ganz anders als er selbst. Sie hatten keine ehrgeizigen Ziele, planten keine großen Dinge, arbeiteten nicht annähernd so hart wie er.

Je mehr sie lachten, desto mehr bekam er das Gefühl, dass sie sich über ihn lustig machten. Als seine Wut weiter zunahm, wählte er einen besonders lustigen Clown aus, schlich sich von hinten an und trat ihn fest in die Kniekehlen. Der Mann stürzte zu Boden, und seine Jonglierbälle kullerten in alle Richtungen.

Verblüfft wirbelte der Mann herum, um nach dem Schuldigen Ausschau zu erhalten, doch im Gewühl konnte er ihn nicht finden. Wenigstens hatte Kyle dafür gesorgt, dass er aufhörte zu lachen. Seine Laune besserte sich ein wenig, und er grinste vor sich hin.

Energisch bahnte Kyle sich einen Weg durch die Menge, überquerte den Platz und bog in eine Gasse ein. Schließlich erreichte er das Ufer und ging am Hafen entlang. Hier war es ein kleines bisschen weniger überfüllt.

Und da war sie, genauso, wie er sie in Erinnerung hatte: die Seufzerbrücke. Die Fußgängerbrücke war schmal und hatte nur ungefähr zwanzig Stufen auf jeder Seite.

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