Babel 17 by Samuel R. Delany

Babel 17 by Samuel R. Delany

Autor:Samuel R. Delany [Delany, Samuel R.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: TTB 260
veröffentlicht: 2014-03-05T00:00:00+00:00


Die Mannschaftsmesse war weit und hoch, mit tonnengewölbter Decke und Galerien entlang den Wänden, die mit Draperien behangen und mit Schlachtengemälden geschmückt waren. Und die Sterne – zuerst dachte Rydra, die ganze Decke sei ein riesiges Fenster; aber es war nur eine gut dreißig Meter lange Projektion der Nacht jenseits des Schiffes. Männer und Frauen saßen an hölzernen Tischen oder standen unter den Arkaden der Galerie. Dort war eine lange Theke, wo Getränke und Speisen abgegeben wurden, und im Hintergrund war durch Fenster und Türöffnungen die Küche zu sehen; ein Dutzend Männer und Frauen in Weiß, beschäftigt mit der Zubereitung des Abendessens.

Ihre Ankunft wurde von den Leuten mit mäßiger Aufmerksamkeit quittiert. Diejenigen, in deren unmittelbare Nähe sie kamen, salutierten nachlässig, indem sie eine Hand zur Stirn führten. Tarik führte Rydra zu einer gepolsterten Bank in einer Ecke, und sie setzten sich.

»Um Ihrer Frage zuvorzukommen, Kapitän Wong«, sagte er, »wir befinden uns hier in der Specelli-Region. Welche Position hatten Sie, bevor Sie in den Sog der Nova gerieten?«

»Wir starteten vom Flottenstützpunkt Armsedge.«

Tarik nickte. »Sie können sich glücklich schätzen. Die meisten Schattenschiffe hätten Sie ungerührt in die Nova gehen lassen, als Ihre Generatoren versagten. Es wäre eine ziemlich endgültige Entkörperlichung geworden.«

Rydra nickte und schenkte ihrem Gastgeber ein unbehagliches Lächeln. »Ganz sicher. Aber ich fürchte, ich weiß nicht, was ein Schattenschiff ist.«

»Die ,Dschebel Tarik’ ist ein.« Tarik lachte glucksend, während er sie aus dunklen Augen musterte. »Sie brauchten es nicht zu wissen, aber ich will es Ihnen trotzdem sagen. Die Specelli-Region ist voll von stellaren Radioquellen und Störungen. Ein Schiff, selbst ein Gebirge wie die ›Dschebel Tarik‹, ist über weitere Entfernungen nicht auszumachen. Diese Verhältnisse sind jenseits vom Wendekreis des Krebses genauso anzutreffen.«

»Ist das nicht eine Region, die von den Invasoren kontrolliert wird?« fragte Rydra.

»Der äußere Rand der Specelli-Region ist die Grenze«, sagte Tarik. »Wir patrouillieren das Gebiet und – halten die Schiffe der Eindringlinge in Schach.«

»Aber nicht offiziell?«

Er lachte wieder. »Wie könnten wir, Kapitän Wong? In den Specellis können nicht einmal reguläre Kriegsschiffe Befehle und Anweisungen empfangen, wegen der hohen Radiodichte. Es ist eine Kommunikationslücke, und wegen dieser Schwierigkeiten läßt das Hauptquartier der Allianz uns gewähren. Wir tun unsere Arbeit gut; sie schauen in die andere Richtung. Sie können uns weder mit Waffen noch mit Proviant versorgen; darum können sie uns auch keine Befehle geben. Wir sind andererseits gezwungen, gewisse Konventionen und Bestimmungen zu ignorieren. Die Leute von der Flotte nennen uns Plünderer.« Er beobachtete ihr Gesicht, um die Reaktion zu lesen, und fügte dann hinzu: »Wir sind standhafte Verteidiger der Allianz, Kapitän Wong. Aber wenn wir hungrig sind und kein Schiff der Eindringlinge unsere Bahn kreuzt – nun, dann nehmen wir eben, was vorbeikommt.«

»Ich verstehe«, sagte Rydra. »Bedeutet das, daß wir Ihre Gefangenen sind?«

Tarik lachte behäbig und klopfte auf seinen Bauch. »Sehe ich so hungrig aus?«

Rydra lächelte. »Sie sehen sehr wohlgenährt aus, Kapitän Tarik.«

Er nickte. »Ja«, sagte er, »wir hatten eine gute Zeit. Wäre es anders, würden wir jetzt nicht so freundschaftlich beisammensitzen. Sie sind einstweilen unsere Gäste.«

»Dann werden Sie uns helfen, die ausgebrannten Generatoren zu reparieren?«

Tarik hob seine Hand.



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