Auf 25 Wegen um die Welt by Thürmer Christine

Auf 25 Wegen um die Welt by Thürmer Christine

Autor:Thürmer, Christine [Thürmer, Christine]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2023-02-23T00:00:00+00:00


Für Schafskäsegourmets:

Bergwanderweg der Freundschaft Kom–Emine

Land: Bulgarien | Länge: 600 km

Schwierigkeit: ** | Budget: € | Jahreszeit: ganzjährig

Natur: ** | Kultur: ** | Special Interest: Bergwanderweg für jede Jahreszeit

Vom namensgebenden Startpunkt des Trails, dem über 2000 Meter hohen Berg Kom, sehe ich durch den dichten Nebel herzlich wenig. Ein Schild weist auf Bulgarisch und erstaunlicherweise auf Deutsch darauf hin, dass der Weg Teil des Europäischen Fernwanderweges E3 ist. Knapp 600 Kilometer sind es von hier zu Fuß bis zum Kap Emine am Schwarzen Meer, immer hoch oben auf dem Kamm der Stara Planina, wie das Balkangebirge auf Bulgarisch heißt. Traditionell übernachten die Wanderer auf diesem Gipfel und beginnen ihre Tour mit dem ersten Tageslicht, doch bei dem miesen Wetter würde ich vom Sonnenaufgang sowieso nicht viel sehen und laufe einfach weiter. Ich nehme auch keine zwei Steine mit. Wenn mir das Ultraleichtprinzip nicht so wichtig wäre, würde ich einen davon am Schluss ins Schwarze Meer werfen und den anderen als Erinnerung behalten.

Am Ende des ersten Wandertages bin ich patschnass, von außen durch den Dauerregen und von innen durch den anstrengenden Aufstieg. Als ich auf der asphaltierten Straße am Petrohan-Pass an einer Unterkunft vorbeitrotte, winkt mich der Besitzer heran, und ich kann der Versuchung eines warmen Bettes nicht widerstehen. Mein Zimmer hat zwar nur Wände aus Spanplatten, und die Matratze ist schmal wie ein Handtuch, dafür erwarten mich eine Heizung und eine heiße Dusche. Das angeschlossene Restaurant wirkt mit seinen Beistelltischen und Schränken eher wie ein überdimensioniertes Wohnzimmer. Die Essensbestellung gestaltet sich überaus schwierig.

»Was gibt es zu essen?«, tippe ich in die Übersetzungs-App meines Smartphones und reiche es dem Eigentümer. Diese Art der Handykommunikation klappte bisher in ganz Osteuropa hervorragend, jetzt starrt mein Gegenüber bloß angestrengt auf den Bildschirm und kratzt sich am Kopf. Plötzlich fällt mir der Grund wie Schuppen von den Augen: Meine Tastatur zeigt lateinische Buchstaben, die Bulgaren schreiben jedoch in kyrillischer Schrift.

Bevor ich die Spracherkennung aktivieren kann, hat sich der Wirt schon auf eine andere Lösung besonnen. Statt einer Speisekarte stellt seine Ehefrau einfach ein paar Kochtöpfe zur Auswahl vor mich hin. Leider hat auch diese Methode ihre Tücken. Was ich für einen Eintopf mit Hühnerfleischstreifen halte, entpuppt sich zehn Minuten später auf meinem Teller als das bulgarische Nationalgericht Schkembe tschorba: Kuttelsuppe! Ich gehe dann doch ziemlich hungrig ins Bett. Beim Frühstück kann ich mein Kaloriendefizit aber schnell wieder ausgleichen. Es gibt Mekiza, in Fett ausgebackene Hefekrapfen, die mich stark an die Knieküchla meiner fränkischen Heimat erinnern.

Der Blick auf den Wetterbericht ist dagegen niederschmetternd: Dauerregen für die nächsten Tage! Mein Wanderführer zeigt für die nächste Etappe ein Bild des Siniya vir, eines Wasserfalls mit vielen kleinen Pools und fröhlich darin planschenden Menschen. Als ich daran vorbeikomme, ist mir nicht nach Baden zumute, ganz im Gegenteil fröstle ich unter meiner Regenkleidung. Immerhin heben ein paar leuchtend gelbe Feuersalamander auf dem Weg meine Laune.

In Gara Lakatnik durchschneidet der Fluss Iskar in einer tiefen Schlucht das Balkangebirge. Ich überquere sie auf einer Fußgängerbrücke, von wo aus ich trotz des diesigen Wetters einen fantastischen Blick auf die 250 Meter steil aufragenden Felsen habe.



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