Hawaii by James A. Michener

Hawaii by James A. Michener

Autor:James A. Michener [Michener, James a.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


»Könntet Ihr uns bitte ein wenig zu essen geben?« bat Nyuk Tsin. »Natürlich!« rief die riesige Frau. »Wir haben zwar nicht viel. Kimo!« rief sie, und aus der niedrigen Grashütte trat ein großer, fetter Eingeborener, ohne Hemd und nur mit einer zerschlissenen Matrosenhose bekleidet, die von einem Seil zusammengehalten wurde. Er war unrasiert und schlecht gewaschen und hatte anscheinend monatelang in seinen Hosen geschlafen, aber er machte ein freundliches Gesicht und lächelte. »Was ist, Apikela«, fragte er und gebrauchte ihren biblischen Namen Abigail. »Der Mai Pake hält sich im Tal versteckt«, erklärte Apikela. »Er hat vier Tage lang nichts gegessen.«

»Wir geben ihm besser etwas zu essen!« antwortete Kimo, der biblische Jakob. Er ging in die Hütte und kehrte bald mit einem Blatt voll Taro-Paste, gebackener Brotfrucht und einigen Kokosnußstücken zurück. »Kein Reis«, sagte er scherzend.

»Ich werde das dem kranken Mann bringen«, sagte Nyuk Tsin. »Ich gehe mit Euch«, bot Kimo an.

»Das ist nicht nötig«, protestierte Nyuk Tsin, denn sie wollte diese guten Menschen nicht in Konflikt mit der Polizei bringen.

»Wie wollt Ihr denn den kranken Mann hierhertragen?« fragte Kimo.

Nyuk Tsin traute ihren Ohren nicht, und ohne Kimo anzusehen, fragte sie:

»Dann kann ich ihn hier verbergen - für einige Tage?«

»Gewiß!« sagte Apikela lachend und schaukelte auf ihrem Stuhl. »Diese verdammte Polizei!«

»Es ist scheußlich, kranke Menschen zu fangen und auf eine einsame Insel zu schicken«, gab Kimo zu. »Wenn ein Mann sterben muß, dann sollte er bei seinen Freunden sterben dürfen. Er ist bald tot, und niemand ist ärmer dran.«

Er wickelte die Speisen ein und sagte: »Zeigt mir, wo der arme Mann liegt.«

Aber jetzt stand Apikela auf und sagte: »Nein, Kimo, ich gehe. Wenn wir Polizei auf der Straße begegnen, ist es besser, sie fragen mich. Weil ich sagen kann, daß ich auf dem Weg zur Arbeit bin. Und sollten sie hierherkommen, dann sieht es weniger verdächtig aus, wenn du wie immer schläfst.«

Kimo dachte eine Weile über die Worte seiner Frau nach und mußte ihr schließlich recht geben, daß es besser war, wenn der gewohnte Tageslauf nicht geändert wurde. Deshalb kehrte er wieder in sein Bett zurück, während die dicke Apikela langsam den Pfad hinunterschritt. Nyuk Tsin schlich hinter ihr her, aber sie waren noch nicht weit gekommen, als sich Apikela umdrehte und zu der Chinesin sagte: »Es wäre vernünftiger, wenn ich einen Kranz von Maile-Blättern um meinen Hals trüge. Geht zurück und fragt Kimo darum.« Als die hünenhafte Frau die duftenden Blätter um ihre Schultern gelegt hatte, gingen sie weiter.

Ihre Vorsicht erwies sich als begründet, denn als sie auf die

Landstraße trat, während sich Nyuk Tsin hinter den Bäumen versteckt hielt, kam berittene Polizei daher und fragte: »Habt Ihr den Mai-Pake-Chinesen gesehen?«

»Nein«, antwortete sie ruhig.

»Was macht Ihr schon so früh unterwegs, Apikela?«

»Ich sammle Maile, wie gewöhnlich«, sagte sie.

Sie sahen die Blätter und glaubten ihr. »Wenn Ihr den Chinesen auf Eurer Lichtung seht, dann kommt auf die Straße und meldet ihn uns.«

»Das will ich tun«, versprach die riesige Frau und schritt langsam die Straße hinunter.

Zum Glück eilte Nyuk Tsin voraus, denn als sie den Platz erreichte, wo sie ihren Mann zurückgelassen hatte, sah sie, daß Mun Ki verschwunden war.



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