Anno Salvatio 423: Der gefallene Prophet (German Edition) by Daut Tom

Anno Salvatio 423: Der gefallene Prophet (German Edition) by Daut Tom

Autor:Daut, Tom [Daut, Tom]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Oldigor Verlag
veröffentlicht: 2014-05-26T22:00:00+00:00


XVIII

Das war er also, der neue Held des Untergrundes. Griesgrämig beobachtete Papa Vocola den Priester dabei, wie er mit einer Kiste unter dem Arm durch die Gassen der Kavernensiedlung zog.

Irgendwie hatte Sorofraugh überhaupt nichts Heroisches an sich. Dem stand eher das Wort ‚Warmtäufer’ auf der Stirn. Passte gut zu Fate und seiner affektierten Art. Doch beim „Fußvolk“, wie Vocola die meisten Idioten hier bezeichnete, stand der Weißschopf hoch im Kurs. Seine Nummer unten am See und die Rettung von Flüchtlingen im eigenen Dekanat waren in aller Munde.

Für Vocola hatte sich dadurch nichts zum Besseren gewendet. Im Gegenteil. Er hockte immer noch in einem Verschlag mit sechs anderen Schmierköpfen und stritt sich mit ihnen um die gräuliche Kotze, die man hier als Essen ansah. Auch wenn er, dank der Jungs, wenigstens seine Mitbewohner im Griff hatte, musste sich schnellstens etwas ändern.

Die Dreizehn hatten die Ketzergemeinde um Geduld gebeten. Geduld. Pah! Die sollten sich lieber um die wirklich wichtigen Dinge kümmern. Ständig nur um ihn und seine Jungs zu scharwenzeln, um sie für ihre Gefolgschaften anzuwerben, machte niemanden anständig satt.

Bis jetzt durfte sich keiner an den Pflanzcontainern vergreifen. Auch die neue Fischzucht im See war tabu. Wenn er wenigstens irgendetwas in seinem Besitz gehabt hätte, um die Wachen zu bestechen. Doch ihm gehörten ja, wenn man es ganz genau nahm, noch nicht einmal die Sachen am Leib. So war der sonst so rührige Vocola zur Tatenlosigkeit verdammt, etwas, das er gar nicht leiden konnte.

Außerdem stand ihm der Sinn danach, endlich einmal eins von diesen Ludern zu striegeln, die in dem lichtlosen Dreckloch hier so aufreizend herumliefen. Aber jedes Mal, wenn er sich einer der Ketzerfrauen näherte, hatte sie die Frechheit, sich zu verweigern. Was waren das nur für Weiber? In seinem alten Bezirk in Nicopolis wäre so etwas undenkbar gewesen.

Ein ganz spezieller Dorn im Auge war ihm Architektin Calla. Großes Maul, aber niedlicher Arsch und ein ordentlicher Vorbau. Er mochte sich gar nicht ausmalen, wie sie ohne diesen geschmacklosen Overall aussah. Doch sich selbst vor Augen zu führen, dass es etwas gab, das er nicht haben konnte, regte ihn nur noch mehr auf.

Wo zum Teufel war eigentlich dieser Wischlappen von Kreuzbuckler jetzt hin?

Vocola stand vor seiner Übergangsheimat und klaubte einen Stein vom Boden. Sein Frühstücksteller stand noch in der Fensteröffnung. Mit einem gut gezielten Wurf ließ er den Aluminiumteller ins Hausinnere scheppern. Dann grinste er.

Im nächsten Moment stampfte einer seiner Jungs, in fleckiger Schürze und mit langem Messer in der Hand, zum Eingang hinaus. Als er Vocola erblickte, beruhigte er sich sofort wieder und nahm das Messer herunter.

„Was ist geschehen, Papa?“, fragte Konstantin ehrerbietig.

Vocola verschränkte die Arme und scharrte mit einem Fuß im Dreck. „Nichts. Nichts und wieder nichts. Genau das ist unser Problem. Mir reicht es endgültig. Mach diesen Dicken ausfindig. Diesen Eckart. Sag ihm, ich will mit Iskariot sprechen. Und das so schnell wie irgend möglich.“

Ohne ein weiteres Wort nickte der junge Mann und machte sich auf die Suche.

Er war gerade außer Sichtweite, da legte sich eine Hand auf Vocolas Schulter.



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