Angelfall--Tage der Dunkelheit by Susan Ee

Angelfall--Tage der Dunkelheit by Susan Ee

Autor:Susan Ee
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag


41

Der verschwommene Fleck, der in eine der Ecken geschleudert wird, verwandelt sich zurück in meine Schwester, als sie mit einem Knall auf dem Boden aufkommt. Ich zucke zusammen, als sie von der Wand abprallt und auf ihren nutzlosen Beinen zusammensackt.

Sie gibt einen leisen Schmerzensschrei von sich, doch niemand im Raum scheint es zu bemerken.

Der Rostrote verschwendet keinen weiteren Gedanken mehr an sie, sondern hebt Beliels Beine hoch. Die Engel werfen ihn gemeinsam auf die Pritsche. Die Federn quietschen, als der Dämon darauf landet. Er sieht aus, als wäre er tot. Ich wünschte, er wäre es wirklich.

Hinter ihnen zieht sich meine kleine Schwester weiter in die im Schatten liegende Ecke zurück und kauert sich dort zusammen. Sie zieht sich die Beine mit den Händen an den Körper und drückt sie gegen ihre Brust, wodurch sie ein wenig wie ein Embryo aussieht, während sie die Engel mit riesigen, angsterfüllten Augen beobachtet.

Beliels Kopf hängt schlaff zur Seite und drückt sich in einem unbequemen Winkel gegen die Metallstrebe am Kopfende des Bettes. Die anderen Engel müssten ihn nur ein wenig nach unten ziehen, dann könnte er einigermaßen bequem liegen. Doch sie tun es nicht.

Ein weiterer Engel betritt mit einem Teller Sandwiches und einem großen Glas Wasser den Raum. Er stellt das Essen und das Wasser auf dem Nachttisch ab. Währenddessen verlassen zwei der Engel den Raum, sodass nur noch der Rostrote und der Bote übrig bleiben.

»Jetzt wirkt er nicht mehr so herrschsüchtig, nicht wahr?«, meint der Rostrote.

»Ich frage mich, wie tief der Schnitt wohl in seine Bauchmuskeln eingedrungen ist?«, überlegt der Engel, der die Sandwiches gebracht hat. »Glaubst du, er kommt an das Essen ran?«

Der Rostrote schiebt den wackeligen Tisch gerade außer Beliels Reichweite. »Jetzt nicht mehr.«

Die beiden Engel werfen einander ein hinterhältiges Lächeln zu. »Wir haben Essen und Wasser gebracht, wie es von uns erwartet wird. Aber es ist doch nicht unsere Schuld, dass er sich nicht aufsetzen und danach greifen kann, nicht wahr?«

Der Rostrote kräuselt die Lippen, als wollte er Beliel einen Tritt verpassen. »Er ist vermutlich der herrschsüchtigste, ekelhafteste, aufgeblasenste Arsch, mit dem ich jemals arbeiten musste.«

»Ich habe schon mit schlimmeren gearbeitet.«

»Mit wem?«

»Mit dir.« Der andere Engel lacht und schließt die Tür hinter ihnen.

Paige kauert im Dunkeln – sie haben sie scheinbar vollkommen vergessen. Vermutlich ist sie mittlerweile ebenfalls hungrig und durstig geworden.

Könnte sie gehen, hätte sie einfach hinüberschleichen und sich ein Sandwich holen können. Doch ohne ihren Rollstuhl müsste sie langsam über den Boden kriechen, das Sandwich nehmen und wieder zurückrobben. Es wäre möglich, aber ich kann verstehen, dass sie es nicht versucht. Schließlich ist es schwer, den Glauben daran zu bewahren, dass es einem gelingen könnte, etwas zu stehlen, obwohl man nicht davonlaufen kann.

Der Bildschirm wird schwarz.

Als er wieder zum Leben erwacht, fällt Licht ins Zimmer, vermutlich durch ein kleines Fenster außerhalb der Kamera. Es ist einiges an Zeit vergangen, aber es ist schwer zu sagen, wie viel genau.

Ein schmerzverzerrtes Knurren steigert sich zu einem wütenden und frustrierten Heulen. Beliel ist wach und versucht, sich aufzusetzen. Dann sinkt er mit einem entrüsteten Grunzen wieder auf die Pritsche zurück.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.