Am Ende des Weges by K. H. Scheer

Autor:K. H. Scheer [Scheer, K. H.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Tannert 12
veröffentlicht: 2014-11-20T16:00:00+00:00

VII. KAPITEL

Selbst die Luft schien uranhaltig zu sein in diesem ‚Magellanes’, das die Hauptstadt der gleichnamigen südchilenischen Provinz ist.

Wenn ich durch die neuangelegten Straßen mit den wuchtigen Geschäftshäusern ging, mußte ich unwillkürlich an verschiedene amerikanische Städte denken, die unter gleichen Umständen förmlich aus dem Boden geschossen waren.

Selbst hier, am südlichen Zipfel des südamerikanischen Kontinents, hatten die Menschen die Gewalt des Atoms zu spüren bekommen, was allerdings nicht in der Form einer A-Bombe geschehen war.

Dafür aber war in dieser Stadt jedermann darauf bedacht, sein Schäfchen ins Trockene zu bringen.

Noch vor wenigen Jahren war Magellanes eine unbedeutende Kleinstadt gewesen, von der aus zwei wichtige Eisenbahnlinien hinauf nach Patagonien und nach Argentinien hinüberliefen. Sie hatte als Umschlagplatz für jene Güter gegolten, die besonders in der patagonischen Steppentafel erzeugt wurden. Das war vordringlich Schafwolle und Gefrierfleisch gewesen.

Ich konnte feststellen, daß diese Güter nach wie vor in dem recht guten Hafen umgeschlagen wurden, doch die Material- und Erztransporter ließen sich nicht mehr übersehen, zumal die neuen Ent- und Beladevorrichtungen einwandfrei darauf hinwiesen, daß die Schafwolle in den Hintergrund getreten war.

Unsere Jacht lag im Hafen vor Anker. Nur Mona, Goliath und ich waren an Land gegangen, wo wir uns programmgemäß in dem erstklassigen und neuerbauten Hotel „Magellan“ eingemietet hatten. Das Haus hätte in New York oder Frisco stehen können. Es war alles da, was das Herz begehrte. Ich hatte noch keinen Einheimischen getroffen, der nicht einigermaßen verständlich Englisch gesprochen hätte. Die Chilenen hatten sich überraschend schnell umgestellt, so, wie sich bisher noch jedes Volk umgestellt hatte, wenn es den amerikanischen Dollarstrom zu spüren bekam.

In der Stadt herrschte eine fieberhafte Geschäftigkeit. Man sah ausschließlich US-Fahrzeuge, angefangen vom 1956-1957er Cadillac über den schweren Sattelschlepper hinweg bis zum nagelneuen Bulldozer.

Man handelte, wucherte und schaffte in einem ganz typischen US-Tempo. An jeder Straßenecke, in jeder Bar und in jedem Kaufhaus spürte man den Einfluß des Dollars, der dieses Land einfach überrumpelt hatte.

Die Polizisten waren höflich und nett, und die Beamten der chilenischen Verwaltung waren auch nett. Warum sollten sie es auch nicht sein!

Wenn man durch die Straßen ging, dann schien jedes Ding in allerbester Ordnung zu sein. Hinter den zahlreichen Firmenschildern steckten Großunternehmen, denen es auf einige Millionen gar nicht ankam, wenn man auf einen entsprechenden Gewinn hoffen durfte.

Ich hatte schon einige große Leute kennengelernt, und ich hatte auch bereits meine Fühler ausgestreckt.

Vor vier Tagen waren wir im Hafen eingelaufen, und seit dieser Zeit hatte sich sehr viel und doch nichts ereignet.

Ich spielte den großen Mann. Ich kaute Gummi, hatte den Hut im Genick und die Hände in den Taschen. Ich warf schönen Frauen aufdringliche Blicke zu, so wie ich überhaupt alles tat, um einigermaßen unangenehm aufzufallen. Meine Rolle als großartiger Emporkömmling mit viel Geld und schlechten Manieren gefiel mir durchaus nicht, doch mir blieb nichts anders übrig, als die einmal angerührte Suppe auch auszulöffeln.

Drei Tage nach meiner Ankunft hatte ich den ersten Krach provoziert. Ich hatte den Betrunkenen gespielt, was ein guter Grund war, mich mit dem muskulösen Sohn eines patagonischen Schafzüchters herumzuschlagen. Dabei war die halbe Bar in Trümmer gegangen.

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