Affenzirkus by J. Moldenhauer

Affenzirkus by J. Moldenhauer

Autor:J. Moldenhauer [Moldenhauer, J.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-15T00:00:00+00:00


Es war vier Uhr morgens und ich bekam kein Auge zu. Seit Stunden lief laute Musik im Wohnzimmer und Grasgeruch zog durch den Türspalt in mein Zimmer. Morgen musste ich ins Kinderheim. Ich hatte es ihnen versprochen. Wieso konnten die Jungs unter der Woche nicht einmal ruhig sein?!

Wütend schlug ich meine Bettdecke zur Seite und stand auf. Meine Beine trugen mich zur Zimmertür, denn ich wollte ihnen ein einziges Mal mitteilen, dass sie es sein lassen sollten. Unter der Woche einen draufmachen war absolut inakzeptabel. Die lebten hier schließlich nicht alleine. Ich stolperte durch mein Zimmer, hielt vor der Tür an und legte meine Hand auf die Klinke. Es war abgeschlossen. So wie immer, wenn sie feierten. So hatte ich es ihm versprochen.

Vor Jahren. Mittlerweile war ich alt genug, um mit bekifften oder betrunkenen Typen fertig zu werden.

Entschlossen drehte ich den Schlüssel und öffnete die Tür. Eine Wolke, die aus abgestandenem Alkohol, Zigaretten und Gras bestand, schlug mir entgegen. Angewidert verzog ich das Gesicht, trat aus meinem Zimmer und lief durch den spärlich beleuchteten Flur ins Wohnzimmer. Diverse Flaschen lagen auf dem Boden herum und ich fragte mich, ob die Herren nicht schon längst eingeschlafen waren und von der lauten Musik nichts mehr mitbekamen. Bei dem Alkoholkonsum würde mich das nicht wundern.

Ich trat in das abgedunkelte Wohnzimmer, schaltete das Licht ein und erblickte Ali, der auf dem Sofa schlief. Also lag ich richtig. Als nächstes entdeckte ich Paul, der merkwürdig abwesend dreinblickte. In der Tür stehend betrachtete ich den Typen, in den ich bis über beide Ohren verknallt war. Eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit war neben ihm umgefallen und tränkte das Sofa.

„Was…?“, murmelte ich, als ich dieses weiße Pullver an seiner Nase entdeckte. Meine Augen huschten zum Tisch, fanden restliche Spuren einer weißen Linie und eine Spritze. Mir stockte der Atem und wieder blickte ich zu Paul, der völlig neben sich stand. Er sah schrecklich aus und nichts erinnerte an den attraktiven Typen, der er meiner Meinung nach eigentlich war. Mein Blick wanderte zu Ali und im selben Moment fragte ich mich, ob er wirklich nur schlief…

Eigentlich hatte ich gedacht, dass es das Schlimmste war, das ich erblicken würde. Doch dann sah ich Robin, der in einer Ecke lag. In seinem eigenen Erbrochenen. Mein Magen drehte sich um und ich bekam schreckliche Angst. Ich wollte zu meinem Bruder rennen, prüfen, ob Ali noch lebte und Paul in die Notaufnahme bringen, als ich am Arm gepackt und herumgewirbelt wurde. Schmerzhaft knallte ich gegen den Türrahmen und das Holz bohrte sich in meinen Rücken.

„Was machst du hier, Emma?“ Ich starrte Tom an, dessen blaue Augen gerötet waren. Seine Pupillen füllten das gesamte Auge aus und er machte mir Angst. Das, was in seinen Augen stand, machte mir Angst.

„Was ist mit ihnen?!“, wollte ich aufgebracht wissen, spürte seine Hände an meiner Hüfte.

„Ist doch egal. Du bist hier“, murmelte er und ein Lächeln, so widerlich, dass mir die Galle hochkam, zierte seine Lippen.

„Verdammt, Tom, wir müssen ihnen helfen!“ Erfolglos versuchte ich, mich von ihm zu lösen.



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