Abby Lynn - 01 - Verbannt ans Ende der Welt by Rainer M. Schröder

Abby Lynn - 01 - Verbannt ans Ende der Welt by Rainer M. Schröder

Autor:Rainer M. Schröder
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Jugendroman
Herausgeber: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-05-18T22:00:00+00:00


Fünftes Kapitel

Kaum kündigte sich der neue Tag an, als die Kent zu hektischem Leben erwachte. Der Gesang der Seeleute hatte auf der langen Reise nie fröhlicher und munterer geklungen als an diesem Morgen, als sie den schweren Anker einholten und die Segel setzten. Die Sonne, eine glutrote Scheibe, tauchte gerade aus der See auf, als der Bug des Schiffes herumschwang und auf die Zufahrt zuhielt.

Trotz der frühen Stunde waren die Passagiere ohne Ausnahme auf dem Achterdeck versammelt. Niemand wollte sich das Schauspiel, wie der Dreimaster in die Bucht von Sydney einlief, entgehen lassen.

»Sydney soll den schönsten Naturhafen der Welt haben«, sagte Jonathan Chandler.

»Mag sein, aber die Küste sieht nicht gerade sehr einladend aus«, meinte Andrew und wünschte, er hätte ein Fernglas, um Einzelheiten erkennen zu können.

Captain Winston navigierte sein Schiff sicher durch die Passage, der noch mehrere weite Buchten folgten, bis dann endlich die beiden weit rausragenden Landzungen auftauchten, die die Bucht von Sydney zu einem so geschützten Ankerplatz machten.

Wie ein langes V, das sich nach Süden hin schloss und in einen kleinen Fluss überging, schnitt die Bucht ins Land. Auf dem Westufer zeichneten sich mehrere markante Gebäude ab, so ein Fort und ein mehrstöckiges Gebäude aus rotem Ziegelstein. Auf dem Ostufer trat ein Haus besonders hervor, und das war die Residenz des derzeitigen Gouverneurs, Phillip Gidley King, der seit 1800 die Kolonie regierte – soweit das Offiziers-Corps es zuließ. In England hätte sich der Verwalter eines großen Gutes mit so einer Wohnstatt zufrieden gegeben, nicht jedoch eine so hoch gestellte Persönlichkeit wie ein Gouverneur. Doch in New South Wales galten andere Maßstäbe. Die Mehrzahl der öffentlichen Gebäude wie Getreidespeicher, Lagerhallen und Sträflingsunterkünfte und auch die Wohnhäuser, die sich zu beiden Seiten der Bucht drängten, waren von reichlich primitiver Bauweise. Sie bestanden vorwiegend aus einer Grundkonstruktion armdicker Äste, die mit einer dicken Schicht Lehm bedeckt waren. Wer ein Holzhaus besaß oder gar eins aus massivem Stein, konnte sich glücklich schätzen und gehörte schon zu den Bessergestellten. Hügeliges, teilweise bewaldetes Land, das die rotbraune Färbung lehmhaltiger Erde besaß, umschloss die erst siebzehn Jahre junge Siedlung. Mehrere Windmühlen auf Hügelkuppen am Rande von Sydney hoben sich mit ihren tuchbespannten Flügeln vom blauen Himmel ab.

»Habe ich es nicht gesagt!«, rief Andrew, als er die vertrauten Silhouetten der Sirius und Calcutta entdeckte, die zusammen mit einem Walfänger in der wirklich zauberhaften Bucht vor Anker lagen. »Die sind schon lange vor uns eingelaufen. Mindestens ein, zwei Wochen!«

»Was macht das jetzt noch für einen Unterschied«, meinte Melvin gelassen. »Hauptsache, wir haben die lange Reise gut überstanden. Die Arbeit läuft uns schon nicht weg.«

Sarah zupfte ihren Vater am Rock. »Vati, ist das die Stadt, von der du erzählt hast?«

»Ja, das ist Sydney!«, sagte Jonathan Chandler irgendwie stolz.

»Von wegen Stadt! Das ist ein schäbiges Nest«, murmelte Andrew, der seine Befürchtungen bestätigt fand.

»Was hast du?«, fragte Melvin kopfschüttelnd. »Wir wollen doch nicht in Sydney oder Parramatta, dieser anderen Siedlung, leben, sondern draußen auf dem Land, wo wir uns eine große Farm aufbauen können. Versuch doch mal zur Abwechslung, den Dingen hier eine angenehme Seite abzugewinnen.



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