Der Pilot Von Der Donau by Verne Jules

Der Pilot Von Der Donau by Verne Jules

Autor:Verne, Jules [Verne, Jules]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783822410950
Google: MrCWPAAACAAJ
Herausgeber: Pawlak-Taschenbuch-Verlag
veröffentlicht: 1984-01-14T23:00:00+00:00


Was der Grund dafür aber auch sein mochte, die Abwesenheit Jägers hatte in jedem Falle die Unannehmlichkeit, eine Reise, die an sich schon zu lang war, noch weiter zu verlängern. Ohne diesen unerwarteten Zwischenfall läge die Jolle jetzt schon wieder in der Strömung, und vor dem Abend wären noch viele Kilometer zu denen hinzugekommen, die sie bereits zurückgelegt hatte.

Die Versuchung war erst groß, Jägers Bitte nicht weiter zu beachten, gleich vom Lande abzustoßen und ohne eine Minute zu verlieren eine Fahrt fortzusetzen, deren Ziel Serge Ladko wie der Magnet das Eisen anzog.

Der Pilot entschloß sich jedoch zu warten; er hatte auf seinen Passagier Rücksicht zu nehmen, und es war am Ende besser, einen Tag zu verlieren, um keinen Vorwand zu spätern Streitigkeiten zu liefern.

Um das Ende des schon halb verflossenen Tages auszunutzen, fehlte es glücklicherweise nicht an Arbeit. Ja der Tag würde kaum ausreichen, in der Jolle alles wieder in Ordnung zu bringen und die kleinen durch den Sturm verursachten Schäden auszubessern.

Serge Ladko ging zuerst daran, die Kasten in Ordnung zu setzen, deren Inhalt er bei seinem vergeblichen Nachsuchen am Morgen durcheinandergeworfen hatte. Das hätte ihm nicht viel Zeit gekostet, wenn beim Ordnen des letzten sein Blick nicht auf dieselbe Brieftasche gefallen wäre, die schon Karl Dragochs Aufmerksamkeit erregt hatte. Er öffnete sie, wie der Polizist vor ihm, und wie dieser, nur mit ganz andern Empfindungen, nahm er daraus das Bild hervor, das Natscha ihm bei ihrer Trennung übergeben und mit einer zärtlichen Widmung begleitet hatte.

Lange Zeit betrachtete Serge Ladko das liebliche Gesicht auf dem Bilde. Natscha! Ja, das war sie, das waren ihre geliebten Züge, ihre sonnenhellen Augen, ihre wie zum Sprechen halbgeöffneten Lippen.

Mit einem Seufzer legte er das ihm so teure Bild in die Brieftasche zurück, und diese in den Kasten, den er sorgsam verschloß und dessen Schlüssel er in die Tasche steckte. Dann verließ er die Koje, um sich andern Arbeiten zu widmen.

Er hatte jedoch nicht mehr den richtigen Mut dazu. Bald ruhten seine Hände, und auf einer der Bänke mit dem Rücken dem Ufer zugewendet sitzend, blickte er auf den Strom hinaus.

Seine Gedanken flogen nach Rustschuk. Er sah seine Gattin, sein freundliches Häuschen, worin so oft ein Lied erklang.

Sicherlich bedauerte er nichts. Wie schon einmal, würde er dem Vaterlande sein eignes Glück, wenn es notwendig wurde, auch nochmals opfern. Doch welcher Schmerz, ein so großes Opfer umsonst gebracht zu haben! Wie viele Jahre würde nun, nachdem der Aufstand vorzeitig ausgebrochen und blutig niedergeschlagen war, Bulgarien noch unter dem Joche seiner Unterdrücker seufzen? Würde er selbst dessen Grenze überschreiten können, und die wieder finden, die er liebte?

Hatten sich die Türken ihrer, der Frau eines ihrer entschiedensten Gegner, nicht als Geisel bemächtigt? Und wenn es sich so verhielt, was war dann mit Natscha geschehen?

Ach, dieses kleine, intime Drama verschwand ja ganz unter den Zuckungen, die die Balkanländer erschütterten. Was zählte das Unglück zweier Wesen inmitten des öffentlichen Elends?

Durch die ganze Halbinsel streiften jetzt zügellose Horden; überall erzitterte die Erde unter dem wilden Galopp der Pferde, und auch die ärmlichsten Dörfer zeigten die Verwüstungen des Krieges.



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