77 Gründe, nach Peru zu reisen: Von Machu Picchu, Ceviche und Bärenmenschen (German Edition) by Nora Teichert

77 Gründe, nach Peru zu reisen: Von Machu Picchu, Ceviche und Bärenmenschen (German Edition) by Nora Teichert

Autor:Nora Teichert [Teichert, Nora]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Südamerika, Machu Picchu, Lateinamerika, Inka, Peru, Reisen, Backpacking
Herausgeber: Nora Teichert
veröffentlicht: 2016-09-10T22:00:00+00:00


GRUND 40

WEIL MAN DAS LAMA IN SEINEM HEIMATLAND BESUCHEN SOLLTE

Wenn mich nicht alles täuscht, steht ein Lama in meinem Garten. Es steht dort gemütlich herum und frisst mit seinem leicht schiefen Gebiss die Äste und Blätter von unserem Busch ab, während es mir einen “Wer-bist-du-denn-Blick” mit seinen tiefschwarzen und halbgeöffneten kugelrunden Augen zuwirft. Nicht jeder kann behaupten, ein Lama in seinem Garten zu haben – vielleicht einen Gartenzwerg, einen Hund oder meinetwegen auch ein Pony aber kein Lama. Freundlich erkundige ich mich bei meinem Gast, was es hier bitteschön verloren hat, als würde es mir darauf eine Antwort geben. Ich mache ein paar Beweisfotos, falls mir das später keiner glaubt und wundere mich, wie sich das Lama auf unseren Hof verirrt hat. Springen können diese Tiere weder in meiner Vorstellung noch im realen Leben. Dieses Lama hatte definitiv einen Komplizen. Santusa, die Hausangestellte, berichtet mir, das Lama sei von ihrer Cousine. Sie und ihr Lama kommen jeden Tag nach Cusco, um sich mit den Touristen fotografieren zu lassen. Das ist ihr Job. Jetzt muss ihre Cousine aber ein dringendes Bankgeschäft regeln und soweit sie weiß, sind in der Bank keine Lamas erlaubt. Das macht Sinn. Das Lama ist bei uns nur zwischen geparkt und geht dann wieder. Irgendwie schade, denn fast hätte ich mich an den Anblick des Lamas in meinem Garten gewöhnt. Schnell mache ich noch ein paar Fotos – gratis –, bevor das Lama als Touristenattraktion ins Zentrum verschwindet.

Lamas stehen nicht nur in Vorgärten herum, sie verirren sich auch mal in den Gepäckraum von Überlandbussen, laufen draußen vor dem Internet-Café vorbei, man sieht sie in Machu Picchu, auf Wanderungen durch die Anden, im peruanischen Fernsehen, als Plüschtiere im Laden, auf Postkarten – ich denke nur an das berühmte Motiv “Indigener mit Panflöte und seinem Lama”, welches der peruanische Fotograf Martin Chambi fotografierte –, als Himmelsbild in der Milchstraße und als lebendige Foto-Objekte in touristischen Zentren wie Cusco, Arequipa – ja selbst in Lima habe ich schon Lamas gesehen. Doch im Tiefland auf Meeresniveau fühlen sich die flauschigen Tiere gar nicht wohl. Am liebsten tummeln sie sich in Horden – Lamas sind Gemeinschaftstiere – in ihrem natürlichen Lebensraum in Höhen über 2.500 Meter, da wo die Luft dünn und das Land üppig mit Gräsern und Flechten bewachsen ist.

Das Hochland von Peru war seit jeher das Zentrum der Domestikation von Lamas. Bereits vor 4500 Jahren wurden Lamas für zahlreiche Zwecke aus dem Guanako, ihrem Vorgänger, gezüchtet. Aufgrund des robusten Körperbaus diente das Lama dem Menschen als Tragetier, welches über weite Distanzen Waren transportieren konnte. Es war auch ein Lieferant für Fleisch, Fett sowie Wolle und die Extremente der Lamas wurden als Brennstoff genutzt. Unter den Inka entwickelte sich ein überregionales Handelsnetz und den sogenannten Lamakarawanen kam eine wesentliche Rolle zu. Dank der Lamas konnten Produkte aus dem Regenwald in die Anden gelangen, darunter Heilpflanzen, Federn und exotische Früchte. Von der Küste kamen Fisch und Meeresfrüchte hinauf in die Berge und aus den fruchtbaren Tälern der Anden wurden Mais, Kartoffeln und Bohnen in entfernte Gebiete transportiert.



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