12 – Das Raetsel von Chail by Atlan

12 – Das Raetsel von Chail by Atlan

Autor:Atlan [Atlan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


8.

Es ging auf den Abend zu, die Schatten draußen wurden länger. Wie immer um diese Zeit beendeten die Bewohner Syrgans ihr Tagwerk. Es würde nicht mehr lange dauern, und die Siedlung lag in tiefem Schlaf.

Für drei Einwohner der Stadt verlief dieser Tag anders als sonst, an Schlaf war nicht zu denken. In dem schmucklosen, eingeschossigen Holzhaus abseits der Hauptstraße stand ein Ereignis besonderer Art bevor.

Zwielicht erfüllte die als Schlafgemach dienende Kammer. Zwei Chailiden umstanden eine roh zusammengefügte Bettstelle, die das markanteste Möbelstück in dem Raum bildete.

Auf dem einfachen Lager lag mit leicht angewinkelten Beinen eine Frau; sie war nackt, lediglich ein Laken bedeckte den aufgeblähten Leib. Benta hatte die Augen geschlossen und stöhnte unterdrückt, ihre kupferfarbene Haut war schweißbedeckt.

Wie schon so oft in der letzten Stunde tauchte die neben dem Bett sitzende alte Frau ein Tuch in einen mit Kräuterextrakten gefüllten Behälter, wrang es aus und legte es der Schwangeren als lindernde Kompresse auf die verschwitzte Stirn. Benta öffnete die Augen und schenkte ihrer Ziehmutter Lofos einen dankbaren Blick.

Plötzlich verzerrte sich ihr schmales Gesicht, der sehnige Körper verkrampfte sich; Halt suchend krallten sich die sechsfingrigen Hände in die weiche Unterlage. Mit einem Sprung war Maton heran, legte die Hände auf die Schultern seiner Gefährtin und presste ihr die beiden Daumen in die Achselhöhlen. Der Druck auf die darunterliegenden Nervenknoten bewirkte, dass der Schmerz in seiner Intensität abebbte.

»Die ... Wehen«, brachte Benta mühsam hervor. »Du musst Cendran holen.«

»Ich werde mich sofort auf den Weg machen.«

Der fast zwei Meter große, muskulös wirkende Chailide fuhr seiner Partnerin liebevoll übers Gesicht und verließ dann rasch den Raum. Mit großen Schritten durchquerte er die übrigen Zimmer und trat hinaus auf die aus festgestampftem Lehm bestehende Straße. Sie wirkte wie ausgestorben.

Maton zögerte nicht. Getrieben von der Sorge um Benta und das Ungeborene schnellte er sich in weiten Sprüngen davon, wie es die Jäger taten, wenn sie ihre Beute verfolgten.

Der Chailide war noch relativ jung; er schaffte es nahezu mühelos, die halbe Stadt in diesem Tempo zu durchqueren. Noch vor einem Dutzend Monden hatte er als Angehöriger eines Trupps Jugendlicher als Jäger und Sammler ganz andere Strapazen überstehen müssen.

Obwohl es bereits ziemlich dunkel war, bereitete es Maton keine Schwierigkeiten, das in einer Nebenstraße gelegene Haus des Heilers zu finden. Es war aus Natursteinen errichtet, und das einzige, über dessen Eingang bei Nacht eine Öllampe angezündet wurde.

Cendran war noch wach. Er hielt sich im ebenerdigen Behandlungszimmer auf, das ein Mittelding zwischen Alchimistenküche und Vorratslager war. Hier braute der Heiler seine Medizin, mixte Tees und Elixiere und stellte Pulver und Säfte her. Deckenhohe Holzregale beherrschten die Wände, angefüllt mit Kisten und Kästen, in denen er Blätter, Früchte, Wurzeln und was der Dinge mehr waren, aufbewahrte.

Als Maton den Raum betrat, beugte Cendran sich gerade vor, so dass sein Gesicht von der rußenden Öllampe erhellt wurde. Er zerstampfte in einem Mörser irgendwelche Pflanzenteile und wirkte sehr konzentriert.

»Guten Abend, Cendran.«

Der Heiler war nicht im mindesten überrascht, zu dieser späten Stunde noch Besuch zu erhalten. Gelassen legte er den Stößel zur Seite und hielt die Lampe hoch, um zu sehen, wer da im Zimmer stand.



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