0050 - Der Einsame der Zeit by Unbekannt

0050 - Der Einsame der Zeit by Unbekannt

Autor:Unbekannt [Unbekannt]
Format: epub
veröffentlicht: 2009-10-31T06:08:33+00:00


6.

Ich wartete, bis Evelyn Tuniks den Programmierungsstreifen in die Automatik schob. Ich hatte noch etwa fünf Minuten Zeit. Vor einer knappen Stunde war mein Betrugsmanöver mit dem Mediziner Flynn entdeckt worden. Natürlich hatte der Chefarzt der Abwehr keine Ahnung, daß er während der Untersuchung unter einem Hypnoblock gestanden hatte.

Ich hatte die Durchleuchtung unauffällig umgehen können. Ein Assistenzarzt war unter Zwang vor die Röhre getreten, und so war es möglich gewesen, die Thoraxaufnahme dieses Mediziners als die meine auszugeben. Wieso man heute, sechs Tage nach der Untersuchung den Schwindel bemerkt hatte, war mir nicht ganz klar. Ich hatte lediglich von Alfons Bonkun die Nachricht erhalten, es hätte eine plötzliche Kontrolle stattgefunden.

Bonkun war ein von mir beeinflußter Laborgehilfe. Er hatte mich über ein Mikrofunksprechgerät informiert. Die Prüfkommission stände unter der Leitung einer Telepathin, hatte er noch mitgeteilt. Von da an war die Verbindung abgerissen.

Ich saß im Kontrollbunker des Prüfstandes T-18. Evelyn Tuniks fungierte als Programmierungsmathematikerin. Wir hat-ten vor vier Stunden die Aufgabe erhalten, ein vollautomatisiertes Raumboot vom Typ „Space-Jet" genauestens zu überprüfen. Die Kontrolliste für die positronische Einrichtung war bereits abgehakt. Ich hatte dafür zu sorgen, daß die Hochenergieanlagen des Bootes ebenfalls einwandfrei funktionierten.

Vor zwei Stunden waren besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Erst hatte ich angenommen, man wäre mir bereits auf den Fersen. Als ich mich gerade zur längst vorbereiteten Flucht wenden wollte, war jener Mann erschienen, dessen Namen mir allmählich aufregende Träume bescherte. Ich sah mich jetzt noch in grenzenloser Verwirrung vor ihm stehen. Allein sein Anblick hatte mich zutiefst aufgewühlt. Mir war gewesen, als hätte er mich mit einem Blick durchschaut. Wenn jemand Wesen meiner Art kannte, dann war er es.

Diese Befürchtung hatte aber nur teilweise zum Verlust meiner Beherrschung beigetragen. Etwas ganz anderes hatte mich viel mehr bewegt. Perry Rhodan, der Erste Administrator des Solaren Imperiums, war entweder ein fast naturgetreues Double des echten Rhodan, oder er hatte in der Tat den Stein der Weisen gefunden. Der Mann, der da den Prüfstand betreten hatte, war niemals 104 Jahre alt! Das war ein sportgestählter, energiegeladener Terraner mit elastischen Bewegungen, straffer Haut und eisgrauen Augen. Er war so groß wie ich, nur mochte er in den Schultern etwas breiter sein.

„Warum starren Sie mich so an?" hatte er gefragt. „Ich habe mich an Ihr Geburtsdatum erinnert, Sir", hatte ich gestottert.

Selten hatte ich einen Mann so launig lachen hören. Er hatte den Kopf in den Nacken geworfen und seiner Heiterkeit in so herzhafter Weise Ausdruck verliehen, daß ich nicht umhin konnte, in dieses Lachen einzufallen. Anschließend hatte ich etwa zwei Stunden benötigt, um mich von meiner peinlichen Überraschung zu erholen. Leute von meiner Art können von solchen Dingen gesundheitsschädigend schockiert werden.

Als ich mich wieder in der Gewalt hatte, war er noch immer im Prüfstand gewesen. Er hatte sich persönlich um die lebenswichtigen Maschinen des Bootes gekümmert. Kurz darauf hatte mir die Mathematikerin zugeflüstert, der Chef wolle mit der Space-Jet persönlich starten. Das hatte bedeutet, daß wir die vorgeschriebenen Punkte der Kontrollkladde zweimal durchgingen. Es war wohl ein unglückliches Zusammentreffen gewesen, daß die Raumabwehr ausgerechnet in diesen Minuten meinen Schwindel mit der Röntgenaufnahme bemerkte.



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