Zwanzig Zeilen Liebe by Coleman Rowan
Autor:Coleman, Rowan [Coleman, Rowan]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492971065
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-08-30T16:00:00+00:00
Hugh
Sarah öffnet ihre Haustür, als ich durch den Vorgarten aufs Haus zumarschiere, und ich stelle fest, dass ich mich freue, sie zu sehen. Ich habe heute mehrfach an sie gedacht.
Gestern Abend war ich, nachdem Mikey ins Bett gegangen war, vor dem Fernseher eingeschlafen, noch bevor sie nach Hause kam. Irgendwann merkte ich, wie sich jemand neben mich aufs Sofa setzte, und als ich endlich die Augen aufkriegte, sah ich, dass sie es war, die es sich auf den weichen Kissen bequem gemacht hatte. Mir fiel der besondere Schwung ihrer kleinen Nase auf und dass sie leicht nach Chlor roch. Ihre Jogginghose hatte einen Riss am Knie, ihre Stiefel waren ausgelatscht. Ihr Haar war durcheinander, ihre Hände sahen rissig und kalt aus, und sie hatte die Augen zu. Sie war zu müde, um sich zu unterhalten, und während ich sie betrachtete, änderte ihre Atmung den Rhythmus, und sie schlief exakt da ein, wo sie an diesem Abend zum ersten Mal zur Ruhe kam.
»Wie war’s?«, fragte ich sie, weil ich das Gefühl hatte, es wäre nicht in Ordnung, sie nach einem langen, harten Tag einfach dort schlafen zu lassen.
Sie blinzelte, öffnete die Augen und seufzte.
»Ach, weißt du, den Dreck anderer Leute wegzumachen ist im Prinzip immer dasselbe.« Sie streckte eine müde Hand aus und klopfte mir leicht aufs Knie. »Aber danke. Du hast mir das Leben gerettet.«
Bevor ich etwas entgegnen konnte, stützte sie sich auch schon auf meinem Bein ab, um wieder in die Senkrechte zu kommen, und ich folgte ihr zur Haustür. Ich konnte mir denken, dass sie so schnell wie möglich ins Bett und noch ein paar Stunden schlafen wollte.
»Nacht«, sagte sie und lehnte sich gegen die geöffnete Haustür. Kurz bevor ich hinausging, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste mich auf die Wange. Und genau daran habe ich heute des Öfteren gedacht.
»Hallo, Hugh«, grüßt sie mich jetzt.
»Hallo, Sarah«, entgegne ich. »Alles in Ordnung?«
»Wenn es dir nichts ausmacht: Ich wollte mich dafür bedanken, dass du gestern auf Mikey aufgepasst hast und so, darum habe ich dir was gekocht. Nichts Besonderes, bloß einen Auflauf aus dem, was ich noch im Haus hatte. Du musst es auch nicht essen, wenn du nicht willst.«
»Dann wäre ich ja schön blöd«, sage ich. »Riecht sehr lecker, viel besser als die Pizza, die ich mir bestellen wollte.«
»Du hältst mich wahrscheinlich für verrückt.« Sie lacht, als sie mir die in ein Küchenhandtuch gewickelte Auflaufform reicht. »Da, wo wir vorher gewohnt haben, hat man überhaupt nicht miteinander geredet. Im Gegenteil, alle haben ständig versucht, sich aus dem Weg zu gehen. Aber meine Großmutter hat mir mal erzählt, dass sie seinerzeit ein ganz wunderbares Verhältnis zu ihrem Nachbarn hatte, sie gingen praktisch beieinander ein und aus, und … Ich dachte immer, es wäre schön, mal so eine Nachbarschaft zu haben.«
Mein Blick muss Bände sprechen, denn sie lacht.
»Keine Sorge, ich habe nicht vor, dich regelmäßig als Babysitter einzuspannen. Ich finde nur, wenn jemand nett zu einem ist, dann sollte man auch nett zu ihm sein, oder? Ich meine, das ist es doch, worum es letzten Endes geht.
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