Warum wir Günter umbringen wollten (B00EHD3GDEn) by Hermann Schulz

Warum wir Günter umbringen wollten (B00EHD3GDEn) by Hermann Schulz

Autor:Hermann Schulz [Schulz, Hermann]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aladin
veröffentlicht: 2013-08-23T04:00:00+00:00


12

»Na, wie geht’s, Junge?«

»Ab wann gibt es Pilze?«, fragte ich aus Verlegenheit, weil ich nicht wusste, wie ich zur Sache kommen sollte.

»Warte noch vier Wochen. Wenn es aber nicht regnet, wird das nichts. Wie war es in der Schule?«

»Dieser Günter aus Brassau ist wieder da.«

»Günter? Ist das der, den sie im Wald so gequält haben? Den meinst du?«

»Was weißt du denn davon?«, fragte ich vorsichtig.

»Jeder weiß es. Und auch, wer mitgemacht hat bei der Geschichte.« Während er sprach, schmierte er ruhig das Fett auf die Achse. Mir war plötzlich ganz schlecht.

»Hat er es erzählt?«

»Der hat kein Wort gesagt. Aber ich brauche mir ja nur dich und deine Freunde anzusehen. Leonhard, Erwin und Manni, auch Dietrich, dann kann ich eins und eins zusammenzählen. Ihr seht aus wie das leibhaftige schlechte Gewissen.«

»Ich verstehe nicht, was du meinst«, erwiderte ich.

Fritz verschloss den Eimer mit Fett, drückte den Deckel fest, wischte sich an einem Tuch die Hände sauber und sah mich an.

»Ihr Banditen lauft seit drei Wochen durch die Gegend, als hättet ihr Frösche geschluckt und schlecht verdaut. Natürlich seid ihr das gewesen. Wer denn sonst?«

Ich schwieg. Was sollte ich sagen, mir war erbärmlich zumute.

»Warum sagt mir keiner was? Weiß Onkel Rudolf davon?« Meine Stimme zitterte.

»Das musst du ihn selbst fragen, das weiß ich nicht.«

»Und jetzt?« Ich trat von einem Bein auf das andere.

»Wie, und jetzt! Bringt das allein in Ordnung! Wenn nicht, werdet ihr schon sehen, was passiert«, sagte Fritz in einem strengen Ton und sah dabei nicht gerade freundlich aus. Er sah mich auch nicht an und unterbrach seine Arbeit keinen Augenblick lang. »Warte ab, da kommt noch was auf euch zu.«

»Was denn?«, fragte ich zögernd.

»Das weiß ich doch nicht! Ihr habt die Sache gemacht, also werdet ihr sie auch ausbaden. Daran habe ich keinen Zweifel. Du wirst schon sehen!«

»Soll ich mit dem Onkel darüber sprechen?«

»Mit Reden ist da nichts getan, Junge. Er wird dir auch nicht mehr sagen als ich. Was hat er damit zu tun?«

Fritz ließ mich stehen und brachte den Fetteimer in den Schuppen. Ich sah, wie er Gras und Klee aus der Schubkarre nahm und es den Kaninchen in den Stall schob. Dabei pfiff er gut gelaunt. Er hatte kein Mitleid mit mir. Wie sollte er auch? Ich war ratloser als vorher und fühlte mich allein. Ich hatte vergessen, ihn nach den Blöden zu fragen und warum man sie umgebracht hatte. Jetzt war es dafür zu spät.

Wenn wir Günter heimlich erledigten, wäre dann alles wie vorher? Noch zwei Tage bis zum Sonntag. Wenn Günter nicht geredet hatte, konnten sie auch nicht sicher sein, dass wir es waren. Sie vermuteten es nur. Dass wir bedrückt aussahen, war ja kein Beweis und konnte ande-re Gründe haben. Was meinte Fritz damit, da käme noch etwas auf uns zu? Mir zitterten die Knie. Ich ging in die Küche und sah auf die Wanduhr. Noch eine halbe Stunde bis zum Abendessen. Ich rannte zum Haus am Dorfeingang, wo Leonhard mit seiner Familie wohnte. Leonhard putzte an seinem Fahrrad herum.

»Sie wissen alles! Das hat Fritz mir gesagt«, sagte ich atemlos.



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