Warum hast du mir das angetan? by Jellouschek Hans

Warum hast du mir das angetan? by Jellouschek Hans

Autor:Jellouschek, Hans [Jellouschek, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492968539
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-12-06T16:00:00+00:00


Der »Held«

Dem Helden ist der Muttersohn nicht auf die Stirn geschrieben. Er ist im Gegenteil ein harter Mann, der betont, manchmal überbetont männliche Attribute hervorkehrt. Sein Verhältnis zur Mutter und zum Mütterlichen ist in der Regel nicht so fraglos wie das des »lieben Jungen«. Er bewegt sich nicht mehr im Zentrum, sondern eher an der Peripherie ihres Bannkreises, kommt aber trotzdem genauso wenig los von ihr. Er ist sich seiner Mutter viel weniger sicher als der liebe Junge. Diese hat ihn z. B. in einer Mischung aus Idealisierung und Vernachlässigung mal an sich gerissen und dann wieder von sich gestoßen. Oder sie hat ihn vergöttert, und im nächsten Augenblick abgewertet, weil er ihren Ansprüchen nicht genügen konnte. Darum fühlt sich der Muttersohn vom Typ des Helden viel stärker verunsichert. Sein Thema ist »der Drachenkampf«. Er ist ein Kämpfer, und er kämpft auch als Erwachsener immer noch um die Mutter und für sie. Das bringt ihn zu Spitzenleistungen in den verschiedensten Bereichen, sei es im Beruf, im Sport oder im Krieg. Der Antrieb zu diesem Kampf ist vielfältig: Er kämpft um und für die Mutter, aber er kämpft auch gegen sie: Durch seinen Heldenkampf will er sie endgültig für sich erobern, wie der Drachenkämpfer die verwunschene Prinzessin, und er will sich gleichzeitig mit seinem Kampf von ihr befreien, wie der Drachenkämpfer von der Bedrohung durch den Drachen. Durch die Unsicherheit in der Beziehung zu ihr richtet er sich eher noch mehr auf sie aus als der liebe Junge. Er muß auf die höchsten Gipfel, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn: um sich vor ihr zu beweisen und sich gleichzeitig von ihr zu befreien. Außerdem dreht sein Kampf sich nicht nur um die Mutter, sondern auch um den Vater, seinen Rivalen, und dies in genauso ambivalenter Weise. Einerseits möchte er ihn erreichen und die ersehnte Anerkennung von ihm erhalten (»Schau doch, was aus mir geworden ist!«), andererseits möchte er ihn auch kleinkriegen (»Ich bin doch der bessere Mann für Mutter!«). Dies alles zusammengenommen läuft zuweilen auf ein gigantisches Überanstrengungs-Muster hinaus. Arbeitssucht und Leistungszwang können darin die Wurzeln haben.

In unseren Beispielen gehören Theo und Alf hierher. Theos übersteigerte Arbeits- und Leistungswut hat etwas von der gigantischen Anstrengung des Drachenkampfes. Theo war in einer sehr leistungsbetonten Familie als ältester von drei Kindern aufgewachsen. Zwischen seinen Eltern erlebte er eine sehr kühle Beziehung. Der Vater war streng und fordernd, und die Mutter wagte nicht offen, ein Gegengewicht dazu zu bilden. Heimlich galt ihre Zuneigung Theo, aber sie wagte es nicht, dies offen zu zeigen, ja, Theo erlebte mehr als einmal, daß sie ihn der Strenge des Vaters förmlich »auslieferte«, anstatt ihn zu schützen. Theo fühlte einerseits die Hoffnungen – und darin natürlich auch die Ansprüche – der Mutter an ihn, andererseits war er sich aber unsicher, ob diese ihm im entscheidenden Moment nicht doch in den Rücken fallen würde. Auf diese Weise bildete sich bei ihm das typische Heldenmuster heraus, zumal die Beziehung zu seinem Vater immer eine Rivalitäts- und Kampfbeziehung war. Die Liebe zu



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