Voll aggro! by Oellers Mona

Voll aggro! by Oellers Mona

Autor:Oellers, Mona [Oellers, Mona]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492966801
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2014-10-22T04:00:00+00:00


Eltern und Lehrern fehlt das Wissen

Moritz hatte Angst, sich seinen Eltern anzuvertrauen, weil er sich von ihnen in Bezug auf das Internet nicht verstanden fühlte. Auch von seinem Klassenlehrer konnte er keine Hilfe erwarten. Dabei wäre das für ihn sicher wichtig gewesen. Etwa die Hälfte der Opfer von Cybermobbing wünschen sich Hilfe von ihrer Schule, 57 Prozent, also etwas mehr, wünschen sich Hilfe der Eltern. Doch Eltern und Lehrer sind mit dem Phänomen meist überfordert. Sie kennen sich nicht richtig aus und wissen oft nicht, wo sich ihre Kinder im Internet herumtreiben und was sie dort anstellen. Sie merken also nicht unbedingt, wenn das Kind mobbt oder gemobbt wird, sofern es selbst nichts erzählt. Und wenn das Kind sich den Eltern offenbart, wissen sie oft nicht, was zu tun ist. Die Formel: »Hör einfach nicht hin, dann werden sie schon aufhören«, funktioniert hier ganz offensichtlich nicht, denn die Gemeinheiten stehen für jedermann sichtbar im Netz. Aber wie kriegt man sie dort wieder weg? Wen zieht man ins Vertrauen? Die Schule? Den Klassenlehrer? Den Vertrauenslehrer? Die Polizei? Wie kriegt man heraus, wer die Täter sind, wenn sie sich hinter Nicknames verbergen? Oder sollte man vielleicht einfach zurückposten: »He, das stimmt alles gar nicht!« oder »Das, was hier steht, ist gemein und niederträchtig. Es macht mich sehr traurig«.

Auch Lehrer wissen oft nicht mehr zu tun, als mit der Schulleitung zu sprechen. Das Thema Cybermobbing kommt einigen noch immer sehr abstrakt vor. Manch einer kann sich nicht einmal vorstellen, dass es so etwas tatsächlich gibt. Weil sie sich selbst so wenig mit dem Internet beschäftigen, halten sie dieses Phänomen auch gerne mal für eine Erfindung der Medien. Andererseits wird nach meiner Erfahrung das Cybermobbing an immer mehr Schulen inzwischen sehr ernst genommen, gerade weil es so schwierig zu kontrollieren ist. Und doch gibt es auch hier noch viel Aufklärungsbedarf.

Durch die Unkenntnis der Erziehenden ist das Internet für viele Kinder und Jugendliche zu einer Art rechtsfreiem Raum geworden. Schüler, die es gewohnt sind, reglementiert zu werden, fassen es als Freifahrtschein auf, wenn keine klaren Absprachen darüber existieren, was sie im Internet machen dürfen. Der 14-jährige Mario zum Beispiel ist jeden Tag drei bis fünf Stunden im Internet. Er sitzt dann zu Hause in seinem Zimmer vor dem Rechner. Die Eltern geben manchmal eine Bemerkung dazu ab, aber da der Junge keinen Alkohol trinkt, nicht raucht oder Drogen nimmt und auch die Schule nicht zu vernachlässigen scheint, sehen sie keine Veranlassung, etwas zu unternehmen. Mario ist physisch anwesend, sie können ihn jederzeit ansprechen, deshalb haben die Eltern den Eindruck, sie wüssten, was er tut, nämlich vor dem Computer sitzen. Dass der Junge dabei virtuell zwischen Pornoseiten, Hass-Foren und Seiten mit rechtsradikalen Inhalten herumsurfen könnte, daran denken sie nicht. Der Trugschluss von Marios Eltern lässt sich besser erkennen, wenn wir das Ganze auf einen anderen Schauplatz verlagern. Nehmen wir an, Mario würde jeden Tag drei bis fünf Stunden in einer Hütte irgendwo im Wald verbringen. Würden die Eltern da nicht vielleicht genauer nachfragen, was er da



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