Verhängnisvolle Freundschaft by Sören Prescher

Verhängnisvolle Freundschaft by Sören Prescher

Autor:Sören Prescher [Prescher, Sören]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2015-02-24T00:00:00+00:00


Sechster Tag

Kapitel 22

Als Linda nach dem gemeinsamen Frühstück aufbrach, widmete ich mich auf dem Sofa noch einmal der gestrigen Zeitung. Den Artikel über die Ermittlungen im Fall Kerstin H. überblätterte ich ganz bewusst und schaute mir stattdessen an, was sonst noch in Franken passiert war. Im Hintergrund bekam ich mit, wie Daniel seiner Freundin vorschlug, sie zur Arztpraxis zu fahren, sie das Angebot aber dankend ablehnte.

Mein Blick fiel auf einen Bericht über einen Mann namens Heinrich Zander und sein Auftreten bei einem aktuellen Gerichtsprozess. Vorwiegend ging es um seine Zeugenaussage bezüglich eines Korruptionsvorwurfs, zwischen den Zeilen stand jedoch, dass Zander seine Finger auch in allerlei anderen dubiosen Geschäften haben könnte. Wohl bemerkt: könnte, denn bislang war die Polizei nicht imstande gewesen, ihm auch nur eine Geschwindigkeitsübertretung nachzuweisen.

Zugegeben, als Recherche für eine neue Romanfigur waren der Werdegang des möglichen Kriminellen und das Foto, das ein Journalist von ihm beim Verlassen eines Gebäudes geschossen hatte, durchaus interessant. Beim Lesen des Namens schrillten allerdings sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf. In irgendeinem Zusammenhang hatte ich ihn bereits gehört. Daniel kehrte ins Wohnzimmer zurück und nahm im Sessel mir gegenüber Platz.

»Du schaust so seltsam«, stellte er fest.

»Ich denke nach. Kennst du nicht.« Noch einmal durchkämmte ich sämtliche Gehirnwindungen. Während meiner Exkursion durch die Nürnberger Buch- und Antiquitätenläden hatte ich den Namen nicht aufgeschnappt. In Andys Bar war es ebenfalls nicht gewesen. Aber wo dann?

»Ich habe Linda gerade zur U-Bahn begleitet«, sagte Daniel in der Annahme, es würde mich interessieren. »War einiges los auf der Straße. Da ist sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln wahrscheinlich sehr viel schneller, als wenn ich sie gefahren hätte. Ihr Honda ist ja leider gerade in der Werkstatt …«

Beim Wort Straße leuchtete auf einmal ein ganzer Kronleuchter auf. Auf der Straße hatte ich diesen Namen gehört. Und zwar im Gespräch mit Osman Erdoğan. Ich spürte, wie sich ein flaues Gefühl in meinen Eingeweiden ausbreitete.

»Sagt dir der Name Heinrich Zander was?«

Daniel schaute mich an, als hätte ich ihn nach der chemischen Formel für Wasserstoffperoxid gefragt. »Wie kommst du denn auf ihn? Heinrich Zander ist der Mann, den Elvis mir empfohlen hat. Zander suchte jemanden, der für ihn einige Aufträge erledigte und Elvis kannte jemanden, der daran interessiert war: Mich.«

»In der Zeitung wird angedeutet, dass er seine Finger in allerlei fragwürdigen Geschäften stecken hat.«

»Ach, du weißt doch, was die Reporter alles für einen Mist erzählen. Gehört habe ich die Gerüchte natürlich auch. Aber bislang konnte ihm die Polizei nichts nachweisen.«

»Was nicht bedeutet, dass er unschuldig ist.«

»Das behaupte ich auch gar nicht. Ich verurteile nur niemand vorschnell. Wie rasch so was in die Hose geht, wissen wir beide aus erster Hand. Außerdem habe ich Zander immer als höflichen und netten Menschen kennengelernt.«

»Erzähl mir doch noch mal genauer, was für Aufträge du für ihn erledigen solltest.«

Zuerst stöhnte Daniel, dann zuckte er mit den Schultern. »Wie schon neulich erwähnt: Einer seiner Fahrer war wegen einer Familienangelegenheit kurzfristig ausgefallen. Zander brauchte jemanden, der entweder sich oder einen seiner Freunde zu bestimmten Orten in der Nürnberg und Umgebung fährt.«

»Klingt so, als hätte er die wöchentlichen Schutzgeldraten eingefordert.



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