Todesurteil by Gruber Andreas

Todesurteil by Gruber Andreas

Autor:Gruber, Andreas [Gruber, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2015-02-15T16:00:00+00:00


35

Durch ihre Fahrt nach Weiterstadt kam Sabine einige Minuten zu spät zum Modul »Personen- und Fahrzeugkontrollen«.

»Ich habe dich gewarnt, dass deine Abwesenheit Konsequenzen haben wird«, raunte Tina ihr zu, doch Sabine ignorierte es.

»Dir ist wohl nicht klar, was das bedeutet?«, ließ Tina nicht locker. »Präsident Hess hat deine Anwesenheitsprotokolle überprüfen lassen. Höchstwahrscheinlich musst du Prüfungen über den versäumten Stoff ablegen.«

Das war klar. Eine solche Möglichkeit würde sich Hess nicht entgehen lassen. Aber der Besuch im Knast hatte sich gelohnt. Die beiden Briefe von Doktor Jahn gaben ihr einen weiteren Einblick in den Centipede-Fall. Allerdings konnte sie ihre Überlegungen nicht mit Sneijder teilen, da er sein Handy ausgeschaltet hatte und verschwunden blieb. Vermutlich hielt er sich in Nürnberg auf. Ihr blieb nur ein Hinweis, seiner Spur zu folgen: das Video mit dem Pferdemaskenmann.

Nach dem Unterricht verbrachten Sabine, Tina und Meixner die Mittagspause im Freien. Sie saßen neben dem Helikopterlandeplatz im Schatten des Vordachs auf Bänken. Hinter ihnen drang das Plätschern der Schwimmhalle durch die gekippten Fenster der breiten Glasfront. Schon wieder wurde eine Taucherübung abgehalten.

Meixner öffnete den ersten Knopf ihrer Bluse und streckte ihre langen Beine in die Sonne. »Habt ihr eine Vermutung, wo Sneijder steckt?«

Tina und Sabine schwiegen.

»Das sieht doch ein Blinder, dass ihr beide was wisst.«

Tina erzählte Meixner schließlich von dem Video aus dem Nürnberger Keller, was ihr von Sabine einen verständnislosen Blick einbrachte.

Meixner richtete sich auf. »Jetzt zier dich nicht so und zeig es schon her!« Sie flocht ihre lange blonde Mähne zu einem Zopf und blickte Sabine über den Rand der Sonnenbrille an. »Sind wir Kolleginnen, oder was?«

Noch vor drei Tagen hätte Sabine die Frage klar verneint, doch seit ihrem Frauengespräch auf der Toilette fand sie Meixner gar nicht mehr so übel. Sabine holte den Datenstick aus ihrem Rucksack. »Aber sorg dafür, dass das keiner sieht.«

»Klar.« Meixner klappte ihren Laptop auf und kopierte die Datei auf die Festplatte. »O Scheiße«, sagte sie nach der Hälfte. »Die beiden besorgen es der alten Schwuchtel aber gründlich.«

Sabine kam es so vor, als hätte Meixner solche Videos schon öfter gesehen.

»Lass deine Vorurteile mal beiseite«, sagte Tina. »Da läuft klassische Musik im Hintergrund; diese Schwuchteln haben zumindest Geschmack.«

»Ich hör es.« Meixner unterbrach das Video und öffnete ein anderes Programm. »Am Landeskriminalamt haben wir ein paar Tools, mit denen wir das Bild aufhellen, schärfer stellen und den Sound klarer herausfiltern können.«

»Und die hast du natürlich geklaut«, stellte Tina trocken fest.

»Wie sagte schon Balu, der Bär? Man muss sich nehmen, was man kriegen kann«, antwortete Meixner und ließ das Video durch ein paar Programme laufen. Gleichzeitig kramte sie ihre Ohrhörer aus den Jeans, stöpselte sie sich ins Ohr und steckte das Kabel in den Laptop. Kurz darauf verzog sie anerkennend den Mund. »Gute Qualität … Hört euch das an.« Sie reichte Sabine die Hörer.

Das Programm hatte die Schreie, das Donnern und Regenprasseln eliminiert, sodass die klassische Musik deutlich zu hören war. Nicht gerade wie auf einer CD aus dem Musikladen, aber immerhin so, dass man das Stück erkennen konnte.

Sabine reichte die Ohrhörer an Tina weiter.



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