ticket3 by Carmen

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Autor:Carmen [Carmen]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-11T14:04:59+00:00


Kapitel 14

Zwischen den Dimensionen

Von irgendwoher aus dem grauen Nichts um mich herum ertönte eine Stimme: »Jezebel.«

Sie schallte durch mich hindurch, brachte meine Seele zum Klingen. Ich kannte diese Stimme – ihren vollen Klang, ihre tiefe Traurigkeit. Luzifer, der Lichtbringer. Ich wollte sprechen, wollte mich in seine Arme stürzen, wollte wenigstens eine der zahllosen Fragen stellen, die in mir brodelten. Aber ich konnte mich nicht rühren. In einen Kokon aus Nichts gehüllt, trieb ich vor mich hin.

Er sagte: »Denk daran, ein einfacher Trick kann den Fleischer in einen Flötenspieler verwandeln.«

Mein Herr, ich verstehe nicht …

»Hör zu.«

Und das tat ich, doch statt seiner Stimme, hörte ich, wie Daun von fern her sagte: »Ich hab sie fast …«

»Denk daran«, sagte Luzifer. »Hör zu.«

Im Hintergrund, nun etwas näher, vernahm ich Dauns Stimme: »Moment mal … ja, genau, da ist sie.«

Meine Stirn kribbelte wie von der hauchfeinen Berührung sanfter Lippen, dann stupste mich etwas an, hakte sich ein, zog mich zu sich heran …

Meine Lider flatterten, schlugen auf. Um mich herum war immer noch alles grau, aber ich spürte Farben außerhalb meines Gesichtsfelds. Eine feuchte Schwere umgab mich wie von Schweiß und Sperma durchtränkte Kleidung; sie lastete auf meinen Gliedern, auf meiner Haut, sie drückte mich nieder. Es war auf eine beunruhigende Art entspannend, als würde ich in einer Badewanne mit geronnenem Blut treiben. Nicht, dass es irgendwie sonderbar wäre, in Blut zu baden … abgesehen davon, dass es das durchaus war. So etwas gehört sich nicht. So etwas war sehr böse. Das Problem war nur, dass ich mich ziemlich genau daran erinnerte, wie ich durch Fontänen von Blut planschte, das aus aufgetrennten Schlagadern spritzte. Ich erinnerte mich daran, wie die dicke Flüssigkeit plitsch, platsch gegen meine Haut pladderte, erinnerte mich an das süße Aroma von gärendem Kupfer.

Daher das beunruhigende Gefühl.

Ich hing meinen Gedanken nach, während ich in dem grauen Strom dahintrieb, fragte mich, was ich überhaupt war. Dämon. Mensch. Eine dämonische Sterbliche mit einer Seele, einschließlich der Fähigkeit, jemand anderen als sich selbst zu lieben, vertraut mit dem Begriff der Aufopferung. Viertausend Jahre lang hatte ich ohne Seele existiert. Und nun war nichts von mir übrig als meine Seele. Aber ich fühlte mich immer noch wie ich, was auch immer das heißen mochte – ich, die ich Sterbliche mit meinem Körper verführte, um sie in die Hölle zu bringen. Ich, die ich Sterbliche mit meinem Tanz verführte, um sie um ihr Geld zu bringen. Ich.

Exsukkubus und ehemaliger Mensch.

Jezebel.

Von irgendwoher über mir vernahm ich Angels Stimme: »Ich verstehe das nicht. Wie konnte sie verschwinden?«

»Scheiße, als wenn ich das wüsste!« Das war wieder Daun, diesmal näher, direkt hinter dem grauen Schleier. »Aber jetzt habe ich sie. Komm schon, Jezebel. Zeit, deine Hülle abzustreifen.«

Ein leichter Druck auf meinen Lippen, der den Kokon zu durchdringen versuchte. Ein reißendes Geräusch, und plötzlich drang seine Zunge durch, glühend wie Feuer, und drängte sich in meinen Mund, traf sich mit meiner Zunge, attackierte sie mit feurigen Hieben.

Ooh. Ganz egal, was ich war, Dämon oder Mensch, die Temperatur im Whirlpool stieg gerade definitiv um ein paar Grad an.



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