Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Mondlicht: Band 9 (German Edition) by Smith Lisa J

Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Mondlicht: Band 9 (German Edition) by Smith Lisa J

Autor:Smith, Lisa J. [Smith, Lisa J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-10-07T22:00:00+00:00


Kapitel Zwanzig

Das hier ist viel schlimmer als der Hindernislauf, dachte Matt. Und als das Basteln dieses Zeitungspapier-Hauses. Und als über das Feuer zu laufen. Das hier ist eindeutig die schlimmste Bewährungsprobe. Zumindest bis jetzt.

Er drehte die Zahnbürste in der Hand, um auch in die kleinste Lücke zwischen der vertäfelten Wand und dem Boden des geheimnisvollen Kellerraums der Vitale Society zu gelangen. Anschließend war die Zahnbürste schwarz von uraltem Dreck und von herabbaumelnden Spinnweben übersät. Matt verzog angewidert das Gesicht. Sein Rücken schmerzte bereits von der geduckten Haltung.

»Wie läuft’s, Soldat?«, fragte Chloe und hockte sich neben ihn, einen tropfnassen Schwamm in der Hand.

»Ehrlich, ich bin mir nicht sicher, wie uns das Schrubben hier helfen soll, Ehre und Anführerqualitäten und all die anderen Sachen zu entwickeln, von denen Ethan ständig spricht«, antwortete Matt. »Wahrscheinlich geht es nur darum, ein paar Dollar für den Putzservice zu sparen.«

»Nun, es heißt doch: Ordnung ist das halbe Leben«, rief sie ihm ins Gedächtnis und lachte. Er mochte ihr Lachen, schäumend und silberhell.

Gleichzeitig verdrehte er innerlich die Augen. Schäumend und silberhell. Sie hatte ein nettes Lachen, das war alles.

Seit Christophers Tod hatten sie eine Menge Zeit zusammen verbracht. Matt hatte gedacht, dass es für ihn gar nicht mehr schlimmer kommen könnte, als mit Christophers ganzen Sachen vor Augen leben zu müssen, die ihm immer wieder aufs Neue bewusst machten, dass Chris selbst tot war. Aber dann kamen Chris’ Eltern, packten alles zusammen und klopften Matt sanft auf die Schulter, als verdiene er irgendeine Art von Mitleid, obwohl sie ihren einzigen Sohn verloren hatten. Und jetzt war das leere Zimmer ohne Christophers Sachen noch Millionen mal schlimmer.

Meredith, Bonnie und Elena hatten versucht, ihn zu trösten. Sie wünschten sich so sehr, dass es ihm wieder gut ging. Aber alle ihre Bemühungen bescherten ihm nur ein schlechtes Gewissen, weil es ihm nicht gut ging. Und das machte es ihm schwer, mit ihnen zusammen zu sein.

Chloe hatte sich angewöhnt, bei ihm vorbeizukommen, mit ihm rumzuhängen oder ihn in die Mensa oder sonst wo hinzuschleppen. Sie hatte dafür gesorgt, dass er nicht den Kontakt zu seiner Umwelt verlor, auch wenn ihm danach zumute gewesen war, sich zu verbarrikadieren. Sie hatte etwas so Unbefangenes an sich. Elena, das einzige Mädchen, das er je geliebt hatte – bis jetzt, flüsterte ein Teil von ihm –, war viel anstrengender gewesen. Schuldbewusst zuckte er innerlich zusammen – aber es war nun mal die Wahrheit.

Jetzt endlich begann er aus seiner Schockstarre zu erwachen und sich wieder für die Welt um ihn herum zu interessieren. Und voller Überraschung bemerkte er immer wieder das niedliche Grübchen, das Chloe in ihrer rechten Wange hatte, oder wie glänzend ihr lockiges dunkles Haar war. Selbst ihre Hände fand er zierlich und hübsch, obwohl sie oft voller Farbflecken waren.

Doch bis jetzt waren sie einfach nur Freunde. Vielleicht … vielleicht war es Zeit, daran etwas zu ändern.

Chloe schnippte mit den Fingern vor seinem Gesicht, und erst da wurde Matt bewusst, dass er sie angestarrt hatte. »Alles okay mit dir, Kumpel?«, fragte sie, und eine kleine Falte trat zwischen ihre Brauen.



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