Schlupp vom grünen Stern by Ellis Kaut

Schlupp vom grünen Stern by Ellis Kaut

Autor:Ellis Kaut [Kaut, Ellis]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3880101302
Herausgeber: Georg Lentz Verlag, München
veröffentlicht: 1985-07-08T22:00:00+00:00


Beni wäre vor Erstaunen fast mit dem Kopf an den Zaun gerummst, ehe ihm einfiel, daß zwei Meter davon entfernt eine normale Gartentür war. Beni mußte also den Umweg durch die Tür machen, während Schlupp unbeirrt weiterstapfte. Über eine Wiese und dann über einen Acker. Wegen der tiefen Ackerfurchen mußte Schlupp langsamer gehen, so daß Beni ihn einholen konnte. Etwas atemlos sagte er:

„Du solltest zum Zirkus gehen mit deiner Springerei. Letzten Samstag war ich mit meinem Onkel im Zirkus. Da ist ein Mann aufgetreten, der auf einem Trampolin die tollsten Sprünge gemacht hat. Fast so wie du.“

Beni dachte an den wunderbaren Abend im Zirkus. Ein Bär war aufgetreten, der tanzen und auf einem großen Ball balancieren konnte, und erst der Bauchredner! Der hatte eine Puppe bei sich, von der man wirklich glauben konnte, sie redete mit ihrer eigenen Stimme. Das war aber immer nur die „Bauchstimme“ des Mannes. Schlupp jedoch marschierte nicht nur mit voller Sonnenenergie dahin, sondern auch sein Computergehirn arbeitete ungeheuer. Doch ohne rechten Erfolg.

„Solltest zum Zirkus gehen — wabuhabu — ein Mann aufgetreten — wabuhabu — fast so wie du — wabuhabu“, brummte Schlupp ratlos vor sich hin.

„Wie bitte?“ fragte Beni.

„Schlupp wabuhabu, solltest zum Zirkus gehen.“

Da ging dem Beni ein Licht auf — wenn auch ein falsches.

„Bist du am Ende eine Puppe des Bauchredners?! Hab’ ich mir doch gleich gedacht, daß das mit dem Bauchreden ein Schwindel ist! Und der Bauchredner heißt Schummuu? Stimmt’s?“

„Stimmt’s?“ sagte daraufhin Schlupp.

„Dann müssen wir allerdings mehr nach links gehen. Ist ein ganz schönes Stück Wegs bis zum nächsten Ort. Aber gleich am Anfang steht das Zirkuszelt.“

Beni dirigierte Schlupp mehr nach links. „Schade, daß ich dich hergeben muß!“ Beni seufzte tief. „Ich ginge viel lieber zum Zirkus als zu meinem Onkel und nächste Woche in eine Schlosserlehre. Du hast es aber gut, Schlupp!“

„Wabuhabu“, sagte Schlupp und gab es auf, Beni zu verstehen. Beni aber rief begeistert: „Das wäre eine Nummer: ‚Beni und Schlupp Wabuhabu, die härtesten Burschen der Welt‘. Was sagst du dazu, Schlupp?“

Schlupp sagte nichts dazu, sondern stapfte in Richtung Zirkus, als hätte er es besonders eilig. Beni lief nebenher und malte sich das Zirkusleben großartig aus, er schraubte sich sozusagen von Erfolg zu Erfolg.

So legten sie schweigend den Weg zurück. Sie begegneten niemand, es war noch sehr früh am Morgen. Nur der alte Michelbauer sah sie von ferne. Er hatte die Brille nicht dabei und hielt deshalb Schlupp für einen der großen Blechkübel, in denen die Bauern frische Milch ablieferten. Er wunderte sich ein wenig, daß der Beni solch eine Kanne besaß, obwohl er doch keine Kuh hatte. Da der Michelbauer jedoch nicht nur schlechte Augen, sondern auch noch ein schlechtes Gedächtnis hatte, vergaß er es bald wieder.



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