Schlachthaus (German Edition) by Sandra Busch

Schlachthaus (German Edition) by Sandra Busch

Autor:Sandra Busch [Busch, Sandra]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-05T05:00:00+00:00


15:57 Uhr

Nachdem sich Jan von uns verabschiedet hat und nach Hause gefahren ist, wir geduscht, umgezogen und die Berliner verspeist sind, nimmt uns Oliver ins Gebet.

„Ich habe große Lust euch von diesem Fall abzuziehen und ein Ermittlungsverbot auszusprechen. Ist euch eigentlich klar, wie oft ich versucht habe, mit euch beiden Kontakt aufzunehmen?“

Ich erinnere mich an die einundzwanzig Anrufe und Bo nickt ebenfalls, sodass Oliver ihn sicherlich auch angerufen hat.

„Als ich euch zuletzt nicht erreichen konnte, habt ihr zusammen mit einem scharfen Messer und einem Psychopathen in einem Bunker gesessen.“

Okay, okay, er hat ja recht.

„Wir sind nicht perfekt, dafür lernfähig“, murmle ich daher.

„Das will ich hoffen. Ich meine es nämlich ernst.“ Oliver seufzt und trinkt einen Schluck von dem frisch aufgebrühten Kaffee.

„Leute, wir haben drei Leichen. Drei junge Menschen, denen jeweils eine Hand skelettiert wurde. Irgendwie sind Ratten an dieser Sache beteiligt. An allen drei Leichen haben nämlich diese verdammten Viecher das Fleisch von den Händen gefressen. Und zwar ante mortem. Außerdem wurden bei Tobias Simmer und Franka Roth Pfeffer gefunden. Eine etwas exotischere Sorte namens Mohrenpfeffer beziehungsweise Senegalpfeffer. Er kommt aus Afrika.“

„Da kommen viele Pfeffersorten her“, gibt Bo zu bedenken.

„Das ist richtig. Meine Ermittler haben herausgefunden, dass der gewöhnliche Verbraucher üblicherweise den Standard-Pfeffer benutzt. Wir checken gerade, welche Läden den Mohrenpfeffer anbieten und wer dort regelmäßig Kunde ist.“

„Man kann so etwas auch online kaufen“, werfe ich ein.

Oliver zuckt hilflos mit den Schultern. „Das ist mir klar. Nur irgendwo muss ich ja ansetzen. Ich habe zudem Leute beauftragt, die Außenalster und die Norderelbe in der Nähe des Schanzenparks nach dem Tatort abzusuchen. Es muss ein Fleckchen geben, an dem der Mörder ungestört ist. Immerhin dauert es eine Weile, bis eine Hand abgenagt ist. Und …“ Oliver wirft der bleichen Louisa einen schnellen Blick zu. „Und die Opfer waren bei Bewusstsein. Sie müssen geschrien haben, ohne dass sie jemand hören konnte. In ihrem Blut befanden sich keine Rückstände von Narkotika oder Drogen. Sie wurden niedergeschlagen und anschließend grausam ermordet.“

Das ist bitterer Tobak und eine Weile sitzen wir schweigend da.

Schließlich ergreift Bo das Wort: „Die Leichen muss er irgendwie transportiert haben. Der Täter muss also über einen Wagen verfügen.“

Oliver macht sich auf einem Zettel Notizen. „Ich werde alle aus van Bastens illustrer Runde auf ein Fahrzeug hin überprüfen lassen und die Spurensicherung auf die Wagen hetzen. Es müssten ja irgendwelche Partikel zu finden sein.“

„Ich gebe dir eine Liste der Donore seines inneren Kreises. Fang mit diesen Namen an, da die drei Toten zu ihnen gehörten“, sage ich und Oliver nickt dankbar.

„Noch eine Idee?“, fragt er.

Wir schütteln die Köpfe. Im Moment fällt uns einfach nichts Gescheites ein.

„Wenn ihr irgendwo ermitteln geht, gebt bitte Louisa Bescheid. Sie hat sich Sorgen um euch gemacht.“

Jetzt nagt das schlechte Gewissen an mir. Louisa hatte keine Ahnung, wo wir beide uns den Vormittag über herumgetrieben haben und anstatt sie bei unserer Rückkehr zu beruhigen, jagen wir sie in die Kälte hinaus, um Berliner zu holen. Bo schaut genauso reuig aus, wie ich mich fühle.

„Machen wir“, verspricht er und drückt die Hand der besten Bürohilfe Hamburgs.



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