Sanfte Finsternis by Colleen Gleason

Sanfte Finsternis by Colleen Gleason

Autor:Colleen Gleason [Gleason, Colleen]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-13T15:08:50+00:00


»Ist ihr Ehemann tot?«, fragte Victoria, gegen ihren Willen nun doch neugierig.

»Er war einer der Architekten, die vor fünfhundert Jahren versuchten, die Steinbrücke zu reparieren. Sie brach zusammen, nachdem der König den Beichtvater der Königin in die Moldau hatte werfen lassen, weil der Priester ihm nicht sagen wollte, ob die Königin ihn betrog oder nicht. Manche meinten sogar, dafür müsste er heiliggesprochen werden.«

»Dann hat Katerinas Ehemann also die Brücke repariert?«

»Er hat es versucht. Sie brach immer wieder zusammen. Luzifer hatte sich über die Ermordung des Priesters gefreut und machte sich einen Spaß daraus, die Brücke jedes Mal wieder einstürzen zu lassen, wenn man dachte, sie würde halten. Schließlich ging Burghardt, Katerinas Ehemann, einen Handel mit ihm ein und erklärte sich einverstanden, Luzifer die Seele des ersten Lebewesens, welches die Brücke nach ihrer Reparatur überquerte, zu geben.«

»Er gab ihm die Seele seiner Frau?«, fragte Victoria. Kein Wunder, dass die Untote verrückt geworden war.

»Nicht absichtlich.« Antonin klang verärgert. Vielleicht hatte sie ihm die Pointe geraubt. »Er stellte die Brücke fertig und sagte den Arbeitern, sie sollten einen Hahn laufen lassen, damit der die Brücke als Erster überquerte.

Aber Luzifer hatte Beauregard mit einer Nachricht zu Katerina geschickt, dass ihr Mann einen Unfall gehabt hätte.

Sie stürzte aus dem Haus und rannte über die Brücke, womit sie die Erste war, die die fertig gestellte Brücke überquerte. So verlor sie ihre Seele, und Luzifer gab sie an Beauregard weiter, damit dieser sie zu einem seiner Geschöpfe machte. Was er natürlich tat.«

Das war also der Grund, warum Katerina Sebastian nicht sonderlich mochte. Sein Großvater hatte sie mit einer List dazu gebracht, ein Vampir zu werden. »Aber was wurde aus Burghardt?«

»Sie wandelte ihn in einen Vampir um, aber vor ein paar Jahren wurde er umgebracht.« Antonins Blick wanderte zu Sebastian hinüber. »Von einem jungen Venator, der seinen ersten Untoten pfählte.«

In dem Moment schaute Sebastian auf und strich sich das Haar aus der Stirn. »Warum pfählst du ihn nicht endlich, Victoria? Er fängt an, mich zu nerven.«

»Und damit ist ihr Ehemann nun bis in alle Ewigkeit zur Hölle verdammt; meiner Ansicht nach ist das natürlich gar nicht so übel, aber offensichtlich hatte Katerina vorgehabt, ihn deutlich länger am Leben zu erhalten.«

»Sie glaubt, der Ring wird ihn ihr zurückbringen?«, fragte Victoria. »Wie denn?«

Antonin deutete ein Schulterzucken an, soweit das in seinem verschnürten Zustand überhaupt ging. »Ich sagte doch, dass sie verrückt ist. Sie meint, mit irgendeinem göttlichen oder heiligen Wesen einen Handel abschließen zu können. Sie gibt den Ring heraus und befreit damit ihren Gatten aus der Hölle.«

»Es gibt keine Möglichkeit, die Seele eines Untoten aus der Hölle zu befreien«, ertönte plötzlich Sebastians Stimme. Seine Miene wirkte grimmig im schwachen Lichtschein. »Wenn ein Untoter erst einmal das Blut eines Sterblichen getrunken hat, ist er bis in alle Ewigkeit verdammt.«

»Ich habe etwas anderes gehört«, erwiderte Antonin in hochmütigem Tonfall. »Luzifer gefällt das zwar überhaupt nicht, aber er hat mehr als eine untote Seele freilassen müssen, die er im Laufe der Jahrtausende gesammelt hat.« Er nickte wissend. »Natürlich ist das keine angenehme Zeit für uns.



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