Ruhe sanft, mein Kind by Rebecca Muddiman

Autor:Rebecca Muddiman [Muddiman, Rebecca]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2015-03-12T00:00:00+00:00

46 Abby öffnete die Haustür, und Gardner folgte ihr hinein, nachdem er sich auf der Matte die Füße abgestreift hatte. Abby ging gleich weiter ins Wohnzimmer, wo sie sich zu ihm umwandte und sich die Arme um den Körper schlang.

»Sie brauchen nicht dazubleiben«, sagte sie.

Gardner zuckte die Achseln. »Es macht mir nichts aus.«

Abby ging an ihm vorbei in die Küche. »Dann mache ich mal Kaffee«, sagte sie und ließ ihn allein im Zimmer stehen. Sie werkelte gemächlich herum, da ihr davor graute, wieder hineinzugehen und Smalltalk zu machen. Auf der Fahrt hatte Gardner jede Erwähnung der aktuellen Ereignisse vermieden. Er hatte gefragt, ob sie sich etwas zu essen holen wolle, ob sie es heute kälter fand als gestern, und schließlich, ob sie die Nachrichten gehört habe – in dem rund um die Uhr geöffneten Parkhaus ganz in der Nähe war in der Nacht zuvor jemand niedergestochen worden. Sie hatte alle Fragen mit nein beantwortet und war sowohl in ihrem eigenen als auch in Gardners Interesse froh darüber, dass die Fahrt zu ihr nach Hause nicht lange dauerte. Sie wusste nicht, ob ihm noch mehr Belanglosigkeiten einfallen würden und ob sie sich überwinden könnte, darauf zu reagieren.

Sie hatten alles gesagt, was es zu sagen gab. Er glaubte ihr nicht und war nicht der Meinung, dass das kleine Mädchen Beth war. Doch woher wollte er das wissen? Er hatte die Kleine nicht einmal gesehen. Und wie kam er zu der Überzeugung, der Flyer sei nicht von Belang? Gut, sie hatte sich schon öfter getäuscht, sie war überzeugt gewesen, Beth gefunden zu haben, und hatte sich geirrt. Doch diesmal wusste sie es ohne jeden Zweifel. Mit oder ohne den Flyer, diesmal wusste sie es.

Als es sich nicht länger hinauszögern ließ, kehrte sie mit den gefüllten Kaffeebechern ins Wohnzimmer zurück und reichte einen davon Gardner. Er nickte dankbar, und sie nahmen schweigend Platz. Hin und wieder zog er sein Mobiltelefon heraus und kontrollierte es.

Vierzig Minuten später hörten sie die Haustür gehen, und Gardner stand mit dem Becher in der Hand auf. Simon kam herein und sah vom einen zum anderen.

»Alles okay?«, fragte er Abby, und sie nickte. Er ging zu ihr hinüber, zog sie an sich und umarmte sie kurz, ehe er sich wieder löste und sie musterte, wobei er ihr Gesicht mit beiden Händen umfasste. Er sagte nichts, sah aber über seine Schulter hinweg Gardner an.

»Danke«, sagte er schließlich. Der Detective nickte nur und stellte die Tasse auf den Tisch.

»Dann lasse ich Sie mal allein«, sagte er.

Abby drückte Simons Hand und folgte Gardner zur Haustür. Sie wollte etwas sagen, wusste aber nicht, was.

»Ich werde tun, was ich kann, Abby«, sagte er und ging. Abby sah zu, wie er ins Auto stieg und davonfuhr, ehe sie die Tür schloss.

Abby kehrte ins Wohnzimmer zurück, ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte mit leerem Blick auf ihre Füße. Simon setzte sich ihr gegenüber. »Willst du mir erzählen, was passiert ist?«, fragte er.

»Hat er es dir nicht gesagt?«

Simon atmete geräuschvoll aus. »Er hat gesagt, du hättest jemanden belästigt.

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