Rettet unser Geld! by Hans-Olaf Henkel

Rettet unser Geld! by Hans-Olaf Henkel

Autor:Hans-Olaf Henkel
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2010-11-29T05:00:00+00:00


KAPITEL SIEBEN

Die Rückkehr der Abwracker

»Wer mich ein wenig kennt, weiß um meine Bewunderung für die Amerikaner. Leider hat meine positive Einstellung durch die Immobilien- und nachfolgende Bankenkrise einen schweren Dämpfer erhalten.«

Dieses Bekenntnis, das mir nicht leichtgefallen ist, steht am Anfang einer Passage in Die Abwracker, in der ich die wahre Ursache des gewaltigen Konjunkturwunders beschreibe, mit dem Amerika die Welt nach dem Jahr 2000 überrascht hat. Was ich ursprünglich der Liberalität des Arbeitsmarktes zuschrieb, war auf ganz anderes zurückzuführen: Ihren Kraftstoff bezog diese Lokomotive aus der Niedrigzinspolitik der amerikanischen Staatsbank Federal Reserve. Ein Großteil des Reichtums, der die Welt blendete – so schrieb ich in Die Abwracker -, wurde nicht erwirtschaftet, sondern mit künstlich verbilligtem Geld erkauft.

Das war noch milde ausgedrückt. Was die Welt damals, wie Peer Steinbrück es heute ausdrückt, »an den Rand des Abgrunds« führte, war eine Finanzpolitik, die jedem Amerikaner das trügerische Gefühl vermittelte, das Geld liege sozusagen auf der Straße, man müsse es nur aufheben und sich etwas Lohnendes dafür kaufen, etwa ein Eigenheim.

Schon bevor Fed-Chef Alan Greenspan zwischen 2001 und 2003 die Zinsen von 6,5 Prozent auf 1 Prozent heruntergeschraubt hatte, begann auf dem Immobilienmarkt ein nie gesehener Boom, der durch das Versprechen der Banken angeheizt wurde, dass die anfallenden Hypothekenzinsen sich gleichsam von selbst bezahlten, nämlich durch den steigenden Wert des Hauses. Die Immobilienblase wuchs wie eine Gewitterwolke. Zwischen Ende der 90er Jahre und 2006 stiegen die Hauspreise um 125 Prozent, und selbst jene, die sich eigentlich gar kein Eigenheim leisten konnten, fühlten sich plötzlich reich und nahmen nach dem Motto »Dein Haus ist deine Bank« auch noch Kredite auf gepumpte Immobilien auf.

»Every American should live under his own roof!«, lautete das Heilsversprechen von Jimmy Carter über Bill Clinton bis hin zu George W. Bush. Mein erstes amerikanisches Haus kaufte ich 1978 am Orchard Drive in Greenwich Connecticut für 210 000 Dollar und verkaufte es 20 Monate später für 230000 Dollar. 2006, kurz vor der Krise, war es laut Zillow, einem beliebten US-Immobilienportal, 3 Millionen Dollar Wert, heute noch 2 Millionen Dollar.

Wie es das Schicksal aller Blasen ist, platzte auch die Immobilienblase. Sie explodierte förmlich und flog erst den Amerikanern, dann der ganzen Welt um die Ohren. Als Auslöser wirkten sich die wieder sinkenden Immobilienpreise und die erhöhten Hypothekenzinsen aus, die von den meisten Kreditnehmern nicht mehr bezahlt werden konnten: 2007 wurden 2,2 Millionen Häuser zwangsversteigert, 2008 stieg die Zahl auf 3,2 Millionen, und 2009 erreichte man den Höhepunkt der Krise mit vier Millionen Eigenheimen, aus denen ihre vordem stolzen Besitzer vertrieben wurden, weil sie über ihre Verhältnisse gewohnt hatten.

Ich schildere das so detailliert, weil die Schockwellen dieser scheinbar inneramerikanischen Katastrophe, deren trauriges Fanal der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008 bildete, sich sogleich nach Europa ausbreiteten. Unsere Bankenwelt begann zu zittern und zu beben. Und warum? Nun, die amerikanischen Finanzinstitute hatten nicht vorgehabt, das Risiko der wackligen Hausdarlehen allein zu tragen, sondern es auf die ganze Welt, vor allem aber Europa und hier mit Vorliebe Deutschland verteilt. Sie verpackten die



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