Religion in der Antike (Geschichte Kompakt) by Veit Rosenberger

Autor:Veit Rosenberger [Rosenberger, Veit]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783534733484
Herausgeber: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft)
veröffentlicht: 2013-04-30T22:00:00+00:00

Tagsüber wurden Opfer für die Himmelsgottheiten Iuppiter Optimus Maximus, Iuno Regina, Apollo und Diana dargebracht, in der Nacht für die Unterweltsgottheiten: Die Moirae als Schicksalsgöttinnen, die Ilithyiae als Geburtshelferinnen und Terra Mater, die für Feldfrüchte und Vieh sorgt. Nächtliche Rituale fanden immer auf dem Marsfeld statt, die Opfer am Tag auf dem Kapitol – Iuppiter Optimus Maximus und Iuno Regina hatten hier ihre Heiligtümer – die Opfer für Apollo und Diana auf dem Palatin beim Apollotempel. Bei den Opfertieren wurde darauf geachtet, dass ihr Geschlecht dem der Gottheit entsprach. Die Ilythiae sowie Apollo und Diana erhielten unblutige Opfer von Backwaren. An jeder Opferhandlung war der Kaiser prominent beteiligt und unterstrich damit seine herausragende Position in der römischen Gesellschaft: Augustus garantierte eine reibungslose Kommunikation mit den Göttern. Bei den Riten am Tag durfte auch noch sein Stellvertreter Marcus Vipsanius Agrippa auftreten.

Anlässlich dieser Feier verfasste der Dichter Horaz ein Säkularlied (carmen saeculare), das 27 Knaben und 27 Mädchen vortrugen. Voraussetzung für die Kinder war, dass ihre Eltern noch lebten, sie also „intakt“ waren. Am Anfang und am Ende des Gedichts stehen Apollo und Diana, auch andere Götter werden genannt. Horaz bittet die Götter um Hilfe für Rom, zugleich stellt er auch fest, dass Rom schon von den Göttern begünstigt ist: Rom ist das Werk der Götter, die auswärtigen Feinde fürchten das Reich, Apollo bringt Rom in eine immer besser werdende Zukunft, Diana kommuniziert mit den Priestern und Iuppiter unterstützt die Römer. Auch wenn die Rituale einschließlich des Gedichts inszeniert waren, reicht es nicht, die Vorgänge als ideologische Veranstaltung des Augustus zu dekouvrieren: Möglicherweise entstanden selbst beim Kaiser religiöse Gefühle.

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