Raus aus der Demenz-Falle! by Hüther Gerald

Raus aus der Demenz-Falle! by Hüther Gerald

Autor:Hüther, Gerald
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Arkana Verlag
veröffentlicht: 2017-11-21T00:00:00+00:00


Wir wollen alle verbunden bleiben und uns frei entwickeln

Unsere genetische Ausstattung legt nicht fest, wie die Milliarden von Nervenzellen im sich entwickelnden Gehirn vernetzt werden sollen. Sie sorgt lediglich dafür, dass zunächst ein Überschuss an Verknüpfungsangeboten bereitgestellt wird. Mit jeder Erfahrung, die ein Kind macht, entscheidet sich, welche dieser Nervenzellvernetzungen stabilisiert werden, welche erhalten bleiben und welche verkümmern.

Die ersten Signale, die in den zuerst herausgeformten älteren Bereichen des Gehirns eintreffen, kommen aus dem eigenen Körper. So »lernt« das Gehirn bereits vorgeburtlich anhand der aus seinem Körper eintreffenden Signalmuster, welche der im Überschuss bereitgestellten Nervenzellen und Nervenzellverknüpfungen tatsächlich »gebraucht« und regelmäßig aktiviert werden. Es »lernt« dabei auch, welche Antwortmuster geeignet sind, diese Signale so zu verarbeiten, dass es zu keinen Störungen der weiteren Entwicklung innerhalb des Körpers oder des Gehirns kommt. Die dafür geeigneten Netzwerke werden stabilisiert und bleiben erhalten. Der Rest wird wieder abgebaut.

So kommt jedes Kind als unverwechselbares Wesen zur Welt – mit einem Gehirn, das sehr gut vorbereitet ist, optimal darauf zu reagieren, was in und mit seinem Körper passiert, und mit dessen Hilfe es auch fähig ist, eine gute Beziehung zur Mutter aufzubauen. Die Herausbildung einer solchen Sicherheit bietenden Bindung ist entscheidend dafür, dass ein Neugeborenes die von ihm mitgebrachte und in seinem Gehirn angelegte Offenheit für alle möglichen Erfahrungen nicht verliert. Kinder mit sicherer Bindung erkennt man daran, wie aufmerksam und interessiert sie die kleinen und großen Dinge um sie herum entdecken und studieren. Wie sie Codes entschlüsseln, Geheimnisse aufdecken, das Leben lernen – immer mit der Gewissheit, dass ihnen jemand zur Seite steht und Hilfe bietet, wenn es gar zu schwierig wird.

Um den Umgang mit Gefühlen zu lernen und Vertrauen zu entwickeln, müssen Kinder die Erfahrung machen: Ich bin wichtig. Dieses Lernen gelingt nur im Schutz einer feinfühligen Person. Kleine Kinder suchen die ständige Bestätigung, dass es gut ist, was sie tun.

Jede neue Entdeckung, jede neue Erkenntnis und jede neu erlernte Fähigkeit löst im Gehirn von Kindern einen für uns Erwachsene kaum noch nachvollziehbaren Sturm der Begeisterung aus. Diese Begeisterung über sich selbst und über all das, was es noch zu entdecken gibt, ist der wichtigste »Treibstoff« für ihre weitere Hirnentwicklung.

Es ist für Kinder ein Glück, im Tun mit anderen sich selbst zu entdecken. Wem diese Erfahrung verwehrt bleibt, wird es später schwer haben. Ihr tiefes Bedürfnis nach Verbundenheit können Kinder nur in einer engen Beziehung mit den ihnen wichtigen Bezugspersonen stillen. Sie versuchen deshalb alles, um deren Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie folgen ihren Eltern auf Schritt und Tritt und suchen ständig ihre Nähe, um Sicherheit zu erfahren. Wenn sie älter werden, spüren sie aber, dass diese enge Beziehung sie in der Entfaltung ihrer eigenen Möglichkeiten behindert. Sie fühlen sich zunehmend eingeengt und unfrei; auf diese Weise können sie ihr zweites angeborenes Grundbedürfnis nach Wachstum, Autonomie und Freiheit nicht stillen.

Im Gehirn des Kindes haben solche ungünstigen Erfahrungen nachhaltige Folgen. Die Verknüpfungen der Nervenzellen in ihrem Frontalhirn müssen ja erst noch ausgebildet und stabilisiert werden. Das kann nicht gelingen, wenn dort Chaos, also ständige Inkohärenz, herrscht.



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