Osiris Ritual by George Mann
Autor:George Mann
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783492955461
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-02-27T21:59:03+00:00
16
Zögernd näherte Newbury sich der Dachkante, konnte den Reporter jedoch immer noch nicht entdecken. »Purefoy?«, rief er wieder. »Purefoy! Sind Sie da?« Allmählich geriet er in Panik. Er wusste nicht, wie er mit den Schuldgefühlen hätte leben können, wenn der Reporter zu Tode gestürzt wäre.
Unten im Nebel grunzte jemand. Newbury kniete an der Dachkante nieder und beugte sich vor, um die Quelle der Geräusche zu entdecken. »Purefoy? Sind Sie das?«
»Hier …«, sagte eine schwache Stimme. In der Nähe prallte etwas Weiches und Schweres gegen Metall. Ja, dort! Er beugte sich so weit vor, wie er es wagte. Eine Eisentreppe schälte sich aus dem Nebel heraus. Es war eine Nottreppe, die seitlich am Gebäude befestigt war. Daran hing Purefoy, hielt sich nur mit einer Hand fest, baumelte hin und her und drehte sich um sich selbst. Er schien benommen, als hätte er beim Sturz einen Schlag auf den Kopf bekommen. Ein Blutrinnsal lief über seine Wange. Newbury erkannte sofort, dass die Lage höchst gefährlich war. Eine falsche Bewegung, und der Reporter wäre tot. Er rief noch einmal.
»Purefoy, konzentrieren Sie sich! Halten Sie sich fest!« Der Reporter reagierte jetzt und drehte sich, bis er die Ziegelmauer vor sich hatte. Er hob den linken Arm und versuchte, die Eisenstangen zu packen. Seine Hand fand jedoch kein Ziel und glitt immer wieder ab. Der Mann stieß einen Schrei aus, während er hilflos pendelte. Newbury fürchtete, die wilde Schaukelei würde ihn früher oder später zwingen, auch mit der anderen Hand loszulassen. »Bleiben Sie ruhig, ich komme.«
Newbury richtete sich auf und sah sich um. Dort unten war der Nebel sehr dicht und behinderte seinen Blick. Normalerweise besaßen solche Notleitern kleine eiserne Absätze. Einer davon musste sich ein Stück rechts von Purefoy befinden und sollte nicht allzu tief unter der Dachkante liegen. Es war jedoch schwer zu erkennen. Hinter Purefoy konnte er nur noch ein Geländer ausmachen, aber sonst nicht viel. Er musste einfach darauf vertrauen, dass er sich nicht irrte. Langsam schob er sich an der Dachkante der Fabrik entlang und holte tief Luft. Wenn er die Plattform verfehlte, würden sie beide tot in der Gasse landen. Mit so etwas hatte er natürlich nicht gerechnet, als er am Morgen beschlossen hatte, Wilfred Blake aufzusuchen. Abwesend fragte er sich, was Veronica sagen würde, wenn sie ihn so sähe.
Purefoy war schon wieder im wallenden Nebel verschwunden. Unter sich konnte Newbury nur waberndes Grau erkennen, doch er nahm an, dass er inzwischen genau über der Plattform stand. Er holte tief Luft. Lange konnte er nicht mehr warten, und er durfte Purefoy nicht in den Tod stürzen lassen. Er schloss die Augen, zog den Kopf ein und sprang ins Nichts.
Seine Füße landeten klappernd auf den Metallstreben, doch die Plattform lag höher, als er es erwartet hatte, und gerade deshalb wäre er beinahe über das Geländer gestürzt. Hektisch tastete er um sich und suchte einen Halt, packte verzweifelt die Eisenstangen, als er auf dem glatten Metall ausrutschte. Endlich kam er wieder auf die Beine und seufzte erleichtert, dann eilte er zur linken Seite und kniete nieder, um Purefoy zwischen den Streben zu suchen.
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