NSA - Nationales Sicherheits-Amt by Eschbach Andreas

NSA - Nationales Sicherheits-Amt by Eschbach Andreas

Autor:Eschbach, Andreas [Eschbach, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Romane, Thriller
ISBN: 9783785726259
Goodreads: 40493285
Herausgeber: Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach
veröffentlicht: 2018-09-27T22:00:00+00:00


Dann ließ er die Abfrage noch einmal laufen, schrieb sich die Telephonnummer auf und suchte die zugehörige Person heraus. Das hätte man sicher eleganter machen können, aber so ging es auch.

Es handelte sich um einen Dieter Hellenbrandt, gegenwärtig als Gefreiter in der 164. Infanteriedivision dienend, damals jedoch Sachbearbeiter in der Weimarer Reichsbank-Filiale, zuständig für Immobiliengeschäfte und Arisierungen.

Arisierungen!

Lettke lachte unwillkürlich auf. Das also steckte dahinter!

Er rief das Grundbuch auf, suchte nach der Kirschbachstraße 23 in Weimar: Tatsächlich. Das Haus hatte einer Irma Rosenblatt gehört, die es im Jahr 1938 verkauft hatte – allerdings nicht im April, sondern erst im Juli, und auch nicht an die Schmettenbergs, sondern an eine Firma namens Kleisthammer GmbH mit Sitz in Berlin, für 12.400 Reichsmark, zweifellos ein lächerlich niedriger Preis.

In Weimar hatte Cäcilia also nicht zugegriffen. Aber, so fand er heraus, am nächsten Tag in Nürnberg. Und in München gleich mehrmals – zwei Mietshäuser und eine Getränkeabfüllfabrik. Und so weiter. Je mehr ihrer Reisen er nachprüfte, desto deutlicher wurde das Bild: Die Schmettenbergs hatten im Rahmen der Arisierung kräftig zugelangt, und da der Herr Industrielle oft anderweitig beschäftigt war, hatte er eben seine Frau losgeschickt, um sich die Immobilien zu schnappen, die Juden hatten aufgeben müssen.

Das Problem bei der Sache, zumindest, was ihn anbelangte: Das alles war völlig legal.

Sicher, die Profiteure der Arisierung redeten nicht gern darüber. Aber es war nicht gesetzwidrig, im Gegenteil. Gesetze und Vorschriften, um die Juden aus dem Wirtschaftsleben und der Öffentlichkeit zu verdrängen, gab es seit 1933, und jedes Jahr kamen neue hinzu. Cäcilia Schmettenberg mit der Enthüllung zu drohen, dass sie und ihr Mann durch die Arisierung Dutzende von Immobilien und Firmen billig erworben hatten, würde ihr zweifellos höchstens ein herzhaftes Lachen entlocken: Wenn man die Juden zwang, ihre Immobilien zu verkaufen, musste es ja schließlich auch jemanden geben, der sie kaufte!

Wenn er belastendes Material gegen sie haben wollte, musste er etwas anderes finden.

Nur wo?

Er benutzte den Befehl, den ihm die Bodenkamp ganz zu Anfang gezeigt hatte – den, der alle Tabellen auflistete, die es überhaupt gab. Und es gab ja unglaublich viele, zu den seltsamsten Themen. Ein Verzeichnis aller Güter, die im Deutschen Reich hergestellt oder gehandelt wurden. Eine Tabelle der Nährwerte aller Lebensmittel. Eine Liste aller Taxifahrten, eine Liste aller Zugreservierungen, eine Liste aller registrierten Hunde! Eine Tabelle aller gemeldeten Geschlechtskrankheiten. Eine Tabelle aller ausgestellten Pässe, Führerscheine und anderer Dokumente. Eine Tabelle aller Verkehrsdelikte. Eine Tabelle aller Grenzübertritte. Eine Tabelle aller aus- oder eingeführten Güter. Und so weiter, und so fort.

Wozu? Was konnte man damit schon anfangen? Und es handelte sich ja nicht um vernachlässigbar kleine Tabellen: Im Gegenteil, die nahmen einen respektablen Teil der Datensilos in Beschlag.

Vor einigen Wochen hätte er sich noch einfach gesagt, dass diese Datenbestände einst aus anderen Gründen angelegt worden waren – zu statistischen Zwecken, um die Volkswirtschaft besser steuern zu können oder dergleichen –, und dann wäre er zur Tagesordnung übergegangen. Er hätte sich gesagt, dass es für das, was seine Aufgabe war – nämlich politische Feinde und ähnliche Gefahren für das



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