Notaufnahme by Sellin Fred
Autor:Sellin, Fred [Sellin, Fred]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Doku
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00
Der vierte Tag
Der neue Tag, inzwischen ist Dienstag, ist noch keine zwei Stunden alt, da tauchen erneut zwei Polizeibeamte in Uniform auf. Sie interessieren sich für einen Mann, der zur gleichen Zeit von der Besatzung eines Rettungswagens hereingeschoben wird. Er stinkt fürchterlich. Entsprechend sieht seine Kleidung aus, besonders die Hose.Vorn ist sie nur nass, hintenherum auch bräunlich verfärbt. Offensichtlich sind seinem Körper alle denkbaren Exkremente entwichen. Die Sanitäter tragen Latexhandschuhe. Als sie sehen und vor allem riechen, was da auf sie zukommt, streifen sich auch die Krankenschwestern Kerstin und Nadine sowie Pfleger Söhnke schnell Handschuhe über. Mit bloßen Händen möchte keiner von ihnen den Neuzugang anrühren. Es dauert keine zwei Minuten, bis sich sein Gestank auf dem Gang ausbreitet wie eine Giftwolke. Ich drehe mich weg, muss würgen. An die üblen Gerüche kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Zum Glück gibt es Raumluft-Desinfektionsspray. In jedem Behandlungszimmer steht eine große Dose davon. Am hinteren Empfangstresen finde ich auch eine. Sobald der Neue in ein Zimmer verfrachtet ist, werde ich die halbe Dose versprühen. Normalerweise müsste man ihn erst einmal von seinen verschmutzten Kleidungsstücken befreien und unter eine Dusche stellen. Doch dafür ist er zu betrunken. Stehen kann er nicht mehr.
Die Polizisten sind aus zwei Gründen mitgekommen: Erstens wüssten sie gern, wer dieser Mann überhaupt ist, wo er herkommt, wo er wohnt, was er sonst so treibt. Und zweitens würden sie von ihm allzu gern erfahren, was das für ein graues Pulver in der Tüte ist, die sie aus seiner Hosentasche gefischt haben, als sie, vergeblich, nach seinem Ausweis suchten. Um diese Auskünfte von ihm zu erhalten, sind sie allerdings entschieden zu früh dran. Mit dem Sprechen klappt es bei ihm nämlich auch noch nicht wieder, jedenfalls nicht so, dass man ihn verstehen könnte. Wobei unklar ist, ob das ausschließlich auf die Menge an Alkohol zurückzuführen ist, die er sich einverleibt haben muss. Oder ob es vielleicht daran liegt, dass er der deutschen Sprache gar nicht mächtig ist.
Bisher wissen die Polizisten nur, was sie gesehen haben: Dass er am U-Bahnhof Langenhorn auf einer Bank lag, nicht ansprechbar und nur »schwer erweckbar«, wie es die Rettungsassistenten im Einsatzprotokoll festgehalten haben. Und was sie jetzt hier, auf dem hell erleuchteten Gang der Notaufnahme, sehen und hören können: Demnach dürfte der Mann um die fünfzig sein und mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Ausland stammen. Sie tippen auf Osteuropa. Dem Aussehen nach und falls sie sich nicht verhört haben. Die wenigen Laute, die er von sich gegeben hat, unverständliche Wortfetzen, klangen zumindest nach einer slawischen Sprache.
Gleich darauf sinkt der Mann wieder in einen Schlaf, der ziemlich fest sein muss. Die Pfleger messen Blutdruck und Puls und nehmen ihm Blut ab, ohne dass er etwas davon mitzubekommen scheint. Seine Vitalfunktionen - Bewusstsein, Atmung und Kreislauf - sind seinem Zustand entsprechend, aber nicht besorgniserregend. Offenbar ist es wirklich nur der Alkohol, der ihn dermaßen außer Gefecht gesetzt hat.
Nachdem sie damit fertig sind, schieben sie ihn mit der Trage Richtung Ausgang, dann links den kurzen Gang entlang, der vor dem »Holsten-Eck« endet.
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